Hamburg. Stadträder sind zwar die ersten 30 Minuten kostenlos, doch Elektroroller werden häufiger genutzt – trotz Konfliktpotenzials.
Die ausleihbaren E-Scooter sind in Hamburg deutlich beliebter als Leihfahrräder. Die vier Anbieter von Elektrorollern zählten im vergangenen Jahr nach Angaben des Senats 11,3 Millionen Fahrten. Das Leihsystem Stadtrad registrierte nach Angaben des Betreibers Deutsche Bahn dagegen nur rund 1,6 Millionen Ausleihvorgänge. Das bedeutet, dass Roller sieben Mal so oft wie die roten Leihfahrräder genutzt wurden.
Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende erklärte, es gebe in Hamburg rund sechs Mal so viele Leihroller wie Stadträder, pro Gerät sei die Ausleihzahl also grob vergleichbar. Auf Hamburgs Straßen wurden im Sommer rund 20.000 E-Scooter angeboten, gegen Jahresende waren es 17.000, wie der Senat auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Thering und Richard Seelmaecker mitteilte. An den gut 300 Leihstationen von Stadtrad stehen rund 3600 Fahrräder zur Verfügung. Andere Fahrradverleiher spielen in Hamburg nur eine untergeordnete Rolle.
Stadtrad ist die ersten 30 Minuten kostenlos
Im Vergleich zu den E-Scootern haben die seit 2009 in Hamburg verfügbaren Stadträder einen großen Vorteil für die Kunden: Die ersten 30 Minuten eines Ausleihvorgangs sind kostenlos. Rund 90 Prozent der Nutzungen in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres waren kürzer als eine halbe Stunde. Den Tageshöchstpreis hatte die Deutsche Bahn im Juni von 15 auf 9 Euro gesenkt.
Dennoch ging die Zahl der Ausleihvorgänge im vergangenen Jahr um rund elf Prozent zurück. Grund sei vermutlich der wechselhafte Sommer gewesen, hatte eine Bahnsprecherin Ende des Jahres gesagt. Beim Stadtrad mache sich in der langfristigen Entwicklung vor allem bemerkbar, dass es im Zuge der Corona-Pandemie einen extrem großen Boom beim Kauf von Fahrrädern gegeben habe, erklärte ein Sprecher der Verkehrsbehörde.
- E-Scooter: Weiter viele Unfälle, aber auch ein Positivtrend
- Sechs neue Switch-Punkte – reguläre Parkplätze fallen weg
- E-Scooter erfasst Fußgänger: Senior schwebt in Lebensgefahr
Unter den Käufern seien auch viele Menschen gewesen, die zuvor kein Rad hatten und beispielsweise das Stadtrad nutzten. Auch bei den E-Scootern verringerte sich die Zahl der Ausleihvorgänge, allerdings nur um 7,4 Prozent, wie aus den Zahlen des Senats weiter hervorgeht.
E-Scooter bergen bestimmtes Konfliktpotenzial
Hamburgs rot-grüne Regierung möchte das öffentlich geförderte Stadtrad-System weiter ausbauen, bis Ende der Legislaturperiode – also Anfang nächsten Jahres – sollen laut „Strategie Mobilitätswende“ 4500 Fahrräder an über 350 Stationen stehen.
Auch E-Scooter könnten derweil die Erreichbarkeit der Haltestellen von Bus und Bahn verbessern und dadurch zur Stärkung des ÖPNV beitragen, stellte der Senat in seinem Strategiepapier fest. Die Zulassung der sogenannten Elektrokleinstfahrzeuge im Jahr 2019 habe jedoch zu Konflikten geführt, insbesondere durch das oft störende Abstellen der E-Scooter, heißt es weiter.