Hamburg. Experten schlagen Alarm: So viel nicht zugelassene Feuerwerkskörper angeboten wie nie. Wo Silvester geböllert werden darf.

Zum Jahreswechsel wird es wieder ein „Böllerverbot“ im Bereich Jungfernstieg und Rathausmarkt geben. Das erfuhr das Abendblatt aus dem Kreis der Sicherheitsbehörden. Weitere Verbotszonen seien nicht geplant. Damit darf man im Bereich Jungfernstieg und vor dem Rathaus keine Feuerwerkskörper der Kategorien F2, F3 und F4 bei sich haben oder zünden. Lediglich Feuerwerk der Kategorie F1, worunter Knallerbsen oder Wunderkerzen fallen, dürfen dort genutzt werden.

Experten rechnen in anderen Bereichen nicht nur mit einem bunten, sondern auch lauten Jahreswechsel. Der illegale Handel mit den sogenannten „Polen-Böllern“ boomt. Wenn Silvester wieder bunte Raketen den Himmel beleuchten, wird es am Boden so manchen extra lauten Rums geben. Illegale Böller werden massenhaft auch in Richtung Hamburg geschafft.

Silvester in Hamburg: So viel illegales Feuerwerk im Angebot wie nie

„So viel illegales Feuerwerk in Deutschland wie in diesem Jahr wurde bislang nicht angeboten“, sagt Feuerwerks-Experte Oliver Graetzer (53). Vor allem in sozialen Netzwerken werde der „Knallkram“ gehandelt. „Das findet in geschlossenen, aber auch offenen Gruppen statt“, so Graetzer.

Dabei handelt es sich in der Regel um Feuerwerk, das in Deutschland nicht zugelassen oder nicht zu bekommen ist. Meistens wird das illegale Feuerwerk einfach per Post verschickt.

Hamburger Zoll prüft Pakete mit potenziell illegalem Feuerwerk sehr genau

„Wir wissen das“, sagt Kristina Severon vom Zoll. Deswegen wird in den Paketzentren ganz besonders genau hingeschaut. Immer wieder stößt man dabei auf Sendungen, in denen Feuerwerkskörper verschickt werden. Allein durch das Hauptzollamt Hamburg wurden im vergangenen Jahr nur im Dezember 3690 Feuerwerkskörper sichergestellt, die in Paketen verschickt worden waren. Dabei handelte es sich in der Regel um nicht zugelassenes Feuerwerk. Zu jedem dieser Funde wurde ein Strafverfahren eingeleitet.

Experten warnen: Illegale Böller haben meist eine hohe Sprengkraft und sind besonders gefährlich.
Experten warnen: Illegale Böller haben meist eine hohe Sprengkraft und sind besonders gefährlich. © picture alliance / Daniel Bockwoldt/dpa | Daniel Bockwoldt

Den Boom mit den „Polenböllern“ ausgelöst hat laut Graetzer die Corona-Pandemie. In den zwei Jahren, in denen der Verkauf von Feuerwerk in Deutschland verboten war, haben sich viele Fans der Knallerei in Polen eingedeckt. Andere haben dabei ganz nebenbei ein illegales, aber lukratives Geschäft entdeckt.

Warum so viele illegale Böller aus Polen auch nach Hamburg kommen

„Dort kann man Feuerwerk das ganze Jahr hinweg über kaufen. Hier in Deutschland ist es nur an drei Tagen erlaubt“, weiß Graetzer. Dazu kommt: Die Böller, die in Polen im Handel sind, haben eine deutlich höhere Sprengkraft als das in Deutschland zugelassene „Knallzeug“. Auch schaut man nach Einschätzung von Graetzer dort oft nicht so genau hin, wenn es um Feuerwerk geht, das eigentlich Profis mit entsprechender Berechtigung vorbehalten ist. „Dort wird Feuerwerk der Klasse F3 in einer Menge angeboten, die weit über den Bedarf der Profis hinausgeht“, so Graetzer.

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Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), geht davon aus, dass die illegalen Böller zu Silvester auch für das Einsatzgeschehen relevant sind. „Die Einsatzkräfte dürften an den typischen Brennpunkten, wie dem Harburger Ring, Hausbruch, Osdorfer Born oder Lurup damit konfrontiert werden“, sagt Jungfer. Das hatte sich zuletzt zu Halloween gezeigt, als Einsatzkräfte mit solchen Knallkörpern gezielt beworfen wurden.

Dass es in diesen Bereichen zum Jahreswechsel kein Böllerverbot geben wird, kann er zumindest nachvollziehen. „Wenn man ein solches Verbot ausspricht, muss man es auch durchsetzen können“, sagt er. Das sei angesichts des Einsatzaufkommens zu Silvester, zu dem die Polizei alle Kräfte mobilisiert, kaum möglich.