Hamburg. Ausschreitungen wie im Vorjahr befürchtet. Eigene Hundertschaft für Harburg. Alle einsatzfähigen Mitarbeiter der Wachen im Dienst.

Die Hamburger Polizei bereitet sich auf einen heißen Jahreswechsel vor. Die Beamten müssen nicht nur die großen Feiermeilen auf dem Kiez und am Hafenrand im Blick haben. Auch das Böllerverbot im Bereich Jungfernstieg und Rathausmarkt muss überwacht werden. Dazu kommt aber eine weitere große Herausforderung: So will man nach den Erfahrungen aus dem vergangenen JahrAusschreitungen an bekannten „Krawallorten“ wie dem Harburger Ring, im Osdorfer Born oder in Lurup unterbinden.

Erstmals wird es zu Silvester „regionale“ und „funktionale“ Einsatzabschnitte geben. Eine Premiere ist zudem, dass in Harburg ein eigener regionaler Einsatzabschnitt eingerichtet wird, zu dem gleich zwei Brennpunkte gehören, nämlich der Harburger Ring und der Bereich Stubbenhof in Hausbruch. Ein weiterer regionaler Einsatzabschnitt wird auch der Bereich Innenstadt werden. Funktionale Abschnitte wird es beispielsweise für die Kripo, die Aufklärung oder für Verkehrsmaßnahmen geben.

Silvester in Hamburg: Polizei Hamburg erwartet auf dem Kiez 30.000 Feiernde

In der inneren Stadt werden im Bereich Landungsbrücken rund 15.000 Menschen, an der Binnenalster um die 5000 Menschen und auf dem Kiez etwa 30.000 Feiernde erwartet. Dort wird sich der Einsatz der Polizei an dem der Vorjahre und den Jahren vor Corona orientieren. In diesen Bereichen wird ein Großteil der Bereitschaftspolizei eingesetzt, die komplett zum Jahreswechsel im Dienst sein wird. Auf das Aufrufen der Alarmhundertschaften, die aus den Beamten der Wachen bestehen, wie zuletzt beim Lokalderby als der HSV gegen den FC St. Pauli spielte, wird man verzichten.

Das bedeutet aber nicht, dass die meisten Beamten der Hamburger Polizeiwachen Silvester feiern können. „Es gibt keine Urlaubssperre. Es wird aber für die Zeit kein Urlaub mehr genehmigt“, sagt ein Beamter. Denn die polizeilichen Regionen, in denen bis auf Bergedorf immer mehrere Wachen zusammengefasst sind, werden den Einsatz im großen Stil mit eigenen Kräften bewältigen müssen. Geführt werden die Einsätze in der Silvesternacht in den Regionen über ihre wichtigste Wache, dem sogenannten Leit-PK. Das verfügt über die Technik, einen solchen Einsatz zu koordinieren. So ist man auch in der Lage, Bilder beispielsweise von Überwachungskameras in Echtzeit zu beobachten.

Polizei Hamburg schickt Hundertschaft nach Harburg, um Silvester-Randale zu verhindern

Die Region Süd mit Harburg wird eine eigene Hundertschaft bekommen, die nur für den Bereich südlich der Elbe zuständig ist. Dazu werden sämtliche einsatzfähige Mitarbeiter der drei zu der Region gehörenden Wachen im Dienst sein. Das bedeutet, das beispielsweise auch Sachbearbeiter, die sich um Verkehrsangelegenheiten kümmern, im Dienst sein werden. Schwerpunkt im Süden der Stadt werden der Harburger Ring und der Bereich Stubbenhof sein. Am Harburger Ring hatte es zuletzt zu Halloween Ausschreitungen durch bis zu 350 Randalierer gegeben, die dort die gezielte Auseinandersetzung mit der Polizei gesucht hatten.

Am Harburger Ring gab es zu Halloween-Ausschreitungen durch Jugendliche, die die Polizei angriffen.
Am Harburger Ring gab es zu Halloween-Ausschreitungen durch Jugendliche, die die Polizei angriffen. © André Zand-Vakili

Am Stubbenhof hatten beim letzten Jahreswechsel Randalierer zuerst HVV-Busse mit Silvesterraketen oder Vogelschreckgeschossen beschossen und die Fahrer mit Laserpointern geblendet, später auch Einsatzkräfte auf gleiche Weise attackiert.

Harburg, Lurup und Osdorfer Born als mögliche Brennpunkte für Silvester

Erstmals wird der Gesamteinsatz zu Silvester federführend vom Führungsstab aus koordiniert, der in dieser Nacht vom Chef der Schutzpolizei, Matthias „Leo“ Tresp, geleitet werden soll. Von dort wird man auch im Notfall geschlossene Einheiten der Bereitschaftspolizei dirigieren. Denn neben Harburg gelten auch Lurup und der Osdorfer Born als mögliche Brennpunkte durch Krawallmacher, wie es sich bereits zu Halloween gezeigt hatte.

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Bereits in den Wochen vor Silvester wird der Jugendschutz aktiv sein. Die Beamten werden schon bekannte Krawallmacher aufsuchen und mit ihnen „normverdeutlichende Gespräche“ – oder anders ausgedrückt „Gefährderansprachen“ – durchführen. Bei den zumeist Jugendlichen handelt es sich vor allem um Randalierer, die im Zusammenhang mit den Krawallen zu Halloween aufgefallen waren.

Hamburgs Feuerwehr verstärkt Fahrzeuge mit Splitterschutzfolien für Silvester

Unabhängig von der Hamburger Polizei wird auch die Bundespolizei mit einem größeren Aufgebot an den Bahnhöfen und in den S-Bahnen präsent sein. Dabei spielen der Hauptbahnhof, der Bahnhof Jungfernstieg und der Bahnhof Reeperbahn eine besondere Rolle. Im vergangenen Jahr hatte die Bundespolizei zum Jahreswechsel rund 120 Beamte aufgeboten.

Deutlich verstärkt, wie jedes Jahr, wird auch die Feuerwehr in die Silvesternacht gehen. „Es werden mehr Rettungswagen im Einsatz sein. Die Leitstelle wird verstärkt und die freiwilligen Feuerwehren werden in Bereitschaft sein“, so ein Feuerwehrsprecher. Bei der Feuerwehr wurden auch Einsatzfahrzeuge nachgerüstet. Scheiben von Löschfahrzeugen und Rettungswagen wurden mit Splitterschutzfolien verstärkt.

„Der Jahreswechsel wird für die Polizei und Feuerwehr in Hamburg wieder ein kräftezehrender Einsatz“, sagt Thomas Jungfer von der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Der überwiegende Teil der Hamburger wird das neue Jahr friedlich feiern. Wir müssen aber davon ausgehen, dass die Silvesternacht für Ausschreitungen missbraucht wird.“