Hamburg. Im Rahmen der europaweiten „Speed-Week“ kontrolliert die Polizei Hamburg verstärkt – theoretisch an mehr als 100 Standorten.
- Speed Week endet am Freitag mit Blitzer-Marathon in Hamburg
- Polizei Hamburg kann an mehr als 100 Stellen gleichzeitig Geschwindigkeit messen
- Aktion nicht unumstritten
Wenn es am Freitag (19. April) in Hamburg verstärkt blitzt, dann ist nicht das schlechte Wetter schuld: Zum Höhepunkt und Abschluss der „Speed-Week“, einer europaweiten Aktionswoche zur Geschwindigkeitskontrolle, die an diesem Montag angelaufen ist, absolviert die Polizei den sogenannten Blitzer-Marathon.
„Hierbei werden nahezu ganztägig mobile und an einigen ausgewählten Standorten stationäre Verkehrskontrollen mit diesem Schwerpunkt und den zur Verfügung stehenden technischen und personellen Ressourcen durchgeführt“, teilte Polizeisprecher Thilo Marxsen vorab auf Anfrage mit.
Blitzer-Marathon: Polizei Hamburg kann an mehr als 100 Stellen gleichzeitig Geschwindigkeit messen
Wer in Hamburg zu schnell mit dem Auto unterwegs ist, kann theoretisch an mehr als 100 Orten ertappt werden. Neben 47 festen Blitzern verfügt die Polizei Hamburg aktuell über sechs mobile Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen, 18 mobile Anhänger und 23 Handlasergeräte. Hinzu kommen neun Rotlichtüberwachungsanlagen, die auch mit einer Geschwindigkeitsmesstechnik ausgerüstet sind.
Beim bis dato letzten Aktionstag dieser Art im August hatte es ein regelrechtes Blitzlichtgewitter gegeben: Damals wurden 2465 Geschwindigkeitsverstöße festgestellt. Für einen Raser ging es direkt ins Gefängnis.
Schwerpunktkontrollen, wie sie im Rahmen der „Speed-Week“ seit Montag (15. April) an vorgenommen werden, leisteten neben Aufklärungs- und Präventionsarbeit einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit, so Marxsen: „An Unfallhäufungsstellen sowie an schützenswerten Einrichtungen wie Kitas, Schulen und Senioreneinrichtungen richtet die Polizei einen besonderen Fokus auf die Geschwindigkeitsüberwachung.“
Blitzer-Marathon und „Speed-Week“: Hamburg führt beide Programme durch
Allerdings ist Hamburg eines von nur fünf Bundesländern, die sich sowohl an der Aktionswoche gegen überhöhte Geschwindigkeit als auch am Schwerpunkttag am Freitag beteiligen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bei Innenbehörden und Landespolizeien. Sechs weitere Bundesländer nehmen nur an einer der beiden Aktionen teil, fünf an keiner der beiden.
Konkret verzichten Berlin, Bremen, Niedersachsen, das Saarland und Sachsen auf eine Teilnahme. Thüringen, Bayern und Brandenburg beteiligen sich nur am Blitzer-Marathon, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein nur an der sogenannten Speed-Week ohne Höhepunkt am Freitag – wobei Mecklenburg-Vorpommern sogar einen ganzen Aktionsmonat veranstaltet. Das volle Programm fahren neben Hamburg nur Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg.
Blitzer-Marathon und „Speed-Week“ sind nicht unumstritten
Mit der Aktion, die auch in anderen europäischen Ländern stattfindet, will die Polizei einerseits Aufmerksamkeit auf das Problem überhöhter Geschwindigkeit lenken, andererseits durch zusätzliche Kontrollen Druck auf Raser ausüben.
Doch obwohl Einigkeit darüber besteht, dass große Gefahren von Rasern ausgehen – überhöhte Geschwindigkeit ist eine der häufigsten Unfallursachen –, sind die Aktionen nicht unumstritten, wie schon die stark unterschiedliche Beteiligung der einzelnen Bundesländer zeigt. So heißt es beispielsweise aus Berlin, dass die Effekte früherer Aktionen kaum messbar gewesen seien und sich auf die Aktionstage beschränkt hätten. Daher setze man lieber auf Kontrolldruck das ganze Jahr über. Ähnlich argumentiert auch das Saarland.
Kritik kommt auch vom Deutschen Anwaltsverein. „Der Blitzer-Marathon verfehlt sein angebliches Ziel deutlich“, sagte Swen Walentowski vom DAV-Portal Anwaltsauskunft.de. Fahren mit nicht angepasster Geschwindigkeit sei wesentlich häufiger Unfallursache als Überschreitung des Tempolimits. Von Geschwindigkeitskontrollen würden oft die Falschen getroffen. Gewohnheitsmäßige Temposünder hingegen scheuten auch nicht vor der Nutzung verbotener Hilfsmittel wie Blitzer-Apps zurück.
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Befürworter setzen dagegen auf die durch die Aktion erzeugte Aufmerksamkeit und den erzieherischen Effekt der Kontrollen auf Raser. Auch der Verkehrsclub ADAC äußert sich positiv: Aktionen wie der Blitzermarathon leisteten „einen Beitrag zur Verkehrssicherheit, da sie den Verkehrsteilnehmenden die Gefahren zu schnellen Fahrens bewusst machen und entsprechend sensibilisieren können“.
Die Gewerkschaft der Polizei begrüßt die Maßnahme ebenfalls. Der Aufwand sei durchaus gerechtfertigt, sagt der stellvertretende Bundesvorsitzende Michael Mertens. Wenn am Tag des Blitzermarathons über das Thema gesprochen werde und es so in die Köpfe komme, dann sei das ein guter Tag für die Verkehrssicherheit. Allerdings dürfe man nicht alle Ressourcen an diesem einen Tag verbrauchen, denn eigentlich brauche es das ganze Jahr über mehr Kontrollen. Wenn die Verkehrsteilnehmer wüssten, dass sie nicht erwischt würden, leide die Disziplin.
Für Hamburg lohnen sich die Blitzer allemal: Im vergangenen Jahr nahm die Stadt durch die Geschwindigkeitsverstöße eine Rekordsumme von mehr als 44 Millionen Euro ein. Eine Bilanz für den Blitzer-Marathon will die Polizei am kommenden Montag vorlegen.