Hamburg. Durchbuchstabiert: Sie finden, Sie haben alles über Taylor Swift gelesen? Sehen wir anders. 26 Geschichten über die erfolgreichste Sängerin der Welt.
Das Superstar-Leben und die Karriere von Taylor Swift haben mehr als 26 Aspekte. Wir beschränken uns anlässlich der Swift-Party in Hamburg, die einerseits nie aufhören darf, die uns andererseits erschöpft zurücklassen wird, aber auf genauso viele Taylor-Facts, wie das Alphabet Buchstaben hat. Taylor Swift von A wie „All Too Well“ bis Z wie „Zentralgestirn“: Hier ein paar Geschichten, die Swifties kennen und auch alle anderen staunen macht (den Abendblatt-Newsletter „Swift-Fieber in Hamburg“ gibt‘s übrigens genau hier).
A wie „All Too Well“: ein Song, der nie eine Single war (siehe auch R wie „Red“), aber vielen als bestes Swift-Lied überhaupt gilt. Der Liebeskummer-Song wurde zunächst auf Albumlängenformat gequetscht und später dann doch noch als Zehn-Minuten-XXL-Variante veröffentlicht. „Taylor’s Version“, auch im dazugehörigen Kurzfilm, bei dem die Musikerin Regie führte. Jake Gyllenhall durfte die neuerliche Aufmerksamkeit, die auch ihm 2021 bei der Wiederveröffentlichung zuteilwurde, nicht ganz so prickelnd gefunden haben (siehe auch J wie Jake Gyllenhall und B wie Boyfriends).
B wie Boyfriends: Wie oft Travis Kelce, Swifts derzeitiger, kerniger Football-Beau, wohl schon in Richtung seiner Lebenspartnerin gewitzelt hat, dass er gefährlich lebe und vielleicht auch mal als Verflossener in einem ihrer Stücke vorkommen werde? Swifts Song-Inspiration sind oft scheiternde Beziehungen, und ihre Fans machen eine Wissenschaft daraus, die Lieder dem jeweiligen Liebeskummer zuzuordnen (siehe auch J wie Jake Gyllenhall, M wie Matty Healy und U wie USA).
Taylor Swift in Hamburg: Der Superstar von A bis Z
C wie Country: Countrymusik (siehe auch U wie USA) ist der Ursound, dem Taylor Swift entstiegen ist. Man höre allein eine Nummer wie „Our Song“ von 2006: Front-Porch-Flair an Banjo-Charme. Ein Jahr zuvor hatte sie beim damals kleinen Label Big Machine (siehe auch T wie Taylor’s Version) in der Country-Hochburg Nashville unterschrieben. In Stücken wie „Tim McGraw“ erschuf sie zur Akustikgitarre als All-American(a)-Girl eine Welt aus Blue Jeans, Pick-up-Trucks und Küssen im Kornfeld.
D wie Dreizehn: Die popkulturelle Numerologie kreist bei Swift stark um die 13. Klar, sie ist an einem 13. geboren – im Dezember 1989. Aber dem nicht genug: Ihr erstes Album habe nach 13 Wochen Goldstatus erreicht, erzählt sie enthusiastisch im Interview. Dann wird es detailreich: „Mein erstes Lied, das jemals auf Platz eins kam, hatte ein 13 Sekunden langes Intro. Das habe ich nicht mal mit Absicht gemacht!“ Und bei Preisverleihungen sitze sie oft in Reihe 13. Von der Pech- zur Glückszahl, dank Taylor.
E wie Eras: Vergessen Sie alles, was Sie über den Begriff Ära oder Epoche zu wissen glaubten. Die Entdeckung Amerikas? Die Erfindung der Eisenbahn? Die Romantik, die auf die Klassik folgt? Alles passee. Wir leben in der Zeitrechnung der Swift. Das heißt: Jedes ihrer Alben markiert eine „Era“. Inklusive Farbcode (wichtig fürs Fan-Outfit). Bis zum Start ihrer „Eras Tour“ im März 2023 waren es zehn Ären. Mit „The Tortured Poets Department“ kam nun eine weitere hinzu. Also: nur noch zwei Platten bis zur Nummer 13!
Taylor Swift von A bis Z: H wie Hamburg – deutsche Swifties haben Nachholbedarf
F wie Freundschaftsarmbänder: It-Accessoire der Saison sowie heiß begehrtes Sammel- und Tauschobjekt. Die aufgefädelten und perlenverzierten Buchstabenfolgen spielen auf Songtitel und Taylor-Inside-Wissen an. Ein Bastelfieber, das auch vor Promi-Kindern nicht haltmacht: Seine Tochter sei #halfgirlhalfbracelet, erklärte Hugh Grant. Halb Mädchen, halb Freundschaftsarmband.
G wie Grammys: Bei ihrer ersten von bislang 52 (!) Grammy-Nominierungen 2008 ging Taylor Swift noch leer aus: „Best new Artist“ wurde Amy Winehouse. Seitdem konnte sie ihre Vitrine aber mit 14 goldigen Grammophonen füllen. 2024 wurde sie zum vierten Mal für das „Album des Jahres“ ausgezeichnet: ein Rekord und ein Trostpflaster dafür, dass Beyoncés insgesamt 32 Grammys wohl uneinholbar sind.
Mehr zu Taylor Swift in Hamburg
- Jetzt für Taylor Swift anmelden: Neuer Abendblatt-Newsletter gestartet
- Taylor Swift bald in Hamburg: Was Fans am 23.7. und 24.7. wissen müssen
- Diese Fan-Aktionen sollte jeder Swiftie während des Konzerts kennen
H wie Hamburg: Tatsächlich sind die beiden Konzerte im Volksparkstadion nicht die ersten Auftritte von Taylor Swift in Hamburg. Im September 2014 sang sie „Shake It Off“ beim Deutschen Radiopreis im Schuppen 52. „Nicht jetzt gehen!“, schrie Moderatorin Barbara Schöneberger entsetzt, als ein Gala-Gast aufstand und diesen historischen Moment vielleicht hätte verpassen können. Richtige Konzerte hat Taylor Swift in Deutschland bis zur „The Eras Tour“ kaum gegeben, 2011 in Oberhausen, 2014 in Berlin und 2015 in Köln. Die deutschen Swifties haben also viel Nachholbedarf.
I wie Ikone: Was macht einen Menschen anbetungswürdig? Womöglich ein Patchwork an Großartigkeit plus popkulturelle Eigendynamik. Stichwort: Massenphänomen (siehe auch S wie Swifties). Swift jedenfalls kumuliert viele verehrungskompatible Eigenschaften: Songwriting-Meisterin, Unternehmerin, Feministin, Performerin, Popstar. Ob sie als Ikone dann Heilige oder Hure ist, dazu höre man am besten ihren Song „Slut“.
Taylor Swift in Hamburg: verdammt, dieser Schal!
J wie Jake Gyllenhall: Es ist ein Kleidungsstück, dem ein ganz besonderer Stellenwert in der Swiftologie zukommt. Nämlich ein Schal, den das lyrische Ich im Song „All Too Well“ (siehe A) besingt. Sie habe ihn im Haus der Schwester des Verflossenen zurückgelassen, singt die liebesleidende Sängerin. Das Erscheinen von „Red“ im Jahr 2012 passte zeitlich in die Jake-Gyllenhall-Era. Weshalb dessen Schauspielschwester Maggie in Talkshows über Taylor Swift spricht und Fans von Jake Gyllenhall seit Jahren fordern, er solle den Schal, verdammt, endlich zurückgeben! Nicht ganz ernst, versteht sich. Oder etwa doch?
K wie Kommerz: „Taylor Swift is the music industry.“ Ein geflügeltes Wort, dem wenig hinzuzufügen ist. Vielleicht ist Taylor Swift die kostbarste Popmarke, die es je gab. Alles, was sie macht, wird zu Geld. Manchmal ist sie fair: indem sie ihrer Tourcrew vorher nicht vereinbarte Erfolgszahlungen leistet. Manchmal ist sie unfair: indem sie eine der x-ten Special Versions ihrer Alben am selben Tag veröffentlicht, an dem Billie Eilish ihr neues Werk ins Rennen schickt. Und natürlich Erste wird. Doch, die Gute weiß schon recht gut, wie das mit dem Geldverdienen geht. Die Swifties wissen, wenn sie selbstreflektiert sind, selbst, wie albern es im Grunde ist, jede spezielle Vinylausgabe treudoof zu kaufen.
L wie Lover: Taylors siebtes Album aus dem Jahr 2019. Ihr Liebesbrief an die Liebe. Und ihre Herzchen-Ära. Mit einem Electro-Popsong wie „You Need To Calm Down“, der sich für die Rechte der LGBTQIA+-Community starkmacht. Und mit feministischem Twist im Song „The Man“. Emanzipatorisch ist „Lover“ zudem – als erstes Album mit neuer Plattenfirma.
M wie Matty Healy: Matty Healy ist ein toller Musiker, seine Band The 1975 eine Wucht. Mit Taylor Swift bandelte er gleich zweimal an (siehe auch B wie Boyfriends), 2014 und 2023. Besonders das letzte Mal fand sie es nicht so doll, wie die Deuter von „The Tortured Poets Department“ herausgefunden haben wollen. Healy ist ein meinungsstarker Provokateur, der mal klug und mal weniger klug daherredet. Swifties sehen ihn kritisch (wie wahrscheinlich jeden Taylor-Ex), aber das muss ja nichts heißen.
N wie Nachhaltigkeit: Als im Februar die Grammys in Los Angeles verliehen wurden, erinnerte das Radarbild voller Promi-Privatjets an den Flughafen Frankfurt zur Urlaubssaison. Gut für das Ego, schlecht für die CO₂-Bilanz. Kritiker haben ausgerechnet, dass der Privatjet von Taylor Swift im Jahr 2022 mehr als 8000 Tonnen CO₂ verursacht hat, das 1200-Fache des durchschnittlichen Normalsterblichen. Rechnet man noch den kompletten Flug- und Fuhrpark der „The Eras Tour“ dazu, dann gibt Taylor richtig Treibhausgas. Ihre Anwälte wollen das Tracken ihrer Flüge übrigens verbieten lassen – aus „Sicherheitsgründen“.
O wie Olivia Rodrigo: Die 21 Jahre junge Kalifornierin gilt als designierte Thronerbin ihres Kindheitsidols Taylor Swift, der von Rodrigo sogar bei mehreren Songs ihres Debütalbums „Sour“ (2021) anteilige Urheberrechte zugestanden wurden. Ihr Hit „Deja Vu“ zum Beispiel leiht sich ein Stückchen von Swifts „Cruel Summer“. Für viele Fans beider Lager reichte das schon, einen wahren Katzenkampf zwischen den Superstars herbeizufantasieren, „belegt“ durch sehr freie Interpretationen von Songtexten wie Olivias „Vampire“ oder Taylors „Clara Bow“. Komisch, dass Swift trotzdem begeistert mitsang und tanzte, als Rodrigo bei den Grammys „Vampire“ sang.
P wie Politik: Ganz ehrlich, Pop ist nicht nur einfach Pop und Politik Politik. Dennoch ist es, auch wenn es schmerzt, verständlich, dass Superstars wie Taylor Swift nicht täglich für das Gute und Richtige eintreten. Weil: Die Fans sind schließlich ein unübersichtlicher Haufen. Da wollen ein paar auch einfach Amerika wieder groß machen (siehe auch Q wie Querulant), und will man die verprellen, will man den Graben vertiefen? Dennoch hat sich Swift, die zum Beispiel seit Langem auch eine Kämpferin für LGBTQ-Rechte ist, auch schon gegen die Mahnungen ihres Umfelds für gesellschaftliche Belange eingesetzt, die ihr wichtig sind, zum Beipiel das Recht auf Abtreibung.
Q wie Querulant: Einer gönnt Taylor Swift ihren Erfolg gar nicht: Donald Trump (siehe auch P wie Politik). Die Sängerin ist ihm einfach zu demokratisch. Was auch heißt, dass sie eine Gefahr für seine politischen Ziele sein könnte. Wird sie eine Wahlempfehlung aussprechen? 2020 setzte sie sich für Biden und Harris ein und sagte in einem Interview: „Die Präsidentschaft von Trump hat mich gezwungen, mich einzumischen und mich zu bilden.“ Trump soll ihr inzwischen inoffiziell mit einem „heiligen Krieg“ gedroht haben. Da hat einer Angst vor der Macht der Popkultur.
Taylor Swift ließ den Begriff „Swiftie“ 2017 als Markenzeichen schützen
R wie „Red“: Album Nummer vier von 2012 (siehe auch A wie „All Too Well“). Im Transit von Country zu Pop weitete sich Taylors Starruhm weiter aus. Auch dank eines eingängigen Bubblegum-Songs wie „22“. Im Video trägt sie ein Outfit mit Hipster-Vibe inklusive eines Shirts mit der Aufschrift „Not a lot going on at the moment“. Mittlerweile eine Art Etsy-Essential für die Fankurve.
S wie Swifties: Laut einer Studie des Geschäftsanalyse-Konzerns Morning Consult aus dem Jahr 2023 sehen sich 53 Prozent der US-Amerikanerinnen und -Amerikaner (siehe auch U wie USA) als Fans von Taylor Swift, 44 Prozent ihrer Fangemeinde davon sind übrigens als „Senior Swifties“ 40 Jahre und älter. Wer die Terminologie „Swiftie“ schuf, lässt sich nicht mehr zurückverfolgen, sie selbst nutzt den Begriff seit 2012 – und ließ ihn 2017 als Markenzeichen schützen.
T wie Taylor’s Version: Von 2006 bis 2018 war Taylor Swift beim Plattenlabel Big Machine Records unter Vertrag, wechselte aber nach sieben Alben zu Republic Records, weil der neue Big-Machine-Eigentümer Scooter Brown ein Anti-Hero der Branche ist. Da Swift die Urheberrechte an Texten und Kompositionen besaß, Cooper aber die (mittlerweile weiterverscherbelten) Rechte an den Master-Tonaufnahmen, spielte Swift bislang vier Alben („Fearless“, „Speak Now“, „Red“ und „1989“) als „Taylor’s Version“ (siehe auch R wie „Red“) nahezu unverändert neu ein. Ein gewitzter Schachzug und eine künstlerische Selbstbehauptung.
U wie USA: Nur in den USA blühen Verschwörungstheorien so bunt und leuchtend, dass man sich auf einem LSD-Trip wähnt. Angesichts der Sympathien Swifts für das andere Lager (siehe auch P wie Politik) hieß es, sie sei eine Agentin des Pentagon, die mit ihrem Freund Travis Kelce (siehe auch B wie Boyfriends) dabei helfen solle, ein demokratisches Regime zu errichten. Kelce ist Footballer, und Football ist eine ähnlich machtvolle Erzählung wie Popmusik. Und Football ist uramerikanisch, noch amerikanischer jedenfalls als Entertainment, vermutlich. Zusammen sind die berühmten Sweethearts die Essenz von Amerika, die USA in der Glamourversion. Wenn Taylor bei Travis‘ Siegen auf der Tribüne jubelt (und dabei ein Bier wegext, siehe auch W wie Wurzeln), ist Amerika ganz bei sich.
Taylor Swift ist eigentlich Deutsche und stammt aus Bayern. Na ja, fast zumindest
V wie Volksparkstadion: Fußballer der Ersten Liga verirrten sich in den vergangenen Jahren nur noch im DFB-Pokal oder bei der EM in den schmucken Kasten im Volkspark, aber im Pop gastiert dort immer noch die Champions League: Bruce Springsteen, The Weeknd, Beyoncé, Metallica, Red Hot Chili Peppers und Harry Styles begeisterten dort innerhalb der letzten zwölf Monate. Und jetzt Taylor Swift. Mehr geht nicht.
W wie Wurzeln: Dass ihre geliebte Oma Marjorie Moehlenkamp Finlay eine deutsch-amerikanische Migrationsgeschichte hat, verrät der Name. Marjorie war Opernsängerin, so viel zu den Genen. Was man über die Genealogie noch sagen kann, lässt sich etwa über die Internetseite „Ancestry“ herausfinden. Dort tauchen viele deutsche Vorfahren auf. Unter anderem aus Bayern. Dort wollte man genau wissen, warum sie so gut im Biertrinken ist (siehe auch U wie USA). Die „Süddeutsche“ fand unter anderem einen bayerischen Urururgroßvater und schrieb: „Von klein auf fragte sie nicht lange herum, verließ mit 14 Jahren ihre Familie und startete in Nashville mit ihrem bayerischen Sturschädel eine Weltkarriere.“ Alles klar.
X wie Xmas-Trees: Taylor Swift liebt Weihnachten (siehe auch W wie Wurzeln). Einer ihrer Songs heißt „Christmas Tree Farm“ und handelt von der Sehnsucht nach dem Fest der Liebe. Oder so. Swift wuchs, Tatsache, eine Zeit lang in einer Weihnachtsbaumschule auf. Kein Wunder also, dass da so viel Glanz, Glitter und Gloria ist.
Taylor Swift in Hamburg: Ist sie der größte Popstar aller Zeiten?
Y wie YouTube: Swift ist Queen des audiovisuellen Storytellings. Ihre Videos (siehe auch A wie „All Too Well“) sind optische Feste aus hübsch verschrobenen Details, Fashion-Tipps, Fantasien, Tanz, Drama und Querverweisen. Man betrachte nur den elaborierten Schwarz-Weiß-Kurzfilm zu „Fortnight“ featuring Post Malone mit Mini-Auftritt von Ethan Hawke und Josh Charles. Um den Titel der meistgeschauten Swift-Clips wetteifern derzeit „Shake It Off“ und „Blank Space“ – mit jeweils fast dreieinhalb Milliarden Clicks.
Z wie Zentralgestirn: Der größte Star aller Zeiten? Jaaa! Neeiiiiiin! Woher sollen wir das wissen? Klar ist lediglich eines: Taylor Swift ist in einer Zeit ein Star, in der der Hype unermessliche Ausmaße annehmen kann (siehe auch S wie Swifties). Vielleicht war niemals die Begeisterung über eine Tour so groß. Ganz sicher wurde die Begeisterung über die Begeisterung nie so zelebriert wie heute.