Hamburg. Mit welchem Blitzer Hamburg jährlich eine Million Euro einnimmt und womit Raser in der Hansestadt bald rechnen müssen.

 Hamburg verzeichnet Rekordeinnahmen durch Blitzer. Und liegt damit bundesweit an erster Stelle. Trotzdem – oder gerade deswegen – soll noch weiter aufgerüstet werden. In den kommenden Jahren werden vier mobile Blitzanhänger dazukommen. Dann wird die Polizei insgesamt über 65 stationäre und mobile Radarfallen verfügen. Dazu kommen noch zahlreiche Lasermessgeräte, über die die einzelnen Polizeiwachen verfügen.

Die Kasse klingelt, in der die Bußgelder aus dem Straßenverkehr fließen. Im vergangenen Jahr wurden laut Anwaltsverein allein durch Blitzer rund 18,8 Millionen Euro eingenommen. Dieses Jahr dürfte es noch einmal, auch ohne mehr Verstöße, deutlich mehr werden. Allein im ersten Halbjahr wurden bereits mehr als 20 Millionen Euro Einnahmen, inklusive Gebühren, durch Bußgelder für Geschwindigkeitsüberschreitungen verzeichnet.

Hamburg schafft weitere Blitzer an

Ein Grund: Seit November vergangenen Jahres sind die Bußgelder für Geschwindigkeitsverstöße im Straßenverkehr deutlich angehoben worden. Wer in Hamburg jetzt beispielsweise zwischen 16 und 20 Kilometer pro Stunde über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit liegt und erwischt wird, zahlt seit November 2021 genau 70 Euro Strafe. Das ist doppelt so viel wie vorher.

Bewährt im Kampf gegen zu hohe Geschwindigkeiten haben sich die Blitzanhänger – bei der Polizei mGÜA genannt, was für mobile Geschwindigkeitsüberwachungsanlage steht. Ihr Einsatz wird immer weiter ausgeweitet. Wurden solche Anhänger im Jahr 2020 im Monat Dezember zu 5304 Messstunden auf den Straßen eingesetzt, hat sich die Quote im Vergleichsmonat 2021 auf 10.481 Stunden nahezu verdoppelt.

Dieses Jahr dürfte die Nutzung noch einmal intensiver werden. Damit verbunden ist auch ein anderes Einsatzkonzept der Polizei: Setzte man in den vergangenen Jahren noch auf groß angelegte Geschwindigkeitskontrollen, von denen es 2020 genau 67 und im vergangenen Jahr 54 gegeben hat, so sind für das bald zu Ende gehende Jahr lediglich 16 solcher Kontrollen vorbereitet worden. Der Grund dürften die Messanhänger sein, von denen im kommenden Jahr noch einmal zwei und 2024 ebenfalls zwei neue Geräte angeschafft werden sollen.

 Blitzanhänger werden regelmäßig beschmiert

So viel Verfolgungsdruck löst auch Widerstand aus. Regelmäßig wieder kommt es zu Beschädigungen der Blitzanhänger. An diesem Wochenende beschmierten Unbekannte das Sichtfenster eines der schwer gepanzerten Messanhänger, hinter dem sich Kamera und Blitz verbergen, in der Weidenallee mit Fett und machten die Fotos der Temposünder so unbrauchbar.

Zwei Wochen zuvor war in der Budapester Straße an einem Blitzanhänger das Sichtfenster mit Filzstift beschmiert und mit Aufklebern beklebt worden. In der Vergangenheit wurden die rund 150.000 Euro teuren Anhänger auch schon mal in Brand gesetzt, so wie im November 2020 im Stadtteil Eißendorf.

Bußgeldkatalog

  • Einen Punkt in Flensburg gibt es, wenn man innerorts 21 bis 25 Kilometer pro Stunde zu schnell ist. Hinzu kommen 115 Euro Geldbuße.
  • Ein Fahrverbot ist möglich, wenn man 26 bis 30 Kilometer pro Stunde zu schnell war. Voraussetzung ist, dass man das zweite Mal innerhalb von zwölf Monaten erwischt wurde.
  • Ein einmonatiges Fahrverbot gibt es, wenn man 31 bis 50 Kilometer pro Stunde zu schnell ist. Bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung von 51 bis 60 km/h sind es zwei, ab 61 km/h drei Monate Fahrverbot. Zu­sätzlich gibt es ab 31 km/h zu schnell zwei Punkte.

Bei den stationären Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen wird dagegen nicht weiter aufgerüstet. Sie stehen an 39 Standorten, wobei neun der Geräte auch gleich die Rotlichtüberwachung an den dortigen Ampeln mit übernehmen und weitere neun Geräte in beide Fahrtrichtungen blitzen.

Der „erfolgreichste“ Blitzer steht an der Stresemannstraße

Der „erfolgreichste“ Blitzer steht nach wie vor an der Stresemannstraße 147, der laut Behörden im vergangenen Jahr Bußgelder in Höhe von genau 1.033.564 Euro und 21 Cent generierte. Statistisch wurde an der Stelle alle elf Minuten ein Autofahrer beim zu schnellen Fahren erwischt. Die Nummer 2 der Blitzer steht nur ein Stück entfernt Höhe Stresemannstraße 70 und brachte in dem Jahr 793.374 Euro und 31 Cent ein. Die Nummer 3 findet sich an der Finkenwerder Straße Ecke Vollhöfner Weiden mit einem Bußgeldaufkommen von 546.096 Euro und 69 Cent.

Die wenigsten Einnahmen wurden vergangenes Jahr an der Willy-Brandt-Straße Höhe Rödingsmarkt erzielt. 535 erwischte Temposünder zahlten 21.500 Euro und 19 Cent an Bußgeldern. Allerdings gibt es einen Grund für das „schlechte“ abschneiden: Die Anlage war wegen Straßenbauarbeiten kaum im Einsatz.

"Geschwindigkeitskontrollen scheinen Wirkung zu zeigen"

„Die Geschwindigkeitskontrollen scheinen Wirkung zu zeigen“, sagt Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. Erst kürzlich hatte eine Erhebung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft ergeben, dass sich neun von zehn Autofahrern weitgehend an die Tempo-50-Vorgaben halten.

In den Tempo-30-Zonen sind etwa acht von zehn Autofahrern nicht signifikant zu schnell. „Auch meine Einschätzung ist, dass die mobilen Blitzanhänger dazu beitragen. Man muss jetzt wirklich und überall damit rechnen, dass so ein Gerät auf der Strecke steht, auf der man fährt“, so Jungfer.

Das allein die mobilen Blitzer für die Neuausrichtung der Polizei, weniger groß angelegte Geschwindigkeitskontrollen vorzunehmen, verantwortlich sind, sieht er nicht. „Zur Wahrheit gehört auch, dass in der Verkehrsdirektion, die für die Überwachung des fließenden Verkehrs und die Sicherheit auf den Straßen zuständig ist, 35 Prozent der Stellen nicht besetzt sind“, so Jungfer. Dazu kämen die zahlreichen Bewachungsmaßnahmen, die die Polizei aktuell leisten müsse und die viel Personal binde, das dann für Kontrollen nicht zur Verfügung stehe.