Hamburg. Der frühere Klavierkabarettist hat fürs Hamburger Schmidtchen mit „Trash Island“ ein Umwelt-Musical geschrieben. Jetzt ist Uraufführung.
Erste Erfahrungen mit dem Hamburger Publikum sammelte Tom van Hasselt vor 21 Jahren. Da bekam er in den Kammerspielen als Klavierkabarettist beim Finale des Wettbewerbs „Jugend kulturell“ den Sonderpreis. Seitdem hat der gebürtige Düsseldorfer und langjährige Wahlberliner nach Soloprogrammen wie „Am Arsch des Jahrtausends“ und „Ich singe was, was Du nicht singst“ mehrmals im Schmidt Theater gastiert, zuletzt aber vermehrt Musicals geschrieben.
Fürs Schmidtchen „Amor läuft Amok – Liebe zu Zeiten des Internets“ und „Mamma Macchiato“. Jetzt hat dort sein bisher wohl schrägstes Werk Uraufführung, „Trash Island – Ein Musical zum Wegschmeißen“.
Theater Hamburg: „Ein Musical zum Wegschmeißen“, wie geht das, Tom van Hasselt?
Abendblatt: Vom ausgezeichneten Klavierkabarettisten zum emsigen Musical-Autor – steckten hinter dem Titel Ihres bis dato letzten Soloprojekts „Lieder eines arbeitslosen Philosophen“ (2006) ironisch verpackte Nöte, die Sie zum Umstieg bewegt haben?
Tom van Hasselt: Für mich war das gar kein Umstieg, sondern eine konsequente Weiterentwicklung. Die Soloprogramme waren Mini-Musicals mit einem Protagonisten namens Tom van Hasselt. Ich hatte schon immer Lust aufs Genre Musical und gleichzeitig eine Liebe zu satirisch-kabarettistischen Texten. Nachdem ich selber ein Ensemble gegründet und damit zehn Jahre Musicals produziert habe, verlege ich mich nun hauptsächlich aufs Schreiben und lasse andere performen, die das besser können.
In „Trash Island“ lebt die Protagonistin mit ihrem Vater auf einer Insel zu 100 Prozent aus Plastikmüll, bis sie ein Umwelt-Start-up-Unternehmer entdeckt. Ein Clash der Lebens-Kulturen?
Kann man so sagen. Vor allem hinterfragt Johanna, die Prinzessin der Müll-Insel, unsere Beurteilung und Bewertung von Müll.
Musical-Autor van Hasselt: „Wurzeln in der Weimarer Republik“
Sie sind auch Mitglied der Deutschen Musical Akademie. Fehlen bei uns noch immer satirische Stücke – die meisten Autoren setzen lieber auf Drama, ein bisschen Komödie, Herz und Schmerz oder gehen auf Nummer sicher, indem sie sich englischer Originale bedienen?
Das sehe ich ähnlich. Ich verweise aber darauf, dass es hierzulande im Bereich Satire im musikalischen Unterhaltungstheater schon große Qualität gab, nämlich in der Weimarer Republik. Da liegen meine Wurzeln.
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Welche Künstler beeindrucken Sie denn noch heute?
Was die satirischen Texte, aber auch die Musik angeht, etwa Friedrich Hollaender und sein zeitweiliger Schwiegersohn Georg Kreisler. Was das Genre Musical angeht, Kurt Weill. Letzterer verkörpert wie kein Zweiter den Verlust der deutschsprachigen Kulturlandschaft im Bereich Qualitäts-Musical.
„Trash Island – Ein Musical zum Wegschmeißen“ UA Do 29.8., 19.30, bis 29.9. Mi/So 19.00, Do 19.30, Fr/Sa 20.00, Schmidtchen (U St. Pauli), Spielbudenplatz 22, Karten ab 23,90 unter T. 040/31 77 88 99; www.tivoli.de