Hamburg. Einweg-E-Zigaretten sind ein großes Umweltrisiko, Brandgefahr inklusive. Stadtreinigung stößt vor allem auf St. Pauli auf die Geräte.
Einweg-E-Zigaretten, auch Vapes genannt, sind in Mode – auch und gerade bei jungen, teils noch minderjährigen Konsumentinnen und Konsumenten in Hamburg. Die Verdampfer sind nicht nur gesundheitsgefährdend, sondern schaden auch der Umwelt massiv. Bei einem Vape können Konsumenten weder das Liquid (oftmals nikotinhaltige Flüssigkeit, die verdampft wird) nachfüllen noch die Batterie ersetzen. Ist die E-Zigarette „leer“, fliegt das komplette Produkt in den Müll. Oder es wird einfach achtlos auf den Boden geworfen. Dort, wo sie hingehören, auf den Recyclinghöfen, landen die wenigsten der umstrittenen Geräte.
Einweg-E-Zigaretten: Entsorgung problematisch: Vapes verschmutzen Hamburg
Wer meint, etwas Gutes zu tun, wenn er die aufgebrauchte Vape dem Restmüll zuführt, liegt falsch. Landet die E-Zigarette im Hausmüll, werden die enthaltenen Sekundärrohstoffe vernichtet, heißt es aus der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA). Konkret gehe es um das Lithium aus den Batterien der Vapes, das bei korrekter Entsorgung recycelt werden kann.
Und nicht nur das: Von den Batterien geht Brandgefahr aus. In deren Folge können giftige Verbrennungsgase entstehen und enthaltene Schwermetallen wie Cobalt, Kupfer und Nickel freigesetzt werden, warnt die BUKEA. Kay Goetze, Sprecher der Stadtreinigung Hamburg (SRH), bemängelt das Problem ebenfalls, sagt aber: „Glücklicherweise sind Fahrzeugbrände und Rauchentwicklungen in der Fahrzeug-,Trommel‘ oder in den Müllverwertungsanlagen bei der SRH sehr selten.“ In den Anlagen gebe es Löscheinrichtungen, die bei Feuer in den Müllbunkern ausgelöst werden. Komme es aber doch mal zu einem Feuer, sei die Ursache nicht immer feststellbar. Wie viele Brände die Vapes verursachen, bleibt daher ungewiss.
Stadtreinigung Hamburg: Vapes landen nur selten auf Recyclinghöfen
Abseits der Batterien enthalten die Einweg-E-Zigaretten weitere Problemstoffe. „Kunststoffteile der Vapes bergen die Gefahr der Freisetzung von Mikroplastik, wenn sie unachtsam in der Umwelt entsorgt werden. Ferner können Nikotin und Aromastoffe der Liquids bei Freisetzung Pflanzen und Lebewesen schaden“, informiert BUKEA-Sprecherin Franziska Fleischhauer. Sogar eine Verunreinigung von Gewässern und Grundwasser sei denkbar.
Wie Fleischhauer berichtet, werden nach Beobachtung der Stadtreinigung viele Vapes in den öffentlichen Papierkörben rund um die Reeperbahn entsorgt. „Die Vermutung liegt also nahe, dass der Anteil gerade in Ausgehvierteln im Verhältnis höher ist“, sagt sie. An den Recyclinghöfen der Stadtreinigung würden hingegen verhältnismäßig wenig Einweg-E-Zigaretten abgegeben – „obwohl das neben der Problemstoffsammlung der richtige Entsorgungsweg wäre“.
Vapes sind „grober Unfug“, ist sich Verbraucherschützer aus Hamburg sicher
Für Tristan Jorde, Umweltberater bei der Verbraucherzentrale Hamburg, sind Einweg-E-Zigaretten vor allem eines: „grober Unfug“, sagt er. „Wir als Verbraucherzentrale stehen natürlich allen Einweg-Dingen sehr zurückhaltend bis ablehnend gegenüber. „Und hier wird auch noch kleinteiliger Elektroschrott einfach weggeworfen.“ Weil die Suchtmittel auf Dauerkonsum angelegt seien, entstünden da „ganz schöne Mengen“ Müll.
Für Umweltberater Jorde steht fest: Es braucht ein Verbot der Vapes. „Wer schon rauchen will, der soll nachfüllbare E-Zigaretten mit austauschbarem Akku benutzen. Damit kann man mehrere Jahre auskommen“, sagt er. „Bei diesem Einweg-Elektronikschrott müssen wir endlich die Bremse ziehen.“ Auch er verweist auf hochgiftige Materialien in und das Explosionsrisiko von Vapes.
Ein Einweg-E-Zigaretten Verbot, das etwa die Verbraucherzentrale Hamburg oder der Bundesverband Rauchfreie Alternative (BVRA), ein Konsumentenverband für E-Raucher, fordern, ist für Hamburg nicht so einfach umzusetzen. Die Zuständigkeiten liegen auf Bundes- beziehungsweise EU-Ebene, informiert die BUKEA. Bereits im März 2023 hatte der Bundesrat die Regierung in einem Beschluss zum Verbot der Vapes aufgefordert. Passiert ist in der Sache seitdem quasi nichts.
Verbot von Vapes: Umweltberater vermutet Lobbyismus
Die Mühlen der Gesetzgebung würden ja meistens langsam mahlen, meint Umweltberater Jorde. Dass die Einweg-E-Zigaretten auch nach jahrelanger Diskussion nicht einfach verboten werden, findet er jedoch seltsam. Er hegt diesbezüglich einen herben Verdacht: Lobbyismus. „Ich habe den Verdacht, dass da große Konzerne drinhängen, die ihre Ware unter den Namen von Pseudo-Start-ups vertreiben. Sonst wäre das doch schon längst verboten worden.“ Handfeste Indizien dafür gebe es aber nicht.
Die Hamburger Umweltbehörde verweist darauf, dass es bereits einschränkende Regelungen für Einweg-E-Zigaretten gibt. Sie unterstütze diese Ansätze, um das Entsorgungsproblem einzudämmen. Aufgrund der elektronischen Bauteile fallen Vapes unter das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG). Das bedeutet, dass nicht nur die Recyclinghöfe die Geräte annehmen, sondern auch Vertreiber und Hersteller zur Rücknahme von Altgeräten verpflichtet sind.
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Einweg-e-Zigaretten landen selten auf Recyclinghöfen: Entsorgung von Vapes problematisch
Klingt gut, klappt aber selten. „Leider werden die Vapes jedoch durch die Nutzerinnen und Nutzer oft nicht als Elektro- und Elektronikgeräte wahrgenommen, was Fehlentsorgungen begünstigt“, so Fleischhauer von der BUKEA. Außerdem müssen bisher nur Vertreiber mit einer Mindestverkaufsfläche von 400 beziehungsweise 800 Quadratmetern (Lebensmittelhändler) die Geräte zurücknehmen. Das trifft auf Kioske oder Tankstellen, die oftmals Vapes verkaufen, nur sehr selten zu. Viele der Einweg-E-Zigaretten werden zudem online, teils unter dubiosen Bedingungen, gehandelt. Künftig könnte sich die Situation etwas verbessern, informiert die BUKEA. Im jüngsten Entwurf zur Novelle des ElektroG sei nämlich eine Rücknahmepflicht von Einweg-E-Zigaretten für alle Vertreiber, egal welche Größe ihr Laden hat, vorgesehen.