Straßburg/Hamburg. Jährliche Auswahl einer Metropole soll kommen. Was eine europäische Kinderhauptstadt aus Hamburger Sicht bewirken könnte.

Es ist ein stiller, aber großer Erfolg für einen kleinen Hamburger Verein: Das EU-Parlament hat sich mit einer Mehrheit dafür ausgesprochen, in Zukunft jedes Jahr eine offizielle europäische Kinderhauptstadt zu benennen – nach dem Vorbild der europäischen Kulturhauptstadt.

Bei der Abstimmung am Donnerstag in Straßburg stimmten Abgeordnete von EVP, Sozialdemokraten, Grünen, Liberalen und Linken dafür. Damit werden EU-Kommission (Präsidentin: Ursula von der Leyen) und der EU-Rat aufgefordert, das so umzusetzen.

Von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, hatte der Hamburger Förderverein europäische Kinderhauptstadt in wenigen Jahren mit dem ehemaligen Journalisten Jan Haarmeyer (Hamburger Abendblatt, davor „Morgenpost“) an der Spitze und prominenten Förderern wie Ehrenbürgerin Kirsten Boie und Rolf Zuckowski die Idee vorangetrieben.

Europäische Kinderhauptstadt: Kinderrechte und -nöte im Vordergrund

Haarmeyer sagte dem Abendblatt, es sei dringender denn je, auf die Nöte, Bedürfnisse und vor allem die Rechte von Kindern in diesen Tagen aufmerksam zu machen. „Dieses überparteiliche Votum der europäischen Parlamentarier für die Einführung einer jährlichen Kinderhauptstadt zeigt eindrucksvoll, dass Europa seine Kinder ernst nimmt, sie einmal im Jahr in den Mittelpunkt stellt und ihnen damit eine laute Stimme gibt.“

Eine europäische Kinderhauptstadt nehme die Bewerberstädte in die Pflicht, die Kinder zu beteiligen. „Sie rückt jedes Jahr die UN-Kinderrechtskonvention in den Fokus und ist ein großartiges Demokratie- und Friedensprojekt, weil es schon den Kindern einen sehr lebendigen Eindruck von der Vielfalt Europas und einem rücksichtsvollen Miteinander vermitteln kann.“

Mehr zum Thema

Die EU-Abgeordnete Gaby Bischoff (SPD) sagte: „In der Pandemie haben Kinder und Jugendliche besonders zurückstecken müssen – wie keine andere Generation.“ Man habe den „Ball aus der Zivilgesellschaft“ aufgenommen und werfe „ihn nun der EU-Kommission und dem Rat zu“. Noch vor den Wahlen zum Europaparlament in Deutschland am 9. Juni könne die Initiative Kinderhauptstadt starten. Auch EVP-Fraktionschef Manfred Weber (CSU) hatte das Anliegen Kinderhauptstadt mit Dutzenden weiteren Abgeordneten parteiübergreifend unterstützt.

Hamburg: Wo es bei Bedürfnissen und Rechten der Kinder hakt

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Die körperlichen, seelischen und sozialen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche sind auch in Hamburg spürbar. Hinzu kommen Schwierigkeiten, ausreichend Lehrer und Schulgebäude zur Verfügung zu stellen, die den Ansprüchen einer der wohlhabendsten Städte in Europa gerecht werden. Noch akuter und augenfälliger wurde die angespannte Lage der Kinder in der Stadt durch die jungen Geflüchteten aus der Ukraine, die den Krieg und das Leid dort noch präsenter machen.