Hamburg. Am Harburger Ring attackieren rund 300 Jugendliche die Polizei. Erste politische Forderungen nach den Krawallen in Hamburg.
Halloween-Randale in Hamburg: Mit dem Einbruch der Dunkelheit hat die Polizei Hamburg im gesamten Stadtgebiet am Dienstagabend vermehrt Jugendgruppen mit teilweise bis zu 100 Personen verzeichnet. Bereits ab 18 Uhr kam es laut Polizei aus diesen Gruppen heraus zum vereinzelten Zünden von Feuerwerkskörpern, darunter auch sogenannte „Polenböller“.
In Harburg versammelten sich gegen 19.40 Uhr rund 200 Jugendliche am Harburger Ring. Nach Abendblatt-Informationen bauten sie Barrikaden auf und attackierten Polizeibeamte mit Böllern, Eiern und schleuderten Verkehrsschilder auf die Einsatzkräfte. Die Polizei setzte schließlich Wasserwerfer ein.
Halloween-Randale in Hamburg: 300 Jugendliche bewerfen Polizisten mit Flaschen und Böllern
Der Polizeihubschrauber „Libelle“ war ebenfalls in Harburg im Einsatz. Am späteren Abend habe sich die Lage am Harburger Ring beruhigt, so ein Polizeisprecher. Polizeieinheiten hätten die zwischenzeitlich auf 300 bis 350 Personen angewachsene Gruppe mit den Wasserwerfern zurückdrängen können.
„Die mutmaßlich überwiegend Jugendlichen verteilten sich anschließend in Kleingruppen im Umfeld“, teilte die Polizei am späten Dienstagabend mit. In Höhe des Karstadt-Gebäudes sollen einige der Jugendlichen sogar eine Straßenbarrikade erbaut haben. Laut Polizei sollen insgesamt elf Ermittlungsverfahren von schwerem Landfriedensbruch bis zu gefährlicher Verletzungen in Zusammenhang mit den Ereignissen Harburger Ring eingeleitet worden sein.
Fünf Tatverdächtige im Alter von 14 bis 36 Jahre sind deswegen festgenommen worden. Die Ermittlungen leitet das Landeskriminalamt.
Halloween-Randale in Hamburg: Jugendliche zünden in Lurup Container an
Auch in Hamburg-Lurup kam es am Halloween-Abend zu Ausschreitungen. Rund 50 Jugendliche bewarfen einen Nettomarkt im Lüdersring mit Steinen. Die Polizei rückte mit mehreren Mannschaftswagen an. Außerdem setzte die Gruppe auch einen Müllcontainer in Brand. Die Feuerwehr konnte die Flammen schnell löschen. Ermittler der Polizei stellte Reste sowie zwei nicht abgetrennte Molotowcocktails sicher.
In der Straße Bornheide hatten sich ab etwa 19 Uhr nach und nach rund 70 Personen gesammelt. Einsatzkräfte überprüften die Gruppierung und erteilten den überwiegend Jugendlichen einen Platzverweis für den Bereich rund um das „Born Center“.
Die Beamten erteilten Platzverweise und stellten dabei knapp 40 Böller sicher. Während der Einsatzmaßnahmen skandierte ein 17-Jähriger pro-palästinensische und israelfeindliche Parolen. Der Jugendliche musste mangels Haftgründen jedoch wieder laufen gelassen werden. Der Staatsschutz ermittelt in der Sache.
Halloween-Krawalle in Hamburg: über 250 Unruhestifter machten die Stadt unsicher
Insgesamt leiteten die Polizisten im Laufe des gestrigen Abends 33 Strafverfahren ein. Vier Personen nahmen sie vorläufig fest sowie 15 Männer in Gewahrsam. Von knapp 250 sogenannten Störern wurden die Personalien festgestellt.
Am Mittwochmittag gibt es auch erste Reaktionen aus der Hamburger Politik zu den Ereignissen in Harburg. So zeigt sich Katarina Blume, stellvertretende Landesvorsitzende der FDP Hamburg, Fraktionsvorsitzende in Altona und Vorsitzende des Ausschusses für Soziales und Integration entsetzt: „Die Ausschreitungen, verursacht von maskierten Jugendlichen, die einen fröhlichen Kinderspaß zu Gewalt gegenüber Polizeieinsatzkräften und marodierendem Verhalten missbrauchten, sind inakzeptabel und nicht zu tolerieren.“
Weiter warnt sie vor einer Bagatellisierung der Ereignisse und fordere die Hamburger Behörden auf, die Ermittlungsarbeit zu priorisieren und zu unterstützen, um alle Möglichkeiten des Jugendstrafrechts auszuschöpfen.
Halloween-Krawalle in Hamburg: AfD warnt vor „randaliereden Migrantenmobs“
Auch die Hamburger AfD hat eine klare Meinung zu den Ereignissen in der Halloweennacht. Der Fraktionschef und innenpolitische Sprecher der Partei, Dirk Nockemann, stellt klar: „Die AfD hat vor wenigen Monaten in der Hamburgischen Bürgerschaft vor französischen Zuständen gewarnt und nun haben wir sie vor der eigenen Haustür. [...] Wer unsere Polizei- und Rettungskräfte mit Böllern und Molotow-Cocktails attackiert, der ist ein Staatsfeind und der hat die maximale Härte des Rechtsstaates zu erwarten.
Obwohl bislang nichts Näheres zu der Herkunft der Täter bekannt ist, fordert er weiterhin „eine konsequente Nulltoleranz-Strategie gegen randalierende Migrantenmobs und No-go-Areas, wie sie in Harburg bereits existieren.“
Halloween-Krawalle in Hamburg: Palästina-Flaggen in St. Georg geschwenkt
Um circa 20.30 Uhr meldeten Anwohner des Gropiusring in Hamburg-Steilshoop rund 100 Personen, die Feuerwerkskörper zündeten und mutmaßlich mit Schreckschusswaffen in die Luft schossen. Polizisten schritten umgehend ein und erteilten Platzverweise.
„Als Einsatzschwerpunkte kristallisierten sich dieses Jahr, zum Teil erneut, die Stadtteile Harburg, Billstedt, Lurup, Osdorf, Steilshoop und Wilhelmsburg heraus“, heißt es in der Mitteilung der Polizei. Insbesondere dort habe die Polizei verstärkt Präsenz gezeigt, die zumeist Jugendlichen und Heranwachsenden kontrolliert und sei bei Störungen konsequent eingeschritten.
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Rund 45 Menschen mit Palästina-Flaggen, die „entsprechende Parolen skandierten“ waren laut Polizeiangaben im Stadtteil St. Georg unterwegs. Die Polizei löste die nicht angemeldete Versammlung auf.
Halloween-Krawalle in Hamburg: St.-Pauli-Fans zünden Pyros
Auch einige Fußballfans, die sich anlässlich des DFB-Pokalspiels zwischen dem FC St. Pauli und dem FC Schalke 04 eingefunden hatten, randalierten und zündeten Pyrotechnik. Am späteren Abend beruhigte sich die Lage laut der Polizei wieder.
Insgesamt seien am Halloween-Abend rund 1200 Polizistinnen und Polizisten, darunter 20 Einsatzkräfte der Bundespolizei, im Stadtgebiet im Einsatz gewesen. (mit dpa)