HafenCity. Der Hamburger Dieter Becken schmiedet Konsortium und will für den Elbtower bieten. Senat „begrüßt das Engagement“ potenzieller Interessenten.
Inzwischen stehen die Kräne der Baustelle des Elbtowers in Hamburg seit siebeneinhalb Monaten still, aber am grünen Tisch kommt Bewegung in das Projekt. So will der Hamburger InvestorDieter Becken mit einem Konsortium beim Wahrzeichen einsteigen. „Ja, wir werden ein Angebot für den Elbtower abgeben“, sagte er nun der „Zeit“. „Ich mache das aber nicht allein. Ich organisiere derzeit für das Projekt ein Konsortium aus Kapitalgebern.“
Die Stadtentwicklungsbehörde reagierte zurückhaltend auf das Angebot. „Die Errichtung des Elbtowers ist ein privatwirtschaftliches Projekt“, sagte Sprecher André Stark. „Der Senat geht davon aus, dass im Rahmen des Insolvenzverfahrens auch eine privatwirtschaftliche Lösung für die Wiederaufnahme der Bautätigkeit gefunden werden kann.“ Bei der HafenCity GmbH wollte man das Interview von Dieter Becken nicht kommentieren und verwies auf das laufende Bieterverfahren.
Elbtower Hamburg: Erster Investor wagt sich aus der Deckung
„Der Senat steht im Kontakt mit dem Insolvenzverwalter, begleitet das laufende Verfahren konstruktiv und begrüßt das Engagement potenzieller Bieter“, sagte Stark weiter. Aufgrund der Vertraulichkeit des Verfahrens sowie zur Wahrung seiner Rechte und Verhandlungsposition sehe der Senat davon ab, konkrete Verfahrensschritte oder Stellungnahmen Dritter zu kommentieren.
Der Investor Dieter Becken, der unter anderem den Berliner Bogen baute, glaubt an das Milliardenprojekt des österreichischen Immobilienunternehmers René Benko, dessen Unternehmen Signa Ende letzten Jahres in die Pleite rutschte. „Man kann Signa auch noch ein Kompliment machen. Die haben hier ein sehr, sehr nachhaltiges Projekt geplant“, sagte Becken weiter.
Er erwartet auch keine Probleme bei der Vermietung des 245-Meter-Wolkenkratzers an den Elbbrücken. Zuletzt waren wegen des stockenden Baus allerdings schon vertraglich gebundene Mieter wie die Hamburg Commercial Bank oder der Versicherungsmakler AON abgesprungen.
Dieter Becken: Der Elbtower ist ein ganz besonderer Ort
„Wir haben auch Projekte, wo wir 38 Euro pro Quadratmeter erzielen. Und der Elbtower ist ein hochattraktiver Standort, gerade in den oberen Etagen. Er hat einen eigenen Autobahnzugang, eine herausragende Architektur, das wird schon ein ganz besonderer Ort“, sagte Becken weiter.
Dem Vernehmen nach gibt es derzeit mehrere Interessenten, die an einem konkreten Angebot für den Elbtower arbeiten und Kapital einsammeln. Schätzungen zufolge sind bereits rund 400 Millionen Euro investiert worden, ein Weiterbau dürfte noch einmal deutlich teurer werden.
Das öffentliche Gebot könnte aber die Stimmung rund um das Prestigeobjekt verbessern helfen. Der Vorstandsvorsitzende der Signal-Iduna-Gruppe, Ulrich Leitermann, hatte dem NDR erklärt: „Ganz ehrlich, das kann sich Hamburg doch nicht erlauben, dass man so eine Bauruine sieht, wenn man über die Elbbrücken fährt. Das tut doch weh.“
Die Signal-Iduna hofft noch auf ein Hamburger Konsortium
Leitermann glaubt fest an die Realisierung. „Der wird fertig gebaut. Er wird in seiner vollen Höhe fertig gebaut, und es wird ein Anziehungspunkt für Touristen – ähnlich wie bei der Elbphilharmonie.“
Allerdings hat die Signal Iduna schon 50 Millionen Euro in den Wolkenkratzer investiert. Der Signal-Iduna-Chef hofft auf eine Hamburger Lösung wie bei der Rettung von Hapag-Lloyd. Der Vorstoß von Dieter Becken zeigt, dass die Privatwirtschaft dem Elbtower eine Perspektive zutraut.
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Eine Wiederaufnahme der Bauarbeiten am Elbtower aber dürfte sich hinziehen, weil zunächst der Insolvenzverwalter am Zug ist. „In den nächsten Wochen läuft die Frist aus. Entschieden über die Angebote soll irgendwann im November werden“, sagte Becken. Das Bauunternehmen Lupp hat bereits erste Kräne an der Baustelle abgebaut – weitere sollen nun noch folgen. Und auch Experten der Branche rechnen derzeit nicht mehr mit einer Fertigstellung vor 2028.