Hamburg. Die Verarbeitung kann Wochen dauern, sagt Christian Böhm. Welche Unterstützung es für betroffene Kinder und Jugendliche gibt.
Spezialkräfte der Hamburger Polizei, Hubschrauber zur Überwachung aus der Luft, Medienvertreter vor dem Schulgebäude – der Großalarm am Mittwoch an der Stadtteilschule Blankenese wegen bewaffneter Kinder war ein einschneidendes Erlebnis für die betroffenen Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte vor Ort, aber auch für die Elternschaft.
Hamburg verfügt seit 2008 über ein Schulkrisen-Team, das Hilfe in solchen Lagen bieten soll. Darunter sind Psychologen, Sozialpädagogen und Lehrer. Sie treffen sich viermal pro Jahr, führen Übungen und Planspiele durch, seien erfahren in der Beratung junger Menschen, sagt Christian Böhm, Leiter der Beratungsstelle Gewaltprävention in der Schulbehörde.
Alarm an Blankeneser Schule löste Sorgen und Ängste aus
Vier seiner Mitarbeitenden und um die fünf Experten aus den Regionalen Bildungs- und Beratungszentren in Hamburg seien zur Unterstützung der Schulgemeinschaft noch mindestens bis Freitag in Blankenese, sagt Böhm. Von der kommenden Woche an werde der Einsatz des Schulkrisen-Teams sich an den Bedarfen der Stadtteilschule ausrichten.
Der Vorfall habe bei den Kindern und Jugendlichen, Lehrern und Eltern natürlich Unruhe, Sorgen und Ängste ausgelöst, sagt der promovierte Psychologe. Belastend sei dabei auch der Umstand gewesen, dass die bewaffneten Kinder nicht schnell gefunden wurden. Am Mittwoch habe das Krisenteam vor allem versucht, die Schulgemeinschaft zu beruhigen. Nun gehe es um die Aufarbeitung in Klassen und kleineren Gruppen.
Alarm an Hamburger Schule: „Verarbeitung kann Wochen dauern“
Die Kinder sollten verstehen, was genau passiert ist, warum das so war. „Wir müssen den Großalarm für die Schülerinnen und Schüler in einen Zusammenhang bringen, damit das Ereignis ihnen nicht zukünftig weiter Angst macht“, sagt Böhm.
„Manche können das gut wegstecken. Es gibt Kinder und Jugendliche, die schon kurz nach einem schockierenden Erlebnis darüber sprechen und dies dadurch gut verarbeiten können“, so der Psychologe weiter. „Andere Kinder verstummen womöglich. In solchen Fällen dauert es länger, bis man Symptome sieht, weil diese Mädchen und Jungen immer noch Angst haben.“ Eine Traumatisierung verlaufe nicht bei allen Menschen gleich. „Die Verarbeitung kann Wochen dauern.“
Großalarm an Schule in Blankenese: Krisenteam kann Therapeuten vermitteln
Bei Schülerinnen und Schülern, die erst in den kommenden Tagen und Wochen Angstsymptome oder Auffälligkeiten zeigten, könnten die Mitglieder des Schulkrisen-Teams bei Bedarf eine Unterstützung durch Therapeuten vermitteln. Um dies einzuschätzen, seien die an der Stadtteilschule Blankenese beschäftigen Fachkräfte gefragt. Sie müssten darauf achten, ob und wie der Schock des Großalarms die Schülerschaft mittelfristig beschäftige.
Bedrohungslage an Schule in Hamburg-Blankenese – die Bilder
Auch der Austausch mit Eltern sei sehr wichtig. Eltern sollten sich Zeit nehmen, die Äußerungen ihrer Kinder ernst nehmen und zuhören, aber die Gespräche nicht erzwingen. Wenn sie feststellten, dass ihre Kinder sich zurückziehen, ängstlich seien und zu Hause nicht mehr so ansprechbar wie vor dem Ereignis, im Extremfall gar nicht mehr zur Schule gehen wollten, sollten Eltern unbedingt mit den zuständigen Lehrern darüber sprechen, rät Böhm. „Dann können wir das gemeinsam angehen und helfen.“