Hamburg. „Trash Island beschäftigt sich satirisch mit unserer Überflussgesellschaft. Es geht auch um das Internet und ein „Elixier des Teufels“.

Wenn in den Programmen der Schmidt-Theater das Wort „Trash“ im Titel auftaucht, verbindet man das mit seichter Unterhaltung, ohne großen Tiefgang – wobei das Schmidt-Team um Corny Littmann und Martin Lingnau Trash in jeder Form in vielen Produktionen meisterhaft auf die Bühne bringt. Bei „Trash Island“ allerdings ist das englische Wort ganz im Sinne seiner ursprünglichen Bedeutung gemeint: als Müll.

Tom van Hasselt hat zu dem Thema ein Musical geschrieben, das sich satirisch mit unserer Überflussgesellschaft auseinandersetzt und den Wahnsinn eines hemmungslosen Konsums auf den Punkt bringt. Ursprünglich hätte das Drei-Personen-Stück bereits im April 2020 Premiere im Schmidtchen feiern sollen, die Pandemie verhinderte das damals. Mit vierjähriger Verspätung feierte „Trash Island“ jetzt seine Uraufführung – die Aktualität des Themas ist geblieben.

„Trash Island“: Leben inmitten von endlosem Müll – als Musical im Schmidtchen

In seinem Stück setzt van Hasselt auf die Übertreibung. Seine Figuren leben in der Südsee auf einer selbst gebauten Insel aus Plastik. Freddy (Markus Schöttl), früherer Umweltaktivist, hat Trash Island gegründet. Mit seiner Tochter Johanna (Kathrin Finja Meier) und dem angespülten Friday (Patrick Cieslik) lebt er auf dem abgelegenen Eiland. Früchte und Gemüse gibt es dort nicht, das Trio ernährt sich von Fertiggerichten und trinkt Punica-Fruchtsäfte. Besonders verpönt allerdings ist Coca-Cola, für Freddy ein Elixier des Teufels.

SCHMIDTS TIVOLI: „Trash Island“ - Ein Musical zum Wegschmeißen - Premiere
Seltsame Gestalten in „Trash Island“ im Schmidtchen. © Morris Mac Matzen/mmacm.com | MORRIS MAC MATZEN

Aufgeschreckt werden die drei Müll-Insulaner, als der Influencer Felix auftaucht, ebenfalls von Cieslik gespielt. Er will die Insel mit seinem Ein-Mann-Start-Up die Insel vom Müll befreien. Doch die Liebe zu Johanna, die ihn mit einem Amorpfeil trifft, und drei Gestalten in Raumanzügen, die auf Trash Island nach seltenen Erden suchen, stehen seinem hehren Ansinnen im Weg.

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Bei der Premiere kommt „Trash Island“ etwas schwer in Gang, zu viele Handlungsstränge verlangsamen den Fluss der Story, nach der Pause allerdings gewinnt das Singspiel deutlich an Fahrt – auch mit dem Ankommen des Kreuzfahrtschiffes „Bio-Ida“ und seines bayerisch schwadronierenden Kapitäns (ebenfalls Markus Schöttl). Van Hasselt reiht Erinnerungen an Popmusik, Kultserien und Süßigkeiten vergangener Jahrzehnte aneinander und liefert damit eine Reihe von Gags. Auch Müll wird noch einmal anders definiert – nicht nur als unvergängliches Plastik, sondern auch in digitaler Form im „Internetz“, wie die naive Johanna es ausdrückt. Am Ende gibt‘s viel Beifall für die drei singenden Schauspieler und das Produktionsteam.

„Trash Island“ läuft bis 29.9. und vom 13.2. bis 15.3.2025, Schmidtchen, Karten unter T. 040/3177 8899 und unter www.tivoli.de