Hamburg. Umbau nach Chaos um Citytunnel-Sperrung. Kioske sollen weg, Treppen direkt zu den Bussen. Hamburger Hauptbahnhof erhält neues Gesicht.
Selten war der Begriff „Chaos“ treffender als derzeit in der Beschreibung der Situation am Hamburger Hauptbahnhof. Weil der Citytunnel der S-Bahn Richtung Altona wegen Bauarbeiten noch bis Anfang Dezember gesperrt ist, stranden Zehntausende Fahrgäste aus dem Süden jeden Tag ungeplant auf dem Bahnsteig der Gleise 1 und 2, sind die Gleise 3 und 4 extrem überfüllt mit Passagieren Richtung Harburg und Altes Land.
Die Ausweichstrecke über die Verbindungsbahn (Dammtorlinie) kann die Massen an Fahrgästen kaum verkraften. Die Bauarbeiten müssen in diesem Zeitfenster sein, weil die Sperrungen bei der U-Bahn im Innenstadtbereich gerade vorbei sind und weil am 10. Dezember die S-Bahn-Linien völlig neu sortiert werden.
S-Bahn Hamburg: Was das neue Liniennetz 2023 bringt
Der Vorsitzende der Geschäftsführung, der S-Bahn, Kay Uwe Arnecke, sagte dem Abendblatt: „Das neue Liniennetz der Hamburger S-Bahn vereinfacht das Liniensystem, bringt mehr Stabilität und Pünktlichkeit und schafft auch die Voraussetzungen für weitere Linien und Taktverdichtungen.“
Auch wenn Fahrgäste aus dem und in den Süden noch wenige Wochen aushalten müssen, klingt die Ankündigung vielversprechend. Richtung Hauptbahnhof werden von morgens bis abends 200 Meter lange Züge fahren: die S5 von Stade und die S3 von Neugraben, beide im Zehnminutentakt. Es wird nicht mehr zusammen- und auseinandergekoppelt, was Zeit sparen dürfte. Bis 2030, so schätzt S-Bahn-Chef Arnecke, wächst das Angebot mit den geplanten Strecken der neuen S4 (nach Bad Oldesloe) und S6 (Neugraben – Elbgaustraße) um 50 Prozent.
Die S-Bahn muss sich sputen, um „vor die Welle“ zu kommen. Noch ist das Vor-Corona-Niveau von 750.000 Fahrgästen am Tag nicht erreicht. Doch schon Anfang 2024 dürfte es wieder so weit sein. Das 49-Euro-Ticket trägt seinen Teil dazu bei.
Hauptbahnhof Hamburg: Neuer Tunnel betrifft Museum und Ohnsorg-Theater
Um volle Bahnsteige am Hauptbahnhof zu verhindern, werden die Kioske an den S-Bahn-Gleisen vermutlich 2025 abgerissen und die Sitzgelegenheiten neu geplant. Als Sofortmaßnahme entsteht bis Ende November ein neuer Zugang zu Gleis 3 und 4, der die S-Bahn mit den Bushaltestellen auf dem Steintordamm am Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) verbindet. Zudem sollen neue Anzeigetafeln über die Auslastung einzelner S-Bahn-Waggons informieren.
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Der Umbau am Hauptbahnhof geht mit einer „großen Lösung“ (Verkehrssenator Anjes Tjarks) weiter. Die Deutsche Bahn plant einen „Verbindungsbahnentlastungstunnel“ und will die S-Bahn über Dammtor zum Diebsteich komplett unter die Erde legen. Baustart: noch unklar. Das MKG und das Ohnsorg-Theater müssten vermutlich für einige Jahre umziehen.