Hamburg. Zwei der fünf Verdächtigen, die Lehrkräfte in Blankenese und Bahrenfeld bedrohten, wurden bereits auffällig. Vernommen wurde keiner.

Nach dem Großeinsatz an der Stadtteilschule Blankenese hat die Polizei einen weiteren Verdächtigen ermittelt. Der 13-Jährige soll mit einem Komplizen am Mittwochmorgen in eine 8. Klasse gekommen und die Lehrerin mit einer scheinbaren Schusswaffe bedroht haben. Zunächst hatte es geheißen, der Komplize sei ebenfalls 13, dann korrigierte die Polizei sein Alter: Er ist erst elf Jahre alt.

Nach einer zweiten „Bedrohungslage“ am Nachmittag in der Grundschule Mendelssohnstraße in Bahrenfeld, bei der die Täter ebenfalls mit einer augenscheinlichen Schusswaffe auf einen Lehrer zielten, waren der Elfjährige, zwei Zwölfjährige und ein 14 Jahre alter Jugendlicher von Zivilfahndern gestellt worden. Bei dem Quartett stellten die Polizisten zwei Spielzeugpistolen sicher.

Großalarm in Blankenese: Jungen waren Polizei schon bekannt

Dann wurde der fünfte Junge identifiziert. Die Staatsanwaltschaft erwirkte einen Durchsuchungsbeschluss für die elterliche Wohnung des 13-Jährigen. Dort entdeckten Beamte eine weitere Spielzeugpistole im Kinderzimmer. Die vier Kinder und der Jugendliche wurden ins Polizeipräsidium gebracht und erkennungsdienstlich behandelt. Das bedeutet, dass ihre Fingerabdrücke genommen und Fotos gemacht wurden. Danach konnten ihre Eltern sie abholen. Auch das Jugendamt wurde eingeschaltet.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Völlig unklar ist das Motiv. Die Kinder und der Jugendliche sind bislang nicht befragt worden. Ob sie noch Aussagen machen werden, ist fraglich. Für alle gilt eine „notwendige Verteidigung“, was bedeutet, dass ein Anwalt dabei sein muss. Zudem bräuchte die Polizei das Einverständnis der Eltern. Mindestens vier der fünf Verdächtigen sollen auf die Schule in Bahrenfeld gehen, wo sich die zweite Bedrohung ereignete. Bisher waren die Jungen nicht besonders auffällig. Lediglich im Zusammenhang mit einer einfachen Körperverletzung und einem Ladendiebstahl waren zwei Jungen schon bei der Polizei bekannt.

Großalarm in Blankenese: Verursacher sollen Kosten für Einsatz zahlen

Bildungssenator Ties Rabe (SPD) besuchte am Donnerstag die Schule in Blankenese und dankte Lehrern, Schulleitung und Polizei: „Die Ergebnisse der weiteren Ermittlungen müssen jetzt abgewartet werden, bevor konkrete Schlussfolgerungen gezogen und eventuelle Maßnahmen eingeleitet werden können.“ Schulleiter Philip Reuter: „Wir sind sehr hoffnungsfroh, dass wir schnell in einen gewohnten Alltag zurückfinden und das Erlebte abschütteln können oder wenig hängen bleibt in jedem Einzelnen von uns.“

Für die Eltern der fünf Tatverdächtigen könnte der Großeinsatz am Mittwoch unterdessen sehr teuer werden: Die Polizei will prüfen, ob und welche Ansprüche gegen die Verursacher gestellt werden. Rund 400 Polizisten waren an der Suche nach den Verdächtigen und der Evakuierung in Blankenese beteiligt. Auch der Polizeihubschrauber war stundenlang in der Luft. Tatsächlich hatte die Polizei in der Vergangenheit bei mutwillig ausgelösten Einsätzen Kostenrechnungen gestellt. Der Erfolg sei aber „mäßig“, hieß es.

Mehr zum Thema

Spekulationen in Medien, wonach der Einsatz in Blankenese und Bahrenfeld mindestens 50.000 Euro gekostet hat, bezeichnete ein Polizeisprecher gegenüber dem Abendblatt als „aus der Luft gegriffen“. Die Summe werde noch errechnet, dies könne leicht eine Woche dauern.