Hamburg. Auslastung des Baus an Kellinghusenstraße unter 25 Prozent. CDU attackiert Tjarks. Überschätzt Verkehrssenator Interesse am Radfahren?
Es will und will sich nicht füllen, nicht mal im Sommer. Das große Fahrradparkhaus an der U-Bahn-Station Kellinghusenstraße, das der Senat für rund drei Millionen Euro errichten ließ, wurde in den vergangenen Monaten auch weiterhin eher spärlich genutzt. Das geht aus einer Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der CDU hervor, die dem Abendblatt vorliegt.
Demnach lag die Auslastung im ersten Dreivierteljahr 2023 bei rund 23 Prozent. In dem Parkhaus gibt es 392 kostenfreie und 145 speziell gesicherte Mietstellplätze. Besonders gering war die Auslastung über die ersten neun Monate mit nur 17 Prozent bei den kostenlosen Plätzen. Der Höchstwert wurde nach den Senatsangaben mit durchschnittlich rund 22 Prozent bei den Gratisplätzen im April 2023 erreicht, selbst in den Sommermonaten lag die Auslastung dann sogar noch unter diesem Wert.
Verkehr Hamburg: Parkhaus für Fahrräder vom Steuerzahlerbund kritisiert
Das könnte daran liegen, dass es auch im Umfeld der U-Bahn-Station gut 400 kostenlose Radstellplätze gibt. Selbst diese wurden zuletzt nicht alle genutzt. Nach einer Stichprobe der Park+Ride-Gesellschaft, die das Fahrradparkhaus verwaltet, waren Ende September lediglich 287 dieser Plätze im Umfeld belegt. Mithin: Es gibt rund um die Kellinghusenstraße bisher deutlich mehr Stellplätze für Fahrräder als Bedarf. Immerhin: Gegenüber der letzten Erhebung zeigt sich ein moderater Anstieg der Parkhausnutzung.
Das 2021 von Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) eingeweihte Fahrradparkhaus war auch bereits vom Steuerzahlerbund in seinem Schwarzbuch als Steuergeldverschwendung gebrandmarkt worden. Neben den Investitionen in den Bau kostete das zumindest nach heutigem Stand überdimensioniert wirkende Parkhaus im vergangenen Jahr 52.000 Euro an Betriebskosten.
CDU: „Grüner Verkehrssenator Tjarks ist ein Fahrrad-Fantast“
„Meine Anfrage an den Senat zeigt erneut und eindeutig: Die Fahrrad-Fantasien des grünen Verkehrssenators gehen völlig an der Realität vorbei“, sagte CDU-Verkehrspolitiker Richard Seelmaecker. „Das Fahrradparkhaus an der Kellinghusenstraße, für das viele Millionen Euro Steuergelder verschwendet wurden, ist auch nach über zwei Jahren Betriebszeit faktisch leer.“
Es sei kurios, dass selbst die „kostenlosen Abstellmöglichkeiten im direkten Haltestellenumfeld und abseits des Fahrradparkhauses mit 71 Prozent Auslastung noch lange nicht voll“ seien. „In diesem Kontext ist es völlig unverständlich, dass der grüne Fahrrad-Fantast Tjarks jetzt ein weiteres Fahrradparkhaus für mehrere Millionen Euro in Harburg bauen will. Wir fordern den Senator auf: Stoppen sie den Bau unnötiger Fahrradparkhäuser und investieren sie stattdessen endlich Geld in Verkehrssicherheit – hier scheitert der Senat nämlich völlig!“
Verkehr Hamburg: Tjarks Verkehrsbehörde sieht positive Entwicklung
Die Verkehrsbehörde von Senator Tjarks dagegen sieht eine positive Entwicklung. „Die Nachfrage an sicheren, trockenen und komfortablen Stellplätzen im Fahrradparkhaus Kellinghusenstraße ist seit Eröffnung kontinuierlich gestiegen“, sagte Behördensprecher Dennis Krämer. „Die Entwicklung der Auslastung ist so wie von Beginn an prognostiziert und wie bei vergleichbaren anderen Fahrrad-Abstellanlagen in Deutschland oder Hamburg.“
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Im September seien von der Betriebsgesellschaft im öffentlichen und kostenpflichtigen Bereich zusammengenommen insgesamt 133 Fahrräder gezählt worden, im aktuellen Oktober seien es bisher 144 gewesen. „Der Trend der vergangenen Monate setzt sich also fort. Das Fahrradparkhaus wurde bewusst als Zukunftsprojekt konzipiert, um den steigenden Radverkehr abzubilden“, so Krämer. „Seit 2019 ist der Radverkehrsanteil in Hamburg um über 30 Prozent gestiegen. In ganz Hamburg sehen wir an allen gesicherten B+R-Anlagen eine Auslastung von zirka 80 Prozent. Das zeigt die Nachfrage nach Fahrradstellplätzen und die Kundenakzeptanz.“
Verkehr Hamburg: Harburg bekommt Fahrradparkhaus mit am Ende 1200 Stellplätzen
Zudem verteidigte der Tjarks-Sprecher die Pläne für ein großes Fahrradparkhaus in Harburg. „Dem Standort der geplanten Fahrradstation Harburg nördlich der Busanlage liegt eine umfangreiche Machbarkeitsstudie zugrunde“, sagte Krämer. „Ebenso die Erfahrungen mit einem vergleichbaren Fahrradparkhaus in Bergedorf, der bisher einzigen Fahrradstation an einem Hamburger Fernbahnhof. Hierbei waren die Größe, die Anbindung an das Radverkehrsnetz, die Zuwegung für Fußgänger, die Anbindung an die S-Bahn-Haltestelle sowie an den künftigen ZOB Harburg, die Sichtbarkeit sowie die tatsächliche Verfügbarkeit des Grundstückes ausschlaggebend.“
Die Bezirksversammlung Harburg habe sich mit dem Vorhaben in der Vergangenheit mehrfach befasst und dem aktuellen Standort zugestimmt. Ergebnis der Planung laut Verkehrsbehörde: Das Fahrradparkhaus in Harburg, das voraussichtlich 2026 eröffnen wird, soll mit 240 Fahrradabstellplätzen an den Start gehen, nach fünf Jahren soll diese Zahl auf 500 und nach zehn Jahren auf 1200 Fahrradabstellplätze steigen. „Es wird bewusst auf eine zukünftige Nachfrage hin geplant“, so der Tjarks-Sprecher. „Stimmen aus dem Bezirk und der Fahrrad-Community hatten in Harburg für entsprechende Kapazitäten im Fahrradparkhaus geworben.“