Hamburg. Die Dublin-Band mit den scharfen Riffs weicht ihren Stil auf. Bunte Haare, Klamotten-Shopping in Hamburg: Gefällt alles, sehr sogar.
Die beste Nachricht für den Pop-Herbst ist die auf den 11. November terminierte Hamburger Ankunft der besten und coolsten Rockband der Jetzt-Zeit. Fontaines D.C. sind dann in der Stadt und spielen in der Sporthalle. Post-Punk für die Gen Z, geile Gitarren, lyrische Texte, die Stimme Grian Chattens – die 2017 in Dublin gegründete Band hat zuletzt viele Fans gefunden. Das Debüt „Dogrel“ war ein brütendes, drängendes Statement und bestand quasi ausschließlich aus Hits. Die Nachfolger „A Hero‘s Death“ und „Skinty Fia“ waren anschließend schon gesetzter, balladesker und hinsichtlich der Musikvideos kunstsinniger.
Jetzt erscheint „Romance“. Das vierte Album, es ist eines, das sich so anhört, als hätte einer Eimer über Eimer auf eine leere Leinwand geschmissen. Musik gewordenes 90er-Jahre-Action-Painting: Der Big Beat des grandiosen „Starburster“, der Glam-Grunge von „Here‘s A Thing“ (klingt das nicht auch ein bisschen wie Weezer?), der Britpop von „Favourite“, ist das nicht alles ganz wunderbar? Im Video von „Favourite“ (Handy-Bewegtbild-Ästhetik, das Beste von früher und heute) skated Gitarrist Conor Curley mit schwarzen St.-Pauli-Totenkopf-Pulli; da hat jemand in Hamburg eingekauft.
Neues Album von Fontaines D.C.: der Soundtrack der Eltern-Generation
Darüber hinaus auffällig: Die fünf Musiker haben neue Frisuren. Voll viele Farben! Grian Chatten stolziert in „Starburster“ im Proll-Chic herum, Liam Gallagher hat seinen Meister in jedem Fall gefunden. Wie ist „Romance“, dieses Werk des Übergangs, vermutlich? Der Stil der Band wird aufgeweicht, sie spielt jetzt Musik, die die Eltern der Musiker gehört haben. Gemeinsam mit „Favourite“ ist „Sundowner“, die offensichtliche Slowdive-Hommage, der stärkste Song.
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Insgesamt ist „Romance“ trotz Zweieinhalb-Minuten-Rotzereien wie „Death Kink“ und „Here‘s A Thing“ (dessen Video ein vollendeter Teenage-Angst-Horror-Fiebertraum ist) eher ein Popalbum. Der Titelsong allerdings vereint Alternative-Rock-Düsternis mit schwarzer Romantik und, nun ja, adoleszenter Dramatik: „God knows I love you/Screws in my head/I will be beside you/Til you‘re dead“.
Neues Album „Romance“ – das Quintett bleibt aufregend
Charmant an diesem Album ist der Freestyle-Auftrag, den sich Fontaines D.C. gegeben haben. In Ermangelung anderer Rockbands, die die Kohlen derzeit aus dem Feuer holen, bleibt das Quintett um Grian Chatten die aufregendste Erscheinung der Gitarren-Gegenwart.
Produziert wurde „Romance“ übrigens von James Ford. Der hat zuletzt bei den Pet Shop Boys an den Reglern gesessen und vorher schon bei Depeche Mode, Foals, Arctic Monkeys und Jessie Ware. Der Mann ist eine große Nummer, und Fontaines D.C. sind weiter auf dem guten Weg, genau das auch zu werden.
Fontaines D.C. treten am 11. November in der Sporthalle Hamburg auf.