Hamburg. Folkert Koopmans und Ben Mitha organisieren die deutschen Konzerte der Sängerin. Vorab geben sie exklusive Einblicke in Aufbau und Planung.

Die Frage, ob sie Tickets für Taylor Swift besorgen können, haben Folkert Koopmans und Ben Mitha in den vergangenen Monaten nicht nur einmal gehört – eher wohl: Hunderte Male. Da ist von „gestandenen Branchenkollegen“ die Rede, die unbedingt eine Karte für ihre Tochter brauchen, weil sonst „zwei Jahre lang der Haussegen schief hängt“. Oder von der eigenen Oma, die mit Taylor Swift gar nicht viel anfangen kann, sich aber für die ticketlos-traurige Enkelin starkmacht.

„The Eras“-Tour 2024: die Männer, die Taylor Swift nach Deutschland holen

Und dass die beiden geradezu belagert werden, liegt ja auch auf der Hand, schließlich sind sie mit ihren Firmen verantwortlich für die Auftritte des Megastars in Deutschand. Wenn jemand an die heiß begehrten Karten kommt, dann doch diese beiden.

Koopmans ist einer der Geschäftsführer von FKP Scorpio und organisiert die Swift-Konzerte in Gelsenkirchen (17. bis 19. Juli) und München (27./28. Juli), Mitha als CEO der Karsten Jahnke Konzertagentur die beiden Shows im Volksparkstadion (23./24. Juli). Das Besondere: Beide Firmen sitzen in Hamburg. „Natürlich hätten wir am liebsten sämtliche Deutschland-Konzerte übernommen“, sagt Folkert Koopmans (60), der im Alter von 17 Jahren sein erstes Konzert veranstaltete, 1990 die Firma Scorpio gründete und auch schon die Rolling Stones nach Hamburg geholt hat. Doch der US-amerikanische Veranstaltungsriese AEG, der die Europatour von Taylor Swift an lokale Veranstalter vergab, wollte möglichst viele langjährige Partner zufriedenstellen. Und so ging der Zuschlag für Hamburg an Karsten Jahnke.

Folkert Koopmans von FKP Scorpio auf dem Balkon seines Büros an der Elbe. Er holt Taylor Swift nach Gelsenkirchen und München.
Folkert Koopmans von FKP Scorpio auf dem Balkon seines Büros an der Elbe. Er holt Taylor Swift nach Gelsenkirchen und München. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Auch er habe sich natürlich für das Gesamtpaket beworben, sagt Ben Mitha, sei aber jetzt ganz zufrieden mit der Aufteilung. Von 50 Mitarbeitern in der Agentur seien derzeit 30 einen Großteil ihrer Zeit mit Taylor Swift beschäftigt, das binde enorme Ressourcen „Alle Deutschland-Konzerte zu machen ist da eigentlich nicht zu schaffen, weil parallel ja auch noch Hunderte weitere Konzerte im Jahr zu organisieren sind.“

Taylor Swift in Deutschland: Seit 2022 laufen die Konzert-Vorbereitungen

Mitha hat die Veranstaltungsbranche, wie er sagt „quasi mit der Muttermilch aufgesogen“, ist er doch ein Enkel von Veranstalterlegende Karsten Jahnke (86). Der machte Al Jarreau und Pat Metheny zu Weltstars, setzte früh auf Herbert Grönemeyer und Herman van Veen und holte Mitha, der bei ihm zuvor einige Jahre lang Hip-Hop- und R&B-Künstler gebucht hatte, 2014 in die Geschäftsführung. Ein Generationenwechsel, der 2020 besiegelt wurde, als der heute 36-Jährige zum CEO des Unternehmens aufstieg. Auch wenn er schon viel erlebt hat: Die Shows von Taylor Swift sind für Mitha eine neue Dimension.

Seit Herbst 2022 laufen die Vorbereitungen, wurden Stadiontermine blockiert und Budgetpläne aufgestellt. Folkert Koopmans, der bereits 2020 ein Taylor-Swift-Konzert in der Berliner Waldbühne organisiert hatte, das dann wegen der Pandemie ausfallen musste, flog 2021 sogar nach New York, um sich die spektakuläre Show im Citi Field, dem Stadion der New York Mets, anzusehen.

Ben Mitha, CEO von Karsten Jahnke Konzerte. Er holt Taylor Swift nach Hamburg.
Ben Mitha, CEO von Karsten Jahnke Konzerte. Er holt Taylor Swift nach Hamburg. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Ben Mitha wiederum lud zunächst einmal alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit dem Thema zu tun haben, ins Kino ein. Gemeinsam schaute man den „The Eras“-Tourfilm. Dreieinhalb Stunden, die deutlich machen, was da im Sommer auf Hamburg und Deutschland zukommt. Um sich noch tiefere Einblicke zu verschaffen, reist er jetzt zusätzlich zu mehreren Konzerten in Europa. „Vielleicht kann ich mir da noch etwas abgucken“, sagt er. Gerade beim sensiblen Thema Einlassmanagement könne man angesichts der Swifties, die teilweise tagelang vor den Stadien ausharren, um einen Platz in den vorderen Reihen zu ergattern, vermutlich gut voneinander lernen.

Taylor Swift ist Chefsache, da wird sogar im Stadion übernachtet

In jedem Fall ist Taylor Swift Chefsache, auch für Folkert Koopmans. „Ich bin bei allen Konzerten persönlich vor Ort, um auftretende Probleme sofort zu lösen“, sagt er. Die Bodenabdeckung im Stadion ist defekt? Der Zugang zum Stadium entspricht nicht den Vorstellungen der Künstlerin oder ihres Managements? „Dann kümmere ich mich und sorge für eine Lösung.“ Übrigens auch eine Investition in die Zukunft, denn das „Hier packt der Chef selbst an“-Prinzip beeindruckt US-amerikanische Branchenriesen wie AEG, die dann beim nächsten Top Act gerne auf bewährte Partner zurückkommen.

„Ich wohne für zwei Wochen im Stadion“, kündigt Ben Mitha an, und womöglich übernachtet er tatsächlich im Volkspark, denn auch für ihn gilt: Präsenz ist Pflicht. Und das schon ab dem 16. Juli, wenn zunächst einmal die notwendige Infrastruktur geschaffen wird. Heißt: Rasenfläche im Stadion mit Schwerlastpanelen abdecken, Fluchtwege anlegen, Toilettenhäuschen aufstellen. Am 18. Juli beginnt dann der Bühnenaufbau – alles, so ist es vertraglich geregelt – unter striktem Ausschluss der Öffentlichkeit.

Werden die beiden Veranstalter Taylor Swift persönlich treffen?

Wobei in Hamburg nicht gewartet werden muss, bis in Gelsenkirchen alles abgebaut, verladen und in den Volkspark transportiert ist. Bei einer Show dieser Größenordnung wird mit zwei Bühnen parallel gearbeitet. Während später in Hamburg Taylor Swift noch im Scheinwerferlicht steht und von Zehntausenden Swifties bejubelt wird, beaufsichtigt Folkert Koopmans in München bereits den Aufbau der zweiten Bühne.

Taylor Swift bei einem ihrer Konzerte in Stockholm im Rahmen der „The Eras“-Tour.
Taylor Swift bei einem ihrer Konzerte in Stockholm im Rahmen der „The Eras“-Tour. © AFP | CHRISTINE OLSSON/TT

Werden die beiden Taylor Swift treffen? In Koopmans Büro an der Elbe hängen an den Wänden einige Fotos, die ihn etwa mit Ed Sheeran und den Rolling Stones zeigen, doch der Mann, der „nebenbei“ in Seevetal Rinder züchtet, ist keiner, der die Nähe der Weltstars sucht. Mit Ed Sheeran sei er befreundet („Das ist dann etwas anderes“), aber ansonsten sehe er sich als Dienstleister, der dafür sorgt, dass die Künstlerinnen und Künstler optimale Bedingungen vorfinden, um ihre Arbeit zu machen. Eine Haltung, die auch Ben Mitha einnimmt, wenn er sagt: „Wichtig ist, dass man das eigene Ego zurückstellt. Mein Job ist es nicht, gemeinsam mit den Künstlern in der Garderobe die Champagnerflaschen zu öffnen.“

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Wobei er das wohl auch täte, wenn gewünscht. Aber eben nur dann. So wie Folkert Koopmans seinen Stars schon mal den Lieblingswein in die Garderobe stellt, Preis Nebensache. Oder von Mitarbeitern der Firma Lego für Ed Sheeran („Ich wusste, dass er ein großer Lego-Fan ist.“) dessen Bühnenaufbau maßstabsgetreu nachbauen lässt, um den Briten dann damit zu überraschen.

Und wenn Taylor Swift auf die Idee kommt, mit ihrer Entourage nach den Konzerten in Gelsenkirchen, Hamburg oder München noch feiern zu gehen? Dann ist auch das kein Problem für Folkert Koopmans und Ben Mitha, diese Wunscherfüller für Superstars und ihre Fans. Nur wohin es geht, das bleibt natürlich streng geheim.