Hamburg. „Angespannte Lage“ – im Oktober mussten mehr Zuwanderer untergebracht werden als in jedem anderen Monat. Es könnte eng werden.

Der Zustrom von Flüchtlingen nach Hamburg ist ungebrochen, die Zahlen sind sogar noch einmal gestiegen. Nach dem jetzt veröffentlichten monatlichen Lagebericht des Senats mussten im Oktober 1705 Geflüchtete neu in der Hansestadt untergebracht werden – im September waren es noch 1569. Das ist der höchste monatliche Wert in diesem Jahr.

Die Flüchtlingsunterkünfte der Stadt sind zu 95 Prozent ausgelastet, inklusive Notstandorten, also auch nach Belegung der Messehalle, mit der vor gut einem Monat begonnen wurde.

„Wir haben weiterhin eine sehr angespannte Lage bei der Unterbringung von Flüchtlingen“, sagt der Sprecher der Sozialbehörde, Wolfgang Arnhold auf Anfrage. Bis Jahresende würden keine neuen Unterkunftsstandorte eröffnet. „Wir müssen mit den Plätzen auskommen, die wir haben.“

Flüchtlingsunterbringung in Hamburg: Zum Jahresende könnte es eng werden

In der Sozialbehörde ist man optimistisch, dass man mit der vorhandenen Unterkunftskapazität – Stand jetzt – voraussichtlich auskommt. „Aber wir gehen davon aus, dass es zum Jahresende eng wird“, so der Sprecher. In diesem Fall müsse man eventuell an den Belegungsschlüssel herangehen – oder mehr Geflüchtete in Zelten unterbringen.

Bereits jetzt leben in Hamburg 102 Menschen in Zelten, vor allem an der Unterkunft Schnackenburgallee in Bahrenfeld sowie auf dem Gelände der ehemaligen Fegro-Halle in Harburg. In Hotels und Pensionen sind in der Hansestadt an 62 Standorten insgesamt rund 5800 Geflüchtete untergebracht. Die Sozialbehörde ist gerade dabei, Verträge mit Hotels zu verlängern. Auch schaue man sich laufend neue Standorte an.

Hier sollen in Hamburg neue Flüchtlingsheime eröffnen

Erst im kommenden Jahr will Hamburg neue Flüchtlingsheime eröffnen. Am Luisenhof in Farmsen soll eine öffentlich-rechtliche Unterkunft entstehen. Hier sind die Bauarbeiten für Modulhäuser im Gange. Rund 140 Geflüchtete können im Frühjahr in ein ehemaliges Firmengebäude in der Straße Am Radeland (Bostelbek/Heimfeld) einziehen. Die Unterkunft an der Pinneberger Straße in Schnelsen wird erweitert. In Duvenstedt werden Geflüchtete auf einer bisherigen Festwiese am Puckaffer Weg als Erstaufnahme untergebracht.

Bereits Anfang Oktober hatten die SPD-Senatoren Melanie Schlotzhauer, Andy Grote und Ties Rabe im Abendblatt-Interview erklärt, die Stadt sei „jetzt am Limit“, und eine Absenkung der Flüchtlingszahlen gefordert. Hamburg stoße an seine Grenzen, die Gesellschaft drohe überfordert zu werden. Doch Maßnahmen, die die Zahl Geflüchteter vermindern könnten, brauchen Zeit, um Wirkung zu entfalten. Anfang November hatten sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Ministerpräsidenten der Länder unter anderem auf Leistungseinschränkungen für Flüchtlinge, schnellere Asylverfahren und mehr Abschiebungen geeinigt.

Hamburg: Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine stagniert

Derzeit leben laut Sozialbehörde in Hamburg rund 47.000 Menschen in öffentlich-rechtlicher Unterbringung. Ohne die Notstandorte würde die Belegung sogar 135,2 Prozent betragen. Während die Zahl der nach Hamburg aus der Ukraine Geflüchteten seit dem Sommer in etwa gleich bleibt, steigt die Zahlen der Menschen aus anderen Ländern, die über die Mittelmeer- und die Balkan-Fluchtrouten kommen, weiter; den größten Anteil haben laut Lagebild Afghanen (28,2 Prozent) und Syrer (17,6 Prozent).


Ein anderes Bild gibt es bei den Ukrainern: Kamen 2022 – im Jahr des Kriegsausbruchs – noch 42.211 Ukrainer nach Hamburg, waren es im laufenden Jahr laut Lagebild bisher 7998 (im Oktober: 732).

Hamburg ist mit diesem Problem keineswegs allein: Bundesweit stieg die Zahl der Asylanträge im Oktober 2023 auf 33.513 – ein Plus von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.