Hamburg. Hohe Erstattungen für Beamte aus anderen Bundesländern. Besonders teuer sind Fußballspiele – vor allem, wenn Rostock-Fans kommen.

Wenn Hamburgs Polizei bei größeren Lagen Verstärkung braucht, dann kann das teuer werden. Jeweils zwischen 6000 und etwas über eine Million Euro hat die Stadt in den vergangenen zwei Jahren an andere Bundesländer oder den Bund gezahlt, damit von dort Bereitschaftspolizisten für Großeinsätze hier in Hamburg gestellt werden. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der CDU hervor. Allein für das Klimacamp im August 2022 am Volkspark wurden mehr als 700.000 Euro für auswärtige Einsatzkräfte fällig.

Besonders teuer war der Tag der Deutschen Einheit mit 700.000 Besuchern, der am 3. Oktober vergangenen Jahres zentral in Hamburg gefeiert wurde. Damals hatten neben der Bundespolizei auch fast alle Bundesländer Bereitschaftspolizisten nach Hamburg geschickt. 14 Hundertschaften, insgesamt 2325 Beamte, waren angereist. Die Kosten: 1.012.731 Euro und 89 Cent. Dagegen war der Besuch von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron samt seines Kabinetts eine Woche später fast ein „Schnäppchen“. 15.733 Euro und 98 Cent wurden der Stadt für auswärtige Polizisten in Rechnung gestellt. Es waren auch nur 107 Beamte.

Polizei Hamburg: Millionen Euro für Einsätze bei Demos, Fußball, Klimacamp

Das Arbeitstreffen des französischen und des deutschen Kabinetts – bekannt geworden als Fischbrötchen-Diplomatie – hatte sich am Elbufer und in Finkenwerder bei Airbus abgespielt. Das waren leicht zu überwachende Gebiete. Die Hamburger Polizei kam so zum Großteil mit eigenen Kräften aus. Für den Staatsbesuch des englischen Königs Charles III. und seiner Gemahlin Camilla kamen 205 auswärtige Polizisten. Kosten: 28.661 Euro und 35 Cent. Wohlgemerkt: Das sind nur die Kosten, die für den Einsatz auswärtiger Polizeikräfte zu zahlen waren.

So viel kosten die zusätzlichen Einsatzkräfte bei Fußball-Risikospielen

Geht es um Fußball, wird es ebenfalls teuer – letztlich für den Steuerzahler. Vor allem, wenn es sich um sogenannte Risikospiele handelt, bei denen die Fans als verfeindet gelten. Besonders viel Geld musste Hamburg an andere Bundesländer zahlen, wenn ein Hamburger Lokalderby anstand. Das teuerste Spiel: HSV gegen den FC St. Pauli am 22. Oktober 2022. 440 Polizisten rückten aus anderen Bundesländern an. Die Kosten beliefen sich auf 134.427 Euro und 79 Cent.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit Bundeskanzler Olaf Scholz auf der Terrasse des Louis C. Jacob in Hamburg.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit Bundeskanzler Olaf Scholz auf der Terrasse des Louis C. Jacob in Hamburg. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Für das Lokalderby im April 2023 gab die Stadt 83.940 Euro und 56 Cent aus. Nach der Begegnung der beiden Hamburger Mannschaften im Dezember 2023 wurden 129.944 Euro und 69 Cent an andere Bundesländer überweisen, weil diese Bereitschaftspolizisten geschickt hatten. Auffallend: Mehr Beamte müssen nicht mehr kosten. Reisen Polizisten nach einem Einsatz gleich wieder ab, weil sie beispielsweise aus Schleswig-Holstein kommen, bleibt es vergleichsweise günstig. Kommen sie von weiter her, beispielsweise aus Bayern, werden sie in der Regel für die Übernachtung in Hotels untergebracht. Auch kosten Einheiten mit spezieller Technik mehr als normale Hundertschaften.

Besonders das Klimacamp gehört zu den Spitzenreitern bei den Kosten

Teuer wurde es auch insbesondere, wenn der FC Rostock nach Hamburg kam. 126.183 Euro und 88 Cent gab die Stadt für auswärtige Polizisten aus, als im Februar vergangenen Jahres die Spieler von der Ostsee im Millerntor-Stadion spielten. Gut 50.000 Euro waren es im September 2023, zuvor gut 73.000 Euro im Juli 2022. Die Kosten für den letzten Besuch der Rostocker Fußballer am 26. April dieses Jahres sind noch nicht erhoben worden. Im Einsatz waren laut Senat 575 auswärtige Polizistinnen und Polizisten; entsprechend könnte die Summe sechsstellig sein.

Zumindest hierfür werden in der kommenden Saison keine Kosten anfallen. Hansa Rostock ist aus der 2. Bundesliga abgestiegen (und St. Pauli ohnehin bekanntermaßen in die 1. Liga aufgestiegen). Auch Lokalderbys zwischen St. Pauli und dem HSV, der weiterhin in der 2. Bundesliga spielt, wird es im kommenden Jahr zunächst nicht geben.

So viel Geld musste Hamburg für auswärtige Polizeikräfte bei den einzelnen Einsätzen zahlen, gelistet nach Höhe der Kosten:

  • 1.012.731,89 Euro: Tag der Deutschen Einheit im Oktober 2023
  • 703.052,25 Euro: Klimacamp im August 2022
  • 134.427,79 Euro: Lokalderby HSV gegen FC St. Pauli im Oktober 2022
  • 130.361,58 Euro: Demo von Impfgegnern im Januar 2022
  • 129.944,69 Euro: Lokalderby HSV gegen FC St. Pauli im Dezember 2023
  • 129.263,65 Euro: Zweitligaspiel HSV gegen 1. FC Magdeburg im Oktober 2022
  • 126.183,88 Euro: Zweitligaspiel FC St. Pauli gegen Hansa Rostock im Februar 2023
  • 90.718,85 Euro: Demonstrationen im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt im Oktober 2023
  • 83.940,56 Euro: Lokalderby HSV gegen FC St. Pauli im April 2023
  • 75.421,67 Euro: Demonstrationsbegleitungen am 1. Mai 2023
  • 73.161,33 Euro: Zweitligaspiel FC St. Pauli gegen Hansa Rostock im Juli 2022
  • 54.684,17 Euro: Zweitligaspiel FC St. Pauli gegen Kaiserslautern im Januar 2024
  • 53.356,83 Euro: Zweitligaspiel FC St. Pauli gegen Hansa Rostock im September 2023
  • 50.485,17 Euro: Relegationsspiel HSV gegen Hertha BSC im Mai 2020

Extrem teuer war das Klimacamp, das im August 2022 in Hamburg stattfand. Damals waren an fünf Tagen Bereitschaftspolizisten aus anderen Bundesländern in Hamburg im Einsatz. Die Gesamtkosten für alle Tage betrugen 703.052 Euro und 25 Cent.

Auswärtige Hundertschaften waren auch an mehreren Tagen im Oktober vergangenen Jahres wegen Demonstrationen oder der Durchsetzung von Demonstrationsverboten im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt in Hamburg im Einsatz. Die Kosten dafür beliefen sich auf 90.718 Euro und 85 Cent. „Ob Demonstrationen, Fußballspiele oder steigende Kriminalität, Hamburgs Polizei ist seit Jahren an der Belastungsgrenze angelangt“, sagt Dennis Thering, CDU-Fraktionsvorsitzender.

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Die Amoklage an der Deelböge, als im März 2023 ein Amokläufer acht Menschen und ein ungeborenes Kind tötete, sowie die Geiselnahme am Flughafen, bei denen 52 und 124 auswärtige Polizisten, oft Spezialkräfte, eingesetzt wurden, sind noch nicht abgerechnet.

Die Sache ist in gewisser Weise ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Auch Hamburg kassiert, wenn es seine Hundertschaften zu Großeinsätzen in andere Bundesländer schickt.