Hamburg. Die ersten Fans sicherten sich schon vier Tage zuvor die besten Plätze. Ein Konzert zwischen Nachdenklichkeit und Partymodus.

Die ersten kamen bereits am Dienstag zum Uwe-Seeler-Fuß am Volksparkstadion, um sich die besten Plätze beim Konzert von Bruce Springsteen zu sichern. Diese „Roll Calls“ habe eine lange Tradition, wer im Rennen bleiben will, muss mehrmals täglich erscheinen und wird auf einer von Fans geführten Liste abgehakt. In den letzten Stunden vor dem Einlass ist dann kein Fernbleiben mehr erlaubt.

Was am Sonnabend in Hamburg bei mehr als 30 Grad durchaus eine Herausforderung ist. Doch echte Tramps, wie sie sich nennen, kennen keinen Schmerz und die Sehnsucht nach der Nähe zu Springsteen macht vieles möglich.

Bruce Springsteen in Hamburg: Schmerz und Sehnsucht nach dem Boss

Um 18.55 Uhr hat das lange Warten dann ein Ende: Begleitet von einem kollektiven Aufschrei kommt erst die E Street Band, dann Springsteen – und mit „No Surrender“ (Steven Van Zandt mit Gitarre in den Farben der Ukraine) wird gleich mal mächtig Fahrt aufgenommen. Klassiker wie „The Promised Land“, „Out In The Street“, „The River“, „Thunder Road” (alle singen mit, pure Gänsehautatmosphäre) und “Badlands” sind natürlich Stimmungsgaranten, die in jedem Stadion der Welt funktionieren.

Doch es gibt im Volkspark auch immer wieder sehr leise Töne, vor allem, wenn Springsteen, selbst ja auch schon 73, sich mit der Endlichkeit des Lebens auseinandersetzt und in der Ansage zu „Last Man Standing“ davon erzählt, wie der Tod eines Freundes ihn berührt und verändert hat. Da wird auch vor der Bühne, wo die Treuesten der Treuen stehen, sichtbar vom Partymodus auf Nachdenklichkeit geschaltet.

Bruce Springsteen in Hamburg: Verstorbene Band-Mitglieder auf der Leinwand

Das lange Finale ist dann die für Springsteen so typische Druckbetankung, bei der es kein Halten mehr gibt. „Born To Run“, „Bobby Jean“, „Glory Days“, „Dancing In The Dark” und als einer von vielen Höhepunkten “Tenth Avenue Freeze-Out”, der Song, bei dem mit auf die riesigen Videoleinwände projizierten Fotos an die verstorbenen E Street Band-Mitglieder Danny Federici und Clarence „Big Man“ Clemons erinnert wird.

Da muss so mancher vor Rührung schlucken. Ebenso beim endgültigen Finale, für das Springsteen allein mit seiner Gitarre auf der Bühne steht: „I’ll See You In My Dreams“. Mehr Intensität geht nicht. Das wirkt lange nach – nicht nur bei denen, die vier Tage auf Momente wie diesen gewartet haben.

Eine ausführliche Besprechung des Bruce-Springsteen-Konzerts von Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda finden Sie ab Sonntagmittag auf abendblatt.de