Hamburg. Architekt Volkwin Marg hatte die bisherige Planung kritisiert und alternativen Standort vorgeschlagen. Der ist bloß längst abgewiesen.

Die Kritik des Bundesrechnungshofs kam überraschend, noch überraschender war seine Empfehlung, die Finanzierung des Deutschen Hafenmuseums durch die vom Bund bisher bereitgestellten 185 Millionen Euro sofort einzustellen (das Abendblatt berichtete). Grund dafür waren die vom Rechnungshof prognostizierten Mehrkosten für das Gebäude von rund 430 Millionen Euro. Diese Zahl wurde mittlerweile relativiert; die Stadt Hamburg wird die Finanzlücke mit einer Summe von 98 Millionen Euro schließen. Darauf haben sich die Fraktionsparteien geeinigt.

Im Zuge dieser Diskussion wurde auch die Zwei-Standorte-Lösung hinterfragt. Geplant ist, dass das bereits bestehende Hafenmuseum am Schuppen 50A ausgebaut und auf dem Grasbrook in rund zwei Kilometern Entfernung ein großes Museumsgebäude errichtet wird. Besonders der Hamburger Architekt Volkwin Marg vom Büro gmp befürchtet, dass das neue Museum so „zwangsläufig jahrzehntelang im Abseits liegen“ könnte, und schlug daher einen aus seiner Sicht attraktiveren Standort in der Nähe des Ausgangs des Elbtunnels auf Steinwerder vor, dies „böte einen optimal kurzen Weg von der U- und S-Bahn Landungsbrücken zu einem Schifffahrtsmuseum bei Blohm + Voss mit Panoramablick auf Hamburg direkt gegenüber“, so Marg im Abendblatt.

Hafenmuseum: Warum die Kulturbehörde am Grasbrook festhält

„Das ist zwar eine sehr charmante, aber nicht umzusetzende Idee“, sagt Enno Isermann, Sprecher der Hamburger Behörde für Kultur und Medien. 2015 hatte die Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH), die das Großprojekt verantwortet, das Planungsbüro Albert Speer + Partner (AS+P) mit einer umfassenden Potenzialanalyse beauftragt, um einen geeigneten Standort für das Museum zu finden. In enger Zusammenarbeit mit der Stiftung und der Kulturbehörde wurden neben den historischen 50er-Schuppen drei weitere Standortoptionen analysiert, bewertet und gewichtet. Das Ergebnis zeigte, dass jeder Standort mit mehreren Konflikten behaftet war, die die Standortentscheidung erschwerten.

Ausgeschlossen wurden die Standorte westlich der Landungsbrücken sowie neben den Musical-Theatern am Fährkanal. Die Landungsbrücken hatten in der Untersuchung trotz der günstigen Lage im Vergleich aller Flächen mit Abstand am schlechtesten abgeschnitten, da die begrenzte Fläche zu wenig Entwicklungspotential für ein nationales Hafenmuseum bietet. Der Standort „Musical-Theater“, wie von Marg vorgeschlagen, fiel trotz seiner exponierten Lage direkt gegenüber den Landungsbrücken und einer insgesamt positiven Bewertung aufgrund seiner unmittelbaren Nachbarschaft zu einem Störfallbetrieb als nicht genehmigungsfähig heraus. 

Liegeplatz für die „Peking“ wäre auf Steinwerder problematisch

Steinwerder wurde daher nach eingehender Prüfung bereits 2019 verworfen. „Das Gefahrengutlager direkt neben dem Museumsneubau hätte erfordert, dass das Gebäude so hermetisch abgeriegelt sein müsste wie die benachbarten Musical-Theater. Das aber würde dem Konzept des Hafenmuseums widersprechen“, so Isermann.

Mehr Museums-Themen

Zum Zweiten wäre es mit erheblichem Aufwand verbunden, die Viermastbark „Peking“ durch den engen Stichkanal zum Liegeplatz auf Steinwerder zu ziehen. „Der Platz müsste außerdem regelmäßig ausgebaggert werden, was dauerhafte Kosten verursachen würde. An der geplanten Zwei-Standorte-Lösung am Schuppen 50A und auf dem Grasbrook wird nicht gerüttelt. Auch nicht vor dem Hintergrund der gestiegenen Baukosten. Denn die sind standortunabhängig.“

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