Reinbek. Reinbeks Recycling-Experten feiern Jubiläum. Über das Erfolgsgeheimnis des Stormarner Entsorgungsunternehmens.
Im Jahr 1899 als klassisches Fuhrunternehmen an der Bergedorfer Rektor-Ritter-Straße (damals noch Sillemstraße) gegründet, ist die Buhck-Gruppe auch nach 125 Jahren noch in vierter Generation ein Familienunternehmen. Das gesamte Geschäftsfeld dreht sich um die Entsorgung: von der Akku-Knopfzelle bis zum Solarpaneel.
Die Brüder Dr. Henner und Thomas Buhck sind die Geschäftsführer der Unternehmensgruppe, ihre Frauen Bianca und Britta sind Vorstände der Buhck-Stiftung, die seit 25 Jahren erste Adresse für nachhaltiges Engagement in Sachen Umwelt, Bildung oder auch Integration ist.
Wirtschaft Schleswig-Holstein: 125 Jahre Buhck
Zur Gruppe mit Hauptsitz in Reinbek zählen heute 35 Einzelunternehmen an 21 Standorten. Eines ist beispielsweise das Recyclingunternehmen Willi Damm GmbH & Co.KG in Grambek, das seit 1994 zur Firmengruppe gehört. Auf dem Hof landet der gesamte Abfall der Region.
„Bei uns wird Bauschutt sortiert, vor allem aber auch Haus- und Biomüll, Pappe sowie der Wertstoffmüll gesammelt und zu den Sortieranlagen gefahren“, sagt Jens Göhner, Geschäftsführer der Willi Damm GmbH & Co. KG. „Erhebliche Probleme entstehen dadurch, dass darin oft Lithium-Ionen-Akkus landen.“ Diese hätten darin nichts verloren.
Entsorgung: vom Mini-Akku bis zur Solarzelle
Dass diese kleinen Batterien eigentlich Elektroschrott sind, wissen jedoch die wenigsten. Egal ob in der Glückwunschkarte mit Sound, in der Einweg-E-Zigarette oder als Anstecker mit Blinklicht: In all diesen Kleinstgeräten stecken Akkus, die im Abfall gefährlich werden können.
Göhner warnt: „Wir hatten allein dieses Jahr schon zwei Beinahe-Brände, im Jahr 2023 hatten wir sechs Brände in Müllwagen“, berichtet der 54-Jährige. Die versteckten Akkus entwickeln bei Beschädigung und Zerstörung eine Hitze, die umliegenden Unrat entzünden kann.
„Wird eine Batterie zerstört, entlädt sich die darin enthaltene gesamte Energie auf einen Schlag“, führt Göhner aus. Das kann passieren, sobald der Abfall mit schweren Maschinen verladen, geschreddert, gepresst oder nur zusammengeschoben werden muss. In den Bergen von Abfall seien sie kaum zu erkennen, auch wenn das Personal von Willi Damm gründlich geschult ist. Selbst recht große Akkus, wie die von Bohrmaschinen, verschwinden schon mal im Unrat.
Pfandsystem für Mini-Akkus gefordert
Auch wenn die Knopfzellen fest in Kunststoff verschweißt sind, zählen sie nicht zum Wertstoffmüll, sondern sind Elektroschrott. „Sie können kostenlos auf einem der elf Recyclinghöfe in Stormarn oder im Lauenburgischen abgeben werden“, rät Göhner. „In diesen Kreisen können die Bürgerinnen und Bürger den Elektroschrott sogar zweimal im Jahr kostenfrei abholen lassen.“
Auch der Handel sei verpflichtet, diese Produkte zurückzunehmen und zu entsorgen. Göhner befürchtet jedoch, dass die korrekte Entsorgung der Akkus ohne finanziellen Anreiz nicht klappt und plädiert für ein bundesweites Pfandsystem.
Die Buhck Gruppe ist nach eigenen Angaben einer der größten norddeutschen Umweltdienstleister. Mit über 1200 Mitarbeitenden erwirtschaftete sie im Jahr 2023 einen Umsatz von rund 210 Millionen Euro. Geschäftsfelder sind Abfallsammlung und -entsorgung, Rohr- und Kanalservice sowie Beratungen. Stolz ist man darauf, dass die Buhck Gruppe Deutschlands erster klimaneutraler Umweltdienstleister sei.
Entsorgungsnachweis für Solarpaneele dringend nötig
Da passte Anfang 2020 die Idee von Mitarbeiter Martin Wilke, aussortierte Solarpaneele zu prüfen und wieder aufzuarbeiten, perfekt zum Firmenimage. Private Eigentümer von Photovoltaik-Anlagen würden diese nutzen, bis sie keinen Strom mehr produzieren – oft bis zu 25 Jahre lang. Bei Betreibern von Solarparks oder gewerblichen Eigentümern sei diese Spanne kürzer.
„Die Rückseitenfolien der Paneele werden nach zehn Jahren schon porös“, weiß der Prokurist. „Dringt dort Feuchtigkeit ein, kann es zu Isolationsproblemen kommen, und so kann das gesamte System ausfallen.“ Ein beschädigtes Panel sei von außen jedoch meist nicht zu erkennen, Solarparkbetreiber würden dann sämtliche Module aussortieren.
Auch interessant
- Polizei Reinbek: Auto brennt – zwei Verdächtige festgenommen
- Nacktschnecken: Dieser Geheimtipp hilft wirklich gegen die Plagegeister
- Reinbek: Flüchtlingsheim an Stettiner Straße wird größer – Nachbar sorgt sich um Sonne
Doch anstatt die PV-Anlagen korrekt zu entsorgen, werden viele an Dritte-Welt-Länder verschleudert. 100.000 Tonnen an Solarmodulen hätten 2023 beseitigt werden müssen, aber nur 18.000 Tonnen seien recycelt worden. Das lässt sich kontrollieren, da alle Paneele, für die eine EEG-Vergütung kassiert werde, bei der Bundesnetzagentur registriert werden müssen.
„Das Problem ist, dass für die PV kein Entsorgungsnachweis geleistet werden muss“, erklärt der 37-jährige Fachmann. In internationalen Forschungsgruppen setzt sich Martin Wilke dafür ein. Der illegale Export sei ein Riesenproblem: „Denn so gehen uns wertvolle Rohstoffe verloren.“ Und für die neuen Eigentümer würden die Anlagen zum Sicherheitsrisiko.
Vom Garagenprojekt zum deutschen Marktführer
Gewöhnlich können von einem Solarpanel nur Aluminiumrahmen, Anschlussdosen aus Kunststoff und Kabel – etwa 20 Prozent – recycelt werden. „Aber 80 Prozent der Module sind aus Glas, und das wird beim Schreddern verunreinigt“, erläutert Wilke.
Denn Glas, Folien, Silizium und das Silber der Leiterbahnen werden so laminiert, dass sie nicht mehr zu trennen seien. „Silizium und Silber aber sind verloren“, sagt der Ingenieur. Und da kommt Buhck oder besser Re.Energy mit seiner Marke 2ndlifesolar ins Spiel.
Vorteil eines Jobs im Mittelstand: Es wird nicht lange gefackelt
„Wir sind die Spinne im Netz“, sagt Wilke. „Solarparkbetreiber und Gewerbetreibende kontaktieren uns, wenn sie ihre Anlagen loswerden wollen. Unsere Rückbauteams fahren hin und sortieren nach beschädigten und potenziell noch intakten Modulen.“ Die hoffentlich noch intakten würden ins Prüflabor gebracht. Noch nutzbare Solarpaneele werden über Vereine und Initiativen, die auch beraten können, an private Eigentümer verkauft.
Mittlerweile ist Martin Wilke Spezialist. Aus anfangs 6000 in der Garage aufgearbeiteten Solarpaneelen sind 240.000, ein eigenes Unternehmen mit 23 Mitarbeitenden und drei Prüflaboren in Hamburg, bei München und in Görlitz geworden. „Wir können 200.000 Paneele pro Jahr prüfen, im Zweischichten-System könnten wir das Doppelte schaffen“, sagt er überzeugt.
Wilke ist froh, dass er von einem börsennotierten Großunternehmen in den Mittelstand gewechselt hat. „So konnte ich mein Projekt weiterentwickeln“, stellt er fest. „Wenn ich etwas gut begründen kann, wird bei Buhck mit Entscheidungen nicht lange gefackelt.“ Immerhin habe Buhck eine Million Euro in die Entwicklung investiert. Geld, das das Unternehmen zuvor selbst verdient hatte.