Hamburg. Der Komiker trat in Hamburg auf, las aus dem neuen Buch, beantwortete Fragen – und erzählte, was er mit Horst Schlämmer vorhat.
Hatte man schnell gerafft, das mit den Fragen. Hape Kerkeling, dieser eminent lustige Deutsche, nutzte bei seinem Auftritt auf der ELB.lit, dem derzeit laufenden Literaturfestival in Hamburg, das Publikum als Resonanzkörper und Impulsgeber. Das war alles wirklich original und spontan.
Die Fragen nach dem „Hurz!“, nach Horst Schlämmer und nach Königin Beatrix, also den großen TV-Momenten Kerkelings, schnurrten im Hansa-Theater herunter, unterbrochen nur von den Lesepassagen.
Hape Kerkeling im Hansa-Theater Hamburg: Tatsache, am meisten lachte er über Reinbek
Schließlich war der 60-Jährige gekommen, um sein inzwischen fünftes Buch „Gebt mir etwas Zeit“ vorzustellen, samt dazugehörigem Signierservice. Aber ganz zu Anfang war da doch ein kurzer Moment der Irritation beim professionellen Beobachter. Das musste doch jetzt gestellt sein; jedenfalls wirkte es wie bestellt.
Als Kerkeling in den Saal fragt, ob denn jemand extra nach Hamburg für ihn gereist sei. Klassischer Stimmungshochpegler, egal, was geantwortet wird: lokale Überlegungen gehen immer. Wenn dann aber eine ältere Dame herkunftsstolz sagt, sie sei aus Schleswig-Holstein (leises Lachen allenthalben). Wenn ebenjene ältere Dame auf Kerkelings pflichtschuldig vorgetragene Bitte nach geografischer Spezifizierung dann auf Reinbek verweist (lautes Lachen). Er sei gerührt, dass sie solch eine weite Anreise auf sich genommen habe, teilte Kerkeling mit.
Hape Kerkeling in Hamburg: Schleswig-Holstein als Running Gag
Dankbarer konnte Kerkeling, der erst unlängst beim Filmfest vorbeischaute, nicht in diesen amüsanten Abend unter knapp 450 Fans in St. Georg hineingleiten: Reinbek und Schleswig-Holstein waren fortan ein guter Running Gag. In seinem neuen Buch beschäftigt sich Kerkeling mit frühen Karriereschritten im einst so betulich dreigliedrigen (Erstes, Zweites, Drittes) deutschen Fernsehprogramm, vor allem aber mit seiner Herkunft. Dafür hat der Komiker eine DNA-Analyse erstellen lassen, machen ja viele. Spucken, und den Speichel dann in ein amerikanisches Labor schicken. Viel Holland und ein bisschen Italien ist dabei herausgekommen, erzählte er dem Publikum.
Wichtiger war aber, was seine Großmutter Berta ihm erzählte. Über eine illegitime Linie besteht da wohl eine Verwandtschaft mit dem englischen Königshaus. Ob‘s stimmt? Eine gute Story ist es jedenfalls. Kerkeling, der langgediente Wonneproppen des Humorschaffens, trat mit Einstecktuch und Bestsellerpläuzchen vor den Leuten auf. „So wie ich bin, ist es gut“, habe ihm seine Oma mit auf den Weg gegeben, berichtete Kerkeling. Der Pep Talk hat Kerkeling stets Selbstvertrauen eingeimpft. So einer musste Karriere machen.
Kerkeling im Hansa-Theater: Horst Schlämmer vor Comeback?
Im Hansa-Theater gelang es ihm ganz leicht, den manchmal gar nicht mal so interessanten Fragen – selbst das „Willst du mich heiraten“ einer ihm besonders Zugetanen konterte er lässig – befriedigende Antworten folgen zu lassen. Was denn sein Lebenstraum sei, wollte noch jemand wissen. 2025 Horst Schlämmer, den unmöglichsten aller Lokalreporter, noch einmal ins Kino zu bringen, sagte Kerkeling da. Es klang recht konkret.
Die allermeisten Publikumsfragen bezogen sich auf das komödiantische Werk der Hauptperson („In die 60 reinzurutschen und zurückzuschauen fühlt sich überraschend gut an“), und die konnte dann ihre kognitive Fitness unter Beweis stellen, als eine Fragestellerin wissen wollte, ob Kerkeling sich noch an den frühen Sketch mit der tatsächlich unsterblichen Sentenz „Rumsbums, da liegt die dicke Nudel“ erinnern könne. Konnte Kerkeling, in breitestem Sächsisch.
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Es gab eine dicke Gästeliste an diesem Montagabend, das sah man beim Einlass. Viele Weggefährten ließen sich Kerkelings Auftritt nicht entgehen, sein Management, weit vorne sitzend, adressierte er gleich mehrere Male. Ob er denn eigentlich alles erzählen dürfe, was er da so zu Gehör bringe? Durfte er. Und so berichtete Kerkeling, dessen erstes Buch „Ich bin dann mal weg“ sich fünf Millionen Mal verkaufte, von seiner Hollywoodpleite, als seine Schiffstewart-Szene („Ich sollte so ein Sascha Hehn für Arme sein“) in einem Film mit Al Pacino und Adam Sandler einfach herausgestrichen worden sei.
In Amerika hat er es also nicht geschafft. In Deutschland ist er dafür seit Jahrzehnten ein Held, auf praktisch jeder Bühne.