Hamburg. Vier von fünf Verdächtigen sind strafunmündig. Anwälte dürften ihnen von Aussage abraten. Gewerkschaft: Hamburgs Lehrer sind in Angst.

Nach der Bedrohung an der Stadtteilschule Blankenese und der Grundschule in Bahrenfeld wird weiter ermittelt, wie die genaue Tatbeteiligung der vier Kinder und eines Jugendlichen ist, die im Zuge von Fahndungsmaßnahmen gefasst wurden. Ein Zwölfjähriger könnte, so hieß es bei der Polizei Hamburg, bei beiden Taten dabei gewesen sein.

Unklar ist bislang die Rolle des 14-Jährigen. Er ist der Einzige der ermittelten Jungen, der wegen seines Alters auch als Beschuldigter geführt werden kann. Die anderen vier Jungen im Alter von elf bis 13 Jahren sind strafunmündig. Gegen sie kann deswegen nicht Anklage erhoben werden.

Ermittlungen der Polizei ergaben, dass mindestens vier der Verdächtigen Schüler einer Bahrenfelder Schule sind. Warum eine Bedrohung auch in Blankenese stattfand, ist unklar. Ohnehin erschwere sich die Prüfung des Falls, so erklärte die Staatsanwaltschaft am Freitag, da es sich bei vier der Schüler noch um Kinder handelt.

Schule Hamburg: Motiv der Tat wird vielleicht niemals ermittelt

Ob jemals das Motiv der Tat – in beiden Fällen waren Lehrer mit augenscheinlichen Waffen bedroht worden, die sich später als Spielzeugpistolen entpuppten – festgestellt werden kann, bleibt zweifelhaft. Die Kinder könnten lediglich befragt, dem 14-Jährigen ein Vernehmungsangebot gemacht werden. In allen Fällen besteht der Zwang der „nötigen Verteidigung“.

Das bedeutet, dass die Polizei mit den Jungen über die Tat ausschließlich im Beisein eines Rechtsanwalts sprechen darf. In der Praxis raten die Verteidiger in der Regel von jeglichen Aussagen ab. Allerdings könnten die Kinder, bei denen sich herausstellt, dass sie nicht an der Tat beteiligt waren, als Zeugen vernommen werden.

Gewerkschaft: Hamburger Lehrer haben Angst vor Übergriffen

Zu Wort hat sich auch die Lehrergewerkschaft GEW gemeldet: Fälle wie in Blankenese und in Bahrenfeld seien laut GEW-Geschäftsführer Dirk Mescher zwar „kein Alltag“. Doch käme in Hamburg sowohl die Prävention als auch die nachträgliche Betreuung zu kurz. Helge Pepperling, Sprecher der Hamburger Lehrergewerkschaften, sagte, dass die Angst vor Übergriffen bei einigen Lehrkräften präsent sei. Die jüngsten Vorkommnisse würden zeigen, dass selbst von Schülern der Nachbarschulen Bedrohungen ausgehen können. Vier der Jungen besuchen die Grundschule in Bahrenfeld.

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Noch völlig unklar ist, was für Kosten durch die Bedrohungen verursacht wurden. Rund 400 Polizisten, darunter Angehörige der Spezialeinheit (SEK), waren vier Stunden lang im Einsatz. Die Einsatzkräfte hatten die Schule, in der sich mehr als 1000 Schüler und Lehrer in den Klassenzimmern verbarrikadiert hatten, durchkämmt und Raum für Raum evakuiert. Kostspielig dürfte auch der stundenlange Einsatz des Polizeihubschraubers Libelle gewesen sein.

„Es ist viel zu früh, hier Kosten beziffern zu wollen“, so ein Polizeisprecher. Es dürfte noch Wochen dauern, bis feststeht, wie teuer der Einsatz tatsächlich war.