Hamburg. Kojen und Kombüsen: Die Einrichtung des legendären Schiffes wird rekonstruiert. Besucher können erahnen, wie es auf hoher See zuging.

Die massiven Leinen hängen ordentlich aufgeschossen an Deck, die vier bis zu 50 Meter hohen, gelben Masten ragen zum Himmel empor. Egal ob sich der Wissensvorrat über Schiffe aus Filmen der „Fluch der Karibik“-Reihe speist oder eine Begeisterung über maritime Geschichte und dicke Dampfer schon lange besteht: Wer die imposante Viermastbark „Peking“ in Hamburg betritt, den überkommt die Lust, unter einem jauchzenden „Ahoi“ (und im blau-weiß gestreiften Matrosen-Outfit, versteht sich) die Segel zu setzen und gen hohe See zu steuern.

Das legendäre Schiff, das dieses Jahr seinen 113. Geburtstag feiert, wird wohl zwar nicht mehr aufs weite Meer hinaussegeln – doch wer eine Vorstellung davon bekommen möchte, wie das Leben der Seeleute früher ausgesehen hat, ist auf einer Führung des Deutschen Hafenmuseums richtig. Seit Sommer 2023 wird die Inneneinrichtung des riesigen Frachters möglichst originalgetreu rekonstruiert, und seitdem hat sich viel getan. Am 24. März startet die neue Saison des Deutschen Hafenmuseums am Standort Schuppen 50A.

Deutsches Hafenmuseum Hamburg: Elf Räume der „Peking“ werden rekonstruiert

„Viele sagten uns, dass es nicht möglich sei, die ‚Peking‘ zu restaurieren: Denn sie war am Verrotten. Sie sagten, dass wir das nicht hinkriegen werden“ erinnert sich Mathias Kahl, der Vorsitzende des Vereins der Freunde der Viermastbark „Peking“, der die Rekonstruktion finanziell und personell unterstützt. Doch sie bekamen es hin: Das Schiff, das lange Reisen hinter sich hat, ist in einem guten Zustand – jede Woche schrubben Ehrenamtliche das Deck und pflegen das Holz.

Insgesamt werden elf Räume rekonstruiert und möbliert, bis Ende 2024 sollen die Arbeiten fertig sein. Doch schon zur kommenden Saison können Besucherinnen und Besucher ein neues Highlight an Deck entdecken: Das Kartenhaus ist nahezu fertig eingerichtet. Dort begutachtete der Kapitän früher die Seekarten, um die „Peking“ zu navigieren; in ruhigeren Momenten konnte er auf dem Kapitänssofa ein Nickerchen abhalten.

Mathias Kahl (l.), Vorsitzender des Vereins der Freunde der Viermastbark „Peking“, und Carsten Jordan, Fachbereichsleiter Sammlung des Deutschen Hafenmuseums, sitzen im Kartenhaus der Viermastbark „Peking“ im Deutschen Hafenmuseum.
Mathias Kahl (l.), Vorsitzender des Vereins der Freunde der Viermastbark „Peking“, und Carsten Jordan, Fachbereichsleiter Sammlung des Deutschen Hafenmuseums, sitzen im Kartenhaus der Viermastbark „Peking“ im Deutschen Hafenmuseum. © dpa | Marcus Brandt

Viermastbark „Peking“ in Hamburg: Matrosen hatten zwei Quadratmeter pro Person Platz

Für tieferen Schlaf verkrochen sich die drei Offiziere der Crew in ihren Einzelkammern, die bis zu sieben Quadratmeter groß und mit einem Bett zum Ausziehen ausgestattet waren. Absoluter Luxus – jedenfalls im Gegensatz zu den Unterkünften der Matrosen: Diese nächtigten zu zwölft in Doppelstockbetten in einem 26 Quadratmeter großen Raum – jeder hatte also nur circa zwei Quadratmeter zur Verfügung.

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Das ganze Mobiliar so nah am Original wie möglich nachzubauen sei gar nicht so einfach. Vor allem, weil es nur wenig Dokumentation über die Innenausstattung der „Peking“ gibt. „Man kann leider nicht einfach zu Ikea fahren und ein Kapitänssofa kaufen“ witzelt Carsten Jordan, der Leiter des Fachbereichs Sammlung des Deutschen Hafenmuseums. Die Rekonstruktion bedarf aus diesem Grund eine Menge Recherche. Informationen bekämen sie beispielsweise aus einem Schiffsausstattungs-Katalog aus den 1930er-Jahren.

„Peking“ in Hamburg: Deutsches Hafenmuseum plant vielfältiges Programm

Im vergangenen Jahr besuchten die „Peking“ fast 60.000 Menschen – diese Zahl soll in diesem Jahr bestenfalls getoppt werden. Neben Rundgängen auf der Viermastbark plant das Deutsche Hafenmuseum weitere, spannende Programmpunkte in diesem Jahr: zum Beispiel einen nächtlichen Soundwalk am 27. April, in der Langen Nacht der Museen. Hier sollen die Geräusche des Hafens im Vordergrund stehen.

Zurzeit sind die Freunde der Peking noch immer auf der Suche nach Rettungsbooten – eines haben sie bereits in einem Antiquitätenladen in Berlin gefunden. Eine Besonderheit, denn bislang gebe es kein Museum in Deutschland, das ein solches Rettungsboot ausstellt, so Jordan. Trotz aller Fortschritte: Hinsichtlich der Größe des gigantischen Schiffes ist Kahl sich sicher: „Es wird, glaube ich, nie ganz fertig werden.“

Führungen auf der Viermastbark „Peking“ sind ab 24. März buchbar unter shmh.de.