Hamburg. Lokführer haben die Arbeit niedergelegt. Wie Hamburg und die Region den Streik erlebt. Hier geht's zum Newsblog.

Bahnreisende brauchen an diesem Donnerstag einmal mehr starke Nerven. Seit Mittwochabend streiken die Lokführer mit großen Folgen für Hamburg und den Norden. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer hat dazu aufgerufen, die Arbeit an diesem Donnerstag bis 18 Uhr niederzulegen.

Die S-Bahn Hamburg musste aufgrund des Warnstreiks bereits den Betrieb einstellen und empfiehlt ihren Fahrgästen, zu prüfen, ob das Fahrziel auch mit der U-Bahn oder dem Bus zu erreichen ist. Am Donnerstag sollen die S-Bahnen wie die Züge im Regional- und Fernverkehr nach einem Notfahrplan fahren.

Wann genau welche Züge verkehren, könnten Fahrgäste aber nur kurzfristig über die Auskunftsmedien von DB und HVV (Hamburger Verkehrsverbund) erfahren, teilte die Deutsche Bahn mit.

Das Abendblatt hält Sie in einem aktuellen Newsblog auf dem Laufenden.

Nach Ende des Warnstreiks: So geht es bei der S-Bahn weiter

Am Donnerstagabend informierte die S-Bahn Hamburg die Fahrgäste über die weiteren Einschränkungen im Nachgang des Warnstreiks der GDL. Auf X (ehemals Twitter) erklärte man, dass man hofft, am Freitag wieder in den normalen Fahrplan übergehen zu können. "Der-GDL Streik ist beendet. Bis zum Tagesende ist jedoch noch mit Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr zu rechnen. Unser oberstes Ziel ist es, unseren Fahrgästen am Freitag, 17.11. wieder S-Bahnen nach regulärem Fahrplan anzubieten", hieß es in dem Social-Media-Post.

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Ohnehin rechnet die Deutsche Bahn am Donnerstag noch mit weiteren Störungen im Zugverkehr. Der Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr werde bis zum Tagesende massiv beeinträchtigt sein, teilte DB Regio auf X mit. Am Freitag sollen die Züge wieder nach Fahrplan fahren. Die Arbeitsniederlegung hatte im Norden nicht zu einem größeren Chaos an den Bahnhöfen geführt, weil sich die Fahrgäste lange genug darauf vorbereiten konnten. Über den Notfahrplan war zumindest ein Teil der Verbindungen im Nah- und Fernverkehr sichergestellt worden.

Warnstreik beendet – Stau in der Hamburger Innenstadt

Um 18 Uhr endete der Warnstreik der Lokführer. Die Auswirkungen werden dagegen noch zu spüren sein. In der Hamburger Innenstadt staute sich der Feierabendverkehr. Auf der Ludwig-Erhard-Straße ging es nur im Schritttempo für die Fahrzeuge voran. Auch an der Stadthausbrücke brauchten die Autofahrer viel Geduld. "Die Situation im Feierabendverkehr ist noch leicht angespannt. Der Wallringtunnel ist noch dicht, auch an der Domstraße staut es sich noch. Aber nach und nach entspannt sich die Situation auf den Straßen", erklärte ein Sprecher der Verkehrsleitzentrale dem Abendblatt um 19.11 Uhr.

Hohes Verkehrsaufkommen, viele Pendler nutzen das Auto

Viele Pendler sind am Donnerstagmorgen umgestiegen. Wer nicht im Homeoffice bleiben konnte oder privat durch Hamburg und den Norden wollte, der nutzte eben auch verstärkte das Auto. Laut einer Sprecherin der Verkehrsleitzentrale waren in den Morgenstunden alle Einfallstraßen nach Hamburg dicht. Da es zu keinen Unfällen kam, hielten sich die Folgen noch in Grenzen. "Das Verkehrsaufkommen war deutlich mehr als sonst. Jetzt hat sich das merklich beruhigt", so eine Sprecherin auf Abendblatt-Anfrage. Auch am Abend kam es gerade im Innenstadtbereich zu Verkehrsbehinderungen. Auf der Ludwig-Erhard-Straße ging es gegen 18.30 Uhr nur schleppend für die Fahrzeuge voran.

Bahn-Streik sorgt für Frust, nicht nur bei Pendlern

Eine Reisende sitzt am Donnerstagmorgen in einer Bäckerei in der Wandelhalle des Hauptbahnhofs und trinkt einen Kaffee. Sie ist von dem Streik betroffen und ärgert sich. "Das, was die GDL hier macht ist übertrieben. Ich habe ja für einiges Verständnis, aber 10 Prozent sind ja schon viel. Wer von uns kriegt jetzt 10 Prozent mehr Gehalt?" fragt die Hamburgerin. " So schaffen wir es nie. die Leute vom Auto wegzubekommen. Viele ärgern sich ohnehin über die Bahn." Die Frau müsste jetzt nach Bargteheide. Der Zug hat eine Stunde Verspätung. "Zum Glück werde ich abgeholt", sagt die Rentnerin.

Streik bei der Bahn: Selten ist der Bahnhof in Altona so leer wie an diesem Donnerstagvormittag.
Streik bei der Bahn: Selten ist der Bahnhof in Altona so leer wie an diesem Donnerstagvormittag. © Ukpabia/Funke

Doch der Warnstreik an diesem Donnerstmorgen frustriert nicht nur Bahnreisende und Pendler. Betroffenen sind auch Einzelhändler und Gewerbetreibende rund um die Bahnhöfe, wie die Bäckereifachverkäufer Ghulam H. am Bahnhof Altona, der an diesem Morgen leergefegt ist. "Heute fehlen uns die ganzen Stammkunden. Ich rechne mit 70 Prozent weniger Umsatz", sagt die Verkäuferin.

S-Bahn Hamburg: Fahrplan in der App weist große Lücken auf

Pendler in Hamburg und Umgebung waren am frühen Morgen überrascht, wie zuverlässig der Notfallplan der S-Bahn Hamburg funktionierte. Ein 20- bis 30-Minuten-Takt konnte größtenteils am Morgen eingehalten werden, auch wenn das in der HVV-App nicht immer so aussah.

So weist der Fahrplan teils große Lücken auf, die sich dann kurzfristig schließen. Meist eine Stunde im Voraus zeigt der Fahrplan keine S-Bahnverbindung beispielsweise aus Richtung Süden gen Hamburg-Hauptbahnhof auf. Es wird zum Beispiel von Neugraben aus auf mehrere Busverbindungen verwiesen, die mehr als eine Stunde zum Hauptbahnhof brauchen. Wer dann kurzfristig schaut, dem wird dann wieder eine Verbindung mit der S31 angezeigt. "Aufgrund der unklaren Situation werden die Fahrzeiten in den Auskunftsmedien (DB & hvv) nur kurzfristig abrufbar sein", heißt es dazu vom der S-Bahn Hamburg.

Auf folgenden Verbindungen versucht die S-Bahn Hamburg laut eigenen Angaben (Stand 12.10 Uhr) einen Notfahrplan derzeit anzubieten:

  • S1 als S11: zwischen Wedel und Blankenese (20-Min-Takt),
    Blankenese und Airport (über Dammtor, 20-Min-Takt), zwischen
    Ohlsdorf und Poppenbüttel sind derzeit keine S-Bahn-Fahrten möglich. Hier verweist die Bahn auf die Busse 174 und 179.
  • S2: zwischen Altona und Landungsbrücken im 20-Min-Takt
  • S21: zwischen Aumühle und Altona im 20-Min-Takt
  • S3 als S31:
    zwischen Pinneberg und Neugraben (ohne Altona, über Dammtor, im 20-Min-Takt)
    Neugraben und Stade (60-Min-Takt)

Bahn-Chaos bleibt am Morgen aus, mancher Taxifahrer traurig

Am früher Donnerstagmorgen verkehrte die S-Bahn Hamburg nach Notfallplan, der offenbar gut funktionierte. Ab Hamburg-Harburg war die S31 im 20-Minuten-Takt unterwegs, wie ein Reporter vor Ort schilderte. Auch der Metronom konnte abgesehen von kleinen Verspätungen seinen Fahrplan halten. Vereinzelt fuhren auch Fernzüge.

In Blankeneser Bahnhof war das Bild ähnlich. Auch hier fuhr die S11 am Donnerstagmorgen im 20-Minuten-Takt. Es waren aber auch deutlich weniger Pendler unterwegs. Ein Chaos blieb aus.

Andere Seite der Stadt, 7.30 Uhr, S-Bahnhof Nettelnburg: Auch hier warten nur relativ wenige Menschen auf die S21 Richtung Aumühle oder Hauptbahnhof, die heute nur im 20-Minuten-Takt fährt. Die Pendler haben sich offenbar auf den Streik eingestellt.

Sheer Shah Azimi (l.) und Kollege Kaiser Khan, beide vom Taxifahrer von Funktaxi Harburg, warten auf Kundschaft.
Sheer Shah Azimi (l.) und Kollege Kaiser Khan, beide vom Taxifahrer von Funktaxi Harburg, warten auf Kundschaft. © Lenthe Fotografie

Während die wenigen Pendler, die am Donnerstag unterwegs sind, sich über das ausbleibende Chaos freuen, ist die Stimmung unter Taxifahrern durchwachsen. "Wir haben gehört, dass gestern Abend richtig viel zu tun war. Heute Morgen läuft es schleppend an, wir hatten uns das anders vorgestellt", berichten Sheer Shah Azimi und Kollege Kaiser Khan, beide vom Taxifahrer von Funktaxi Harburg. Am Harburger Bahnhof warten zahlreiche Taxen an diesem Morgen auf Kundschaft. Meist vergebens, gestern Abend sollen die Kollegen dagegen viele, auch lange Touren gefahren sein.

Ähnliches berichtet ein 61 Jahre alter Taxifahrer am S-Bahnhof Bergedorf um 7.50 Uhr: Er spüre nix vom GDL-Streik. Er stehe schon seit 5.30 Uhr am Bahnhof und hatte erst ein Fahrt.

Der Hamburger Hauptbahnhof am Streiktag: menschenleer wie man ihn selten sieht.
Der Hamburger Hauptbahnhof am Streiktag: menschenleer wie man ihn selten sieht. © Melanie Wassink/Funke

7.40 Uhr: Es ist sehr leer am Hamburger Hauptbahnhof. Doch hier machen die Taxifahrer offenbar ein gutes Geschäft. Lange Schlangen bilden sich vor den Taxen vor dem Hauptbahnhof und viele Leute steigen ein. Auf der Anzeigetafel in der Wandelhalle werden nur die Züge angezeigt, die tatsächlich verkehren. "Streik Bahnverkehr bis zum Tagesende stark beeinträchtigt" steht dort. Einige Züge haben auch eine Viertelstunde Verspätung, etwa nach München Rothenburg Wümme und Leipzig Hauptbahnhof.

Züge fahren nach Notfallplan, deutlich weniger Reisende

Weitgehend leere Bahnsteige und kaum Züge in den Bahnhöfen: Seit dem frühen Donnerstagmorgen fahren die Züge der Deutschen Bahn (DB) in Norddeutschland unter einem Notfahrplan. Reisende und Pendler müssen sich trotzdem auf viele Ausfälle und längere Wartezeiten wegen des GDL-Warnstreiks einstellen. „Es ist überall sehr ruhig. Die Fahrgäste haben sich wohl darauf eingerichtet. Viele haben gut Bescheid gewusst oder fahren möglicherweise erst gar nicht los und bleiben im Homeoffice“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Donnerstag.

Warnstreik in Hamburg: Am Harburger Bahnhof funktioniert der Notfall-Plan. Hier verkehren am Donnerstagmorgen S-Bahnen und der Metronom.
Warnstreik in Hamburg: Am Harburger Bahnhof funktioniert der Notfall-Plan. Hier verkehren am Donnerstagmorgen S-Bahnen und der Metronom. © Lenthe Fotografie

In Hamburg laufe auch der S-Bahn-Verkehr recht stabil auf allen Linien. Lediglich die Linie S1 Ohlsdorf - Poppenbüttel fiel aus. Fahrgäste wurden aufgefordert, sich online auf dem Laufenden zu halten. „Aufgrund der noch unklaren Situation werden die Fahrzeiten in den Auskunftsmedien (DB & hvv) nur kurzfristig abrufbar sein“, informierte die Hochbahn.

Deutsche Bahn richtet Notfallplan für Warnstreik ein

Die Deutsche Bahn hat wegen der Streikdrohungen der Lokführer-Gewerkschaft GDL einen Notfall-Fahrplan für den Fernverkehr erstellt.

„Wie auch bei früheren Streiks der GDL hat die DB einen Notfahrplan mit einem stark reduzierten Angebot an Fahrten erarbeitet“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Wie dieses aussieht, ist in der App DB Navigator und bahn.de vermerkt. Fahrgäste, die ihre für den Mittwochabend und Donnerstag geplante Reise aufgrund des Streiks der GDL verschieben möchten, können ihr Tickets zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung wurde von der Bahn aufgehoben.

Bahnkunden können auf Sonderkulanz bei gekauften Bahntickets setzen

Zudem erklärte die Bahn, dass Fahrgäste im Rahmen einer Sonderkulanz auch die Möglichkeit haben, ihre Reise vorzuverlegen und bereits im Laufe des Mittwochs früher zu fahren. „In diesem Fall empfehlen wir, die Reise bereits früh am Tag anzutreten, um so sicherzustellen, dass sie vor Streikbeginn um 22 Uhr an ihrem Zielort sind“, heißt es auf der Internetseite der Deutschen Bahn.

Hamburger S-Bahn stellt den Betrieb weitgehend ein

Wegen des bundesweiten Lokführer-Warnstreiks hat die Hamburger S-Bahn am späten Mittwochabend den Betrieb weitgehend eingestellt. Am Hauptbahnhof fuhren nach 22 Uhr laut Fahrplanauskunft nur noch vereinzelt Züge der Linie S31 Richtung Pinneberg. Die Fahrplan-App des Hamburger Verkehrsverbunds zeigte für die Zeit nach 23 Uhr nur noch Verbindungen mit Bussen und U-Bahnen an. Die Hamburger Hochbahn ist nicht von dem 20-stündigen Warnstreik betroffen.

Auch Fernzüge beendeten am Mittwochabend ihre Fahrt am Bahnhof Harburg. Ein Abendblatt-Reporter schilderte die Lage in Harburg am Mittwochabend so: "In Harburg kommen auch nach 22 Uhr immer noch Fernzüge an. Aber es sind keine Taxen am Bahnhof. Die Reisenden wissen nicht, wie sie nach Hamburg kommen sollen."

Zugausfälle bei der AKN – doch nicht wegen des Streiks

Auch im Norden von Hamburg werden Pendler bis Freitag ordentlich Geduld mitbringen müssen. Denn, wie das Unternehmen mitteilte, fallen auf den Linien A1 (Eidelstedt–Quickborn–Ellerau–Ulzburg-Süd) und A3 (Henstedt-Ulzburg–Barmstedt–Elmshorn) zahlreiche Züge aus. Das hat jedoch weniger mit dem aktuellen Streik der GDL als mit einer geringen Personaldecke aufgrund kurzfristiger Krankheitsfälle zu tun.

Warnstreik sorgt für hohe Nachfrage bei Mietwagen und Bussen

Wegen des Warnstreiks sind zahlreiche Reisende auf Busse oder Mietwagen umgestiegen. „Wir sehen durch den angekündigten Streik sowohl bei FlixBus als auch bei FlixTrain eine deutlich erhöhte Nachfrage nach Tickets“, sagte ein Sprecher der Fernbus- und Bahnplattform Flix in München am Mittwochmittag der Deutschen Presse-Agentur.

„Wir haben aber genug Kapazitäten, so dass DB-Reisende auch kurzfristig noch auf unsere Angebote umsteigen können.“ Bei Bedarf würden zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt, berichtete der Sprecher weiter. „FlixTrain ist vom Streik nicht betroffen und verkehrt wie gewohnt.“

Auch Mietwagen werden gut gebucht. „Wir erleben aktuell eine hohe Nachfrage bei Europcar“, teilte Tobias Zisik, Geschäftsführer der Europcar Mobility Group in Deutschland, auf Anfrage in Hamburg mit. „Da parallel im Norden und Westen große Messen stattfinden, sind insbesondere dort die Verfügbarkeiten knapp.“ Mehr Fahrzeuge gebe es dagegen in den südlichen Bundesländern.

Reisende, die am Donnerstag am Hamburger Hauptbahnhof kurzfristig auf ein Mietauto umsteigen wollen, hatten allerdings ein Problem. Die Station in der Wandelhalle des Hauptbahnhofs war laut einer Abendblatt-Reporterin vor Ort überfordert. Der Mitarbeiter bei Europcar schüttelte den Kopf: "Nein, heute werden Sie wohl kein Auto mehr bekommen. Bei uns höchstens am Mittag, wenn etwas zurückkommt. Aber ich kann keine große Hoffnung machen". Viele sind an diesem Tag auf einen Mietwagen ausgewichen: Hamburgweit sind die Autos bei Europcar bereits gebucht. Auch anderweitig werden die Reisenden also viel Geduld haben müssen an diesem Streiktag.

Metronom mit Verspätungen aber nicht wegen des Streiks

Das Unternehmen Metronom wollte an diesem Streik-Tag eigentlich nur gute Nachrichten für die Kunden verkünden. Tatsächlich ist der Metronom vom Warnstreik nicht betroffen, also zumindest was die Mitarbeiter angeht. Der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) betrifft den Netinera-Konzern nicht, zu dem die Metronom Eisenbahngesellschaft gehört. Warnstreik-Aktivitäten in den Stellwerken der Deutschen Bahn können allerdings auch zu Zugausfällen und Verspätungen beim Metronom führen.

Doch derzeit seien alle für den Metronom relevanten Stellwerke arbeitsfähig (Stand 9.30 Uhr), teilte ein Sprecher am Donnerstag mit. Die schlechten Nachrichten: Es kommt trotzdem zu Einschränkungen. Aufgrund der gestrigen Kollision eines ICEs mit einem anderen Regionalzug bei Lauenbrück (Kreis Rotenburg) kommt es allerdings heute auf der Strecke Hamburg-Bremen zu Verspätungen und Teilausfällen, denn die Strecke ist zwischen Tostedt und Scheeßel bis auf Weiteres nur ein- statt dreigleisig befahrbar, so der Unternehmenssprecher.

Die RB41 könne deshalb in Richtung Bremen nur mit deutlich geringerer Geschwindigkeit fahren, so dass Fahrgäste mit Verspätungen rechnen müssen. Der RE4 fährt nur von Hamburg bis nach Tostedt, teilweise bis Rotenburg, aber nicht von Bremen in Richtung Hamburg. Wann die Züge zwischen Hamburg und Bremen wegen der noch ausstehenden Bergung der kollidierten Züge wieder nach Plan fahren können, sei derzeit noch völlig offen.

Fahrgästen wird empfohlen, sich über die Metronom-App, die FahrPlaner App, die DB Navigator App, die Internetseite oder im Kundenzentrum zu informieren.

Stellwerk in Pinneberg bestreikt, am Morgen rollt die Nordbahn

Auch bei der Nordbahn blickt man recht entspannt auf das Geschehen. In der Nacht zwischen 22 und 6 Uhr habe man den Betrieb in Richtung Itzehoe einstellen müssen, da das Stellwerk in Pinneberg aufgrund des GDL-Streiks nicht besetzt gewesen sei, so ein Nordbahnsprecher.

Es sei ein Schienenersatzverkehr zwischen Elmshorn und Pinneberg eingerichtet worden, außerhalb der Betriebszeiten der S-Bahn sogar ab Hamburg-Altona. Nach 6 Uhr sei der Betrieb wieder angelaufen, nur einzelne Zugfahrten seien von Einschränkungen betroffen gewesen.

Bahnhof Pinneberg am Streiktag: Hier fahren die Züge der Nordbahn und sogar die S-Bahn im 20-Minuten-Takt zur Freude der Pendler.
Bahnhof Pinneberg am Streiktag: Hier fahren die Züge der Nordbahn und sogar die S-Bahn im 20-Minuten-Takt zur Freude der Pendler. © Anne Dewitz/Funke

Am Donnerstagmorgen laufe der Betrieb weitestgehend normal, die Nordbahn verkehre mit einem Zug mit erhöhter Kapazität zwischen Itzehoe/Wrist und Hamburg. Solange das Stellewerk in Pinneberg nicht bestreikt werde, sei ein Betrieb möglich, so ein Nordbahnsprecher. „Das ist das Einzige, was uns vom Fahren abhalten kann.“

Am frühen Morgen war auf den Bahnhöfen in Pinneberg und Elmshorn deutlich weniger los als sonst. Die Züge der DB Regio fuhren teilweise mit erhöhter Kapazität. Das Fahrgastaufkommen war aber deutlich geringer. Die S-Bahnen nach Pinneberg verkehren im 20-Minuten-Takt. Außer einigen Verspätungen gab es für Pendler in Richtung Norden keine Einschränkungen.

Schleswig-Holstein will Mindestfahrplanangebot im Regionalverkehr anbieten

Im Regionalverkehr in Schleswig-Holstein will die Bahn ein Mindestfahrplanangebot aufrechterhalten. „Trotzdem können wir in dieser Situation nicht garantieren, dass alle Reisenden an ihr Ziel kommen“, schrieb das Unternehmen auf ihrer Internetseite. „Wenn möglich, verschieben Sie bitte geplante Reisen.“

Der RE 6/60 (Westerland/Sylt – Hamburg-Altona) soll zwischen Westerland und Niebüll überwiegend im Dreistundentakt mit einer Verdichtung zur Hauptverkehrszeit fahren. Vereinzelt verkehren Züge auf der Strecke zwischen Husum und Niebüll. Zwischen Itzehoe und Hamburg sollen Fahrgäste zusätzlich auch die Züge der Nordbahn (RB61/RB71) nutzen.

Der RE 7/RE 70 (Flensburg/Kiel – Hamburg) soll voraussichtlich im Zweistundentakt von und nach Hamburg fahren. Von und nach Flensburg muss in Neumünster umgestiegen werden. Der RE 8/80 (Lübeck – Hamburg) soll voraussichtlich im Stundentakt fahren. Auch die RB 81 (Bad Oldesloe – Hamburg) soll voraussichtlich im Stundentakt fahren.

Die RB 86 (Lübeck-Travemünde Strand – Lübeck) fällt aus. Zwischen Lübeck Hauptbahnhof und Lübeck-Travemünde Strand verkehren Busse der Linien 30, 31 und 40.

Erste Einschränkungen beim Hamburger S-Bahn-Verkehr

Schon deutlich vor Beginn des bundesweiten Lokführer-Warnstreiks ist es am Mittwochabend im Hamburger S-Bahn-Verkehr zu ersten Einschränkungen gekommen.

Dichtes Gedränge auf dem Bahnsteig der Hamburger S-Bahn. Erste Züge fielen bereits vor Beginn des Warnstreiks aus.
Dichtes Gedränge auf dem Bahnsteig der Hamburger S-Bahn. Erste Züge fielen bereits vor Beginn des Warnstreiks aus. © dpa

Einzelne Verbindungen auf der Linie S1 von Poppenbüttel nach Wedel fielen laut S-Bahn-Hamburg.de bereits kurz nach 20.00 Uhr aus. Auch auf der Linie S21 von Aumühle zur Elbgaustraße wurden Züge gestrichen, ebenso auf der S31 aus Richtung Neugraben. Ab 22.00 Uhr sollte der gesamte S-Bahnverkehr in Hamburg eingestellt werden.

Lokführergewerkschaft GDL wirft Bahn Verweigerung von Verhandlungen vor

Nach der Absage der für Donnerstag geplanten Tarifgespräche seitens der Bahn wegen des Warnstreiks der GDL hat die Lokführergewerkschaft dem Konzern eine Verweigerungshaltung vorgeworfen. „Ganz eindeutig ist es der Bahnvorstand, welcher kein Interesse an einer Lösung am Verhandlungstisch hat“, erklärte GDL-Chef Claus Weselsky am Mittwoch. Die GDL werde „trotz der Verweigerung“ der Bahn am Donnerstag wie vereinbart am Verhandlungsort erscheinen.

Bahn und GDL hatten vergangene Woche Tarifgespräche aufgenommen und mehrere Verhandlungstermine vereinbart. Die Bahn legte ein Angebot vor, das elf Prozent mehr Lohn sowie eine Inflationsprämie von bis zu 2850 Euro bei einer Laufzeit von 32 Monaten vorsieht. Ein Angebot zur von der GDL geforderten Arbeitszeitverkürzung machte die Bahn nicht.

Die GDL fordert bei einem Jahr Laufzeit mindestens 555 Euro mehr Geld, 3000 Euro Inflationsprämie, höhere Zulagen für Schichtarbeit sowie als Kernforderung eine Viertagewoche mit 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich für Schichtarbeitende. Das Angebot der Bahn erachtete sie als unzureichend und rief zum Warnstreik auf - vor allem, um die Bahn zu Verhandlungen über eine Arbeitszeitreduzierung zu bewegen.

Die Bahn sagte daraufhin die eigentlich für Donnerstag geplanten weiteren Tarifgespräche ab. „Entweder man streikt oder man verhandelt, beides gleichzeitig geht nicht“, begründete Bahn-Personalvorstand Martin Seiler diese Entscheidung. Weselsky kritisierte das scharf. Verhandlungen und Warnstreiks im zeitlichen Zusammenhang seien keine „einmalige Eskalation“, erklärte er mit Blick auf eine entsprechende Äußerung der Bahn, sondern übliche und gängige Praxis während einer Tarifauseinandersetzung.

ICE reißt Frau Koffer aus Hand: Strecke Hamburg-Berlin gesperrt

Im Zuge des Lokführerstreiks hat die Deutsche Bahn ihren Kunden empfohlen, Reisen gegebenenfalls vorziehen und so früh wie möglich anzutreten. Einigen Fahrgästen wurde diese Maßnahme am Morgen mutmaßlich aber ebenfalls zum Verhängnis.

Denn wegen eines außergewöhnlichen Personenunfalls musste die ICE-Strecke Hamburg-Berlin zwischen Schwanheide und Boizenburg (Mecklenburg-Vorpommern) am Mittwoch bis 10.30 Uhr für zwei Stunden komplett gesperrt werden.

Nach Angaben der Bundespolizei Rostock hatte am Ende des Bahnsteiges in Schwanheide eine Frau samt Gepäck den Sicherheitsabstand zur Bahnsteigkante nicht eingehalten.

Der Lokführer des ICE 1678 auf der Fahrt von Hamburg nach Stralsund bemerkte die Person und leitete eine Schnellbremsung ein. Die Züge verkehren in diesem Bereich mitunter mit bis zu 220 km/h.

Durch die Sogwirkung entriss der ICE der 45 Jahre alten Frau einen Koffer aus der Hand. Die Frau selbst wurde ebenfalls umgerissen und ging in die Knie, erlitt aber nur leichte Verletzungen. Für weitere Untersuchungen kam sie in ein nahegelegenes Krankenhaus.

Bundes- und Landespolizei sicherten die Strecke, die in der Folge gesperrt wurde. Auch der Notfallmanager der Deutschen Bahn kam zum Einsatz. Gegen die 45-Jährige wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffes in den Bahnverkehr eingeleitet.

Weselskys letzte große Schlacht als GDL-Chef

Die Deutsche Bahn lehnt die Forderungen allerdings ab. Für GDL-Chef Claus Weselsky ist es derweil die letzte Tarifverhandlung, bevor er im kommenden Jahr in den Ruhestand geht.

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Bahn-Personalvorstand Martin Seiler reagierte bereits mit scharfer Kritik auf den Schritt der Gewerkschaft. Der Warnstreik sei „völlig unnötig“ und eine Zumutung für Bahnreisende.