Hamburg. Dass wird eng: Neben Motorradgottesdienst sorgen Fahrradsternfahrt und „Women‘s Run“ für Straßensperrungen ausgerechnet zur Wahl.

  • In Hamburg werden am 9. Juni die Bezirksversammlungen und das Europaparlament gewählt
  • Zugleich finden Motorradgottesdienst, Fahrradsternfahrt und „Women‘s Run“ statt – auch die A7 ist gesperrt
  • Droht am Wahlsonntag in Hamburg ein Debakel wie in Berlin?

Wenn am 9. Juni die Hamburgerinnen und Hamburger die sieben Bezirksversammlungen und das Europaparlament neu wählen, dann sorgen drei große Veranstaltungen für zeitweilige Sperrungen von Straßen vor allem im erweiterten Innenstadtbereich und können den Weg ins Wahllokal erschweren: der Motorradgottesdienst, die Fahrradsternfahrt der bundesweiten Aktion „Mobil ohne Auto“ und der Viertelmarathon „Rewe Women‘s Run“. „Logistisch ist das nicht die optimale Voraussetzung, aber ich meine, wir werden das hinbekommen“, sagt Landeswahlleiter Oliver Rudolf.

Verkehr in Hamburg am 9. Juni: Wahlpannen in Berlin als warnendes Beispiel

Allen Verantwortlichen für die Durchführung von Wahlen ist der 26. September 2021 ein Menetekel: Damals wählten die Berlinerinnen und Berliner zeitgleich den Bundestag, das Abgeordnetenhaus und die Bezirksvertretungen. Weil am selben Tag auch der Berlin-Marathon stattfand, kam es infolge der Straßensperrungen zu zahlreichen Wahlpannen.

Es bildeten sich lange Schlangen vor Wahllokalen, weil unter anderem Stimmzettel fehlten und wegen der Sperrungen nicht nachgeliefert konnten. Die Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus mussten wegen der zahlreichen Pannen im Februar 2023 wiederholt werden. Ein Jahr später wurden die Wählerinnen und Wähler in 455 der 2256 Wahlbezirke zur Neuwahl des Bundestages an die Urnen gerufen.

Polizei Hamburg sperrt am Wahlsonntag zahlreiche Straßen

Die Hamburger Polizei ist zuversichtlich, dass sich Szenen wie in Berlin nicht wiederholen werden. „Generell lässt sich sagen, dass sich die Wahllokale für die Hamburgerinnen und Hamburger häufig sehr nah zu ihren Wohnanschriften befinden, sodass jede und jeder Wahlberechtigte trotz möglicher Veranstaltungen oder Demonstrationen sein örtliches Wahllokal sicher erreichen wird“, sagt Polizeipressesprecherin Laura Wentzien.

Die Polizei werde beim Motorradgottesdienst, der Fahrradsternfahrt und dem „Rewe Women‘s Run“ anwesend sein. „Es wird zu temporären Straßensperrungen kommen, aber die finalen Planungen dafür stehen noch aus“, sagt die Sprecherin.

Großdemo: Fahrradsternfahrt rechnet mit bis zu 20.000 Teilnehmern

Der Verein „Mobil ohne Auto Nord“, Veranstalter der Fahrradsternfahrt, rechnet mit 10.000 bis 20.000 Radfahrern und Radfahrerinnen. „Die Zahl der Teilnehmenden hängt wesentlich vom Wetter ab“, sagt Thomas Schönberger, Vorstandsmitglied von „Mobil ohne Auto“.

Von insgesamt 80 Startpunkten aus im Umland und in der Stadt geht es zum Teil bereits frühmorgens los. Die Routen führen über die großen Einfallstraßen aus Wedel, Pinneberg, Norderstedt, Ahrensburg, Geesthacht, Lüneburg und Buxtehude in die Innenstadt. Um 15 Uhr treffen sich die Teilnehmer auf der Kreuzung Rödingsmarkt/Willy-Brandt-Straße. Von dort aus findet eine Abschlussrunde durch die City statt, die am Rödingsmarkt endet. Nach Angaben der Veranstalter wird der Bereich während der Abschlusskundgebung gesperrt.

Teilnehmer der traditionellen Fahrradsternfahrt anlässlich des bundesweiten Aktionstages „Mobil ohne Auto“ radeln auf der Ludwig-Erhard-Straße. Das Motto lautet in diesem Jahr: „Rad fahren – Klima schützen“.
Teilnehmer der traditionellen Fahrradsternfahrt anlässlich des bundesweiten Aktionstages „Mobil ohne Auto“ radeln auf der Ludwig-Erhard-Straße. Das Motto lautet in diesem Jahr: „Rad fahren – Klima schützen“. © picture alliance/dpa | Georg Wendt

„Während der Sternfahrt werden Straßen abschnittsweise und nur vorübergehend für etwa eine halbe Stunde gesperrt und dann wieder für den Verkehr freigegeben. Alle Wahllokale werden, von allenfalls kurzen Unterbrechungen abgesehen, erreichbar sein“, sagt Schönberger. Der Verein „Mobil ohne Auto“, der bundesweit am 9. Juni Sternfahrten organisiert (Motto: „Rad fahren – Klima schützen“), ruft ausdrücklich dazu auf, wählen zu gehen oder Briefwahl zu beantragen. Details zum Routenverlauf und den Fahrtzeiten gibt es unter www.fahrradsternfahrt.hamburg.

Wahlsonntag: Für den „Mogo“ wird die Ludwig-Erhard-Straße voll gesperrt

Wenn die Radfahrer zu ihrer Schlusskundgebung gegen 15 Uhr am Rödingsmarkt eintreffen, sollen die Motorradfahrer den Bereich Ludwig-Erhard-Straße in unmittelbarer Nähe bereits verlassen. Zum 41. Motorradgottesdienst („Mogo“) in der Hauptkirche St. Michaelis erwartet der Veranstalter „zwischen 3500 und 4000 Teilnehmer“, so Organisationsleiter Dieter Fleckenstein.

Für die Anreise von 9 Uhr an und für die Abreise wird die Ludwig-Erhard-Straße nach Angaben der Polizei voll gesperrt. Während des Gottesdienstes (12.30 bis 13.30 Uhr) und des umrahmenden Musik- und Informationsprogramms wird die Straße zum Teil für die geparkten Motorräder gesperrt. „Viele Info-Angebote kreisen um das Thema Mehr Sicherheit für Biker. Unter anderem stellen wir aufblasbare Sicherheitswesten vor“, sagt Fleckenstein, der die enge Kooperation mit der Polizei betont.

A7 in Hamburg 55 Stunden zwischen Volkspark und Heimfeld voll gesperrt

Anders als in früheren Jahren werden die Motorradfahrer die Innenstadt nicht im Konvoi Richtung Buchholz/Nordheide verlassen, sondern individuell abreisen. Zentraler Grund für den Verzicht auf die Kolonnenfahrt ist die Vollsperrung der A7 für die Dauer von 55 Stunden am Wahlwochenende, die für weitere Staus im Stadtgebiet sorgen könnte.

In der Zeit von Freitag, 7. Juni, um 22 Uhr bis Montag, 10. Juni, um 5 Uhr wird die Autobahn zwischen den Anschlussstellen Hamburg-Heimfeld und Hamburg-Volkspark voll gesperrt.

Straßensperrungen in Hamburg auch für den „Women‘s Run“

Für den „Rewe Women‘s Run“ haben sich bislang 1300 Teilnehmerinnen gemeldet. Die Veranstalter rechnen mit etwa 1500 mitlaufenden Frauen und Mädchen am 9. Juni.

Für die zehn Kilometer lange Strecke entlang der Außenalster werden die Straßen Ballindamm, An der Alster, Schwanenwik, Schöne Aussicht, Fährhausstraße, Herbert-Weichmann-Straße und Sierichstraße bis zum Wendepunkt am Rondeel in der Zeit zwischen 8 und 12.30 Uhr gesperrt. Für die Fünf-Kilometer-Strecke ist der Wendepunkt am Schwanenwik. Der Start- und Zielbereich Ballindamm ist am Wahlsonntag von etwa 5 bis 15 Uhr gesperrt.

Landeswahlleiter: „Alle Wahllokale erhalten ausreichende Zahl von Stimmzetteln“

Das Landeswahlamt hat aus den Erfahrungen der Berliner Kollegen und Kolleginnen gelernt und für den Wahltag Vorsorge getroffen. „Wir werden alle Wahllokale vorab mit einer ausreichenden Zahl von Stimmzetteln versorgen, sodass wir im Laufe des Tages nicht nachliefern müssen“, sagt Landeswahlleiter Rudolf.

Ausschlaggebend für die Berechnung der Kapazitäten sei die durchschnittliche Wahlbeteiligung vorausgegangener Urnengänge in den einzelnen Wahlbezirken. Ein zusätzliches Polster ergibt sich laut Rudolf dadurch, dass der Briefwahlanteil nicht herausgerechnet wurde. „Wir liefern Stimmzettel im Umfang zwischen 36 und 100 Prozent der Wahlberechtigten an die Wahllokale aus“, sagt Rudolf.

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„Wir sind eng im Gespräch mit der Polizei. Aufgrund der Straßensperrungen kann es allenfalls kurzfristig zu Einschränkungen der Erreichbarkeit der Wahllokale an der einen oder anderen Stelle kommen. Das lässt sich im Ergebnis nicht ausschließen“, sagt der Landeswahlleiter.