Hamburg. Bewundernswert, welche Textmengen SamSemilia herausschleudert. Und hinterher gibt‘s in Hamburg Autogramme und Cannabis-Samen für die Fans.

Namen trägt er viele. Am bekanntesten ist Samy Sorge als Samy Deluxe, aber er ist auch der Wickeda MC, er hat als Herr Sorge ein Album veröffentlicht, und er nennt sich auch SamSemilia. Unter dieser Marke hat er in den vergangenen zwei Jahren zusammen mit dem Leipziger DJ und Rapper Morlockk Dilemma zwei Alben herausgebracht, und mit ihm ist er jetzt auf Club-Tournee durch sechs deutsche Städte.

„Wir sind wieder zurück in den Untergrund gegangen“, sagt er beim Tourauftakt im Mojo Club. „Wir fahren sogar unseren Van selber.“ Wenn Samy jetzt im Mojo auftritt, ist das wie eine Rückkehr zu seinen Anfangstagen in der Hamburger Hip-Hop-Szene, denn der Club mit der Adresse Reeperbahn 1 war in den 90er-Jahren ein zentraler Hotspot für die ganzen Eimsbush- und Yo-Mama-Rapper und DJs. 30 Jahre später füllen Gefährten von einst wie Jan Delay oder Deichkind Arenen, und auch Samy Deluxe hat 2020 die Barclays Arena ausverkauft. Doch als SamSemilia ist das Gewölbe an der Reeperbahn der ideale Ort für seine neuen Tracks.

Samy Deluxe im Mojo Club: Schweißtreibend auf Betriebstemperatur

Als Gast hat Samy den britischen Rapper Sonnyjim eingeladen. Der Mann aus Birmingham bringt den ausverkauften Club mit seinen Reimen schnell in Stimmung, nahtlos geht es mit SamSemilia weiter. Der kommt mit orangefarbener Kopfbedeckung und Winterjacke aus dem Backstage-Bereich auf die Bühne, bedankt sich bei Sonnyjim, verabschiedet diesen und legt sofort mit einem ultraschnellen Reim los. Ein Aufwärmprogramm braucht er nicht, SamSemilia ist direkt auf Betriebstemperatur. Unter seiner dicken Joppe wird es ihm schnell zu warm. Beim zweiten Track zieht er sie aus, seine Performance ist schweißtreibend. Es ist immer wieder bewundernswert, welche Textmengen Samy herausschleudern kann. „Ich habe Texte gelernt“, räumt er ein und macht klar, wie wichtig ihm dieses Projekt ist.

Die neuen SamSemilia-Tracks sind weniger tanzbar als seine Lieder als Samy Deluxe. Das Publikum, in der Mehrzahl männliche Fans der Generation Ü40, ist aber zufrieden damit, die Beats mit Kopfnicken zu begleiten. Um den komplexen Wortkaskaden zu folgen, muss man schon sehr genau zuhören, auf Mitmach-Spielchen, sonst bei Hip-Hop-Konzerten gang und gäbe, verzichtet Samy mit Ausnahme von „Waschecht“. Sein Auftritt dauert nur eine gute Stunde, doch in der haut Samy alles raus, was er als SamSemilia zuletzt geschrieben hat. Zugaben mit Samy-Deluxe-Songs wie dem populären „Grüne Brille“ gibt es nicht. „Ihr seid wegen SamSemilia gekommen, deshalb gibt‘s nur Musik von ihm“, sagt er und hat natürlich noch einen Zugaben-Track parat.

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