Hamburg. Der Sound: brillant. Die Show: einer Legende würdig. Die Rolling Stones begeistern 82.000 Fans mit Hits, Humor und Überraschungen.

Moin, Hamburg!“, ruft Mick Jagger den 82.000 Fans auf der Festwiese im Stadtpark zu. Später wird er fragen, ob auch Pinneberger anwesend sind, sich mit einem breiten Lächeln darüber freuen, „nach zehn Jahren endlich wieder“ in Hamburg zu spielen, und einen „Hummel, Hummel“-Gruß in die Nacht schicken. Dies sei ein guter Ort, um eine Karriere zu starten, sagt er, – hätten ihm jedenfalls alte Freunde aus Liverpool berichtet. Zwinker, Zwinker.

Andere Bands brauchen diese Art von Animation, um das Publikum auf ihre Seite zu ziehen, bei den Stones ist es nur das Sahnehäubchen für einen Konzertabend, von dem nicht nur in Hamburg (und Pinneberg) noch lange gesprochen werden wird. Ein Abend, der die schweren Regengüsse des Nachmittags schnell in Vergessenheit geraten lässt und sogar die extrem hohen Ticketpreise für Topplätze direkt an der Bühne relativiert.

Fans besteigen Klohäuschen für bessere Sicht

Mit dem Bluesrock der isländischen Band Kaleo hatte der Abend schon mal sehr ordentlich begonnen, doch natürlich wartet hier, in diesem binnen weniger Tage errichteten Stadion, alles auf Jagger und Co. Als um 20.30 Uhr rötliche Nebelschwaden von der riesigen Bühne aufsteigen und die ersten Takte von „Sympathy For The Devil“ erklingen, leuchtet der Band ein Meer aus Handy-Displays entgegen. Diesen historischen Moment, den Start der Europatournee 2017, will fast jeder einfangen.

Die Rolling Stones im Stadtpark

Die Rolling Stones, Ron Wood (v.l.), Mick Jagger, Charlie Watts (verdeckt) und Keith Richards bei ihrem Tournee-Auftakt im Hamburger Stadtpark
Die Rolling Stones, Ron Wood (v.l.), Mick Jagger, Charlie Watts (verdeckt) und Keith Richards bei ihrem Tournee-Auftakt im Hamburger Stadtpark © dpa | Carsten Rehder
Mick Jagger begeisterte die Fans mit seiner Energie
Mick Jagger begeisterte die Fans mit seiner Energie © HA | Marcelo Hernandez
Von Sierichs Biergarten aus konnten Stones-Fans die Bühne nur von hinten sehen
Von Sierichs Biergarten aus konnten Stones-Fans die Bühne nur von hinten sehen © HA | Klaus Bodig
In Sierichs Biergarten am Stadtparksee: Stones-Fans Lorenz Winkler (v.l.n.r.), Elena Gärte und Benedikt Schütt
In Sierichs Biergarten am Stadtparksee: Stones-Fans Lorenz Winkler (v.l.n.r.), Elena Gärte und Benedikt Schütt
Die Rolling Stones auf der Bühne
Die Rolling Stones auf der Bühne © HA | Marcelo Hernandez
Stones-Fans schipperten mit rund 100 Booten auf dem Stadtparksee
Stones-Fans schipperten mit rund 100 Booten auf dem Stadtparksee © HA | Marcelo Hernandez
Am Sonntag startete der Abbau der riesigen Bühne
Am Sonntag startete der Abbau der riesigen Bühne © HA | Klaus Bodig
Auf der Wiese vor dem Planetarium zeugen noch leere Flaschen und Plastikbecher von dem Stones-Konzert gestern Abend
Auf der Wiese vor dem Planetarium zeugen noch leere Flaschen und Plastikbecher von dem Stones-Konzert gestern Abend © Genevieve Wood
Der Morgen nach dem Stones-Konzert
Der Morgen nach dem Stones-Konzert © HA | Genevieve Wood
Der Morgen nach dem Stones-Konzert
Der Morgen nach dem Stones-Konzert © HA | Genevieve Wood
Mick Jagger auf der Bühne: Los ging es mit
Mick Jagger auf der Bühne: Los ging es mit "Sympathy for the Devil" © Reuters
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Viermal in Über-, einmal in Lebensgröße: Mick Jagger auf der Bühne im Stadtpark
Viermal in Über-, einmal in Lebensgröße: Mick Jagger auf der Bühne im Stadtpark © Reuters | Morris MacMatzen
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark
Die Stones spielen vor 82 000 Fans im Stadtpark © HA | Marcelo Hernandez
Einer der vier Videotürme
Einer der vier Videotürme © HA | Marcelo Hernandez
Die Bühne in ihrer ganzen Pracht – noch ohne die britischen Alt-Rocker
Die Bühne in ihrer ganzen Pracht – noch ohne die britischen Alt-Rocker © HA | Marcelo Hernandez
Noch ein Stones-Fan, der ganz sicher geht, dass man ihn als solchen erkennt
Noch ein Stones-Fan, der ganz sicher geht, dass man ihn als solchen erkennt © HA | Marcelo Hernandez
JJ Julius Son von der Band Koleo steht am Sonnabend auf der Bühne im Stadtpark – die Isländer eröffnen das Open-Air-Konzert der Rolling Stones
JJ Julius Son von der Band Koleo steht am Sonnabend auf der Bühne im Stadtpark – die Isländer eröffnen das Open-Air-Konzert der Rolling Stones © Reuters | Morris MacMatzen
Vorfreudige Stones-Fans im Publikum
Vorfreudige Stones-Fans im Publikum © HA | Marcelo Hernandez
Die riesige Bühne des Open-Air-Konzerts der Rolling Stones
Die riesige Bühne des Open-Air-Konzerts der Rolling Stones © HA | Marcelo Hernandez
Einige Fans haben sich mächtig in Schale geworfen für die Stones
Einige Fans haben sich mächtig in Schale geworfen für die Stones © HA | Marcelo Hernandez
Schon am späten Nachmittag waren die Zugänge zum Konzertareal gut gefüllt
Schon am späten Nachmittag waren die Zugänge zum Konzertareal gut gefüllt © HA | Marcelo Hernandez
Fans auf dem Weg zum Konzert
Fans auf dem Weg zum Konzert © HA | Marcelo Hernandez
Ein mutmaßlich ironisch gemeintes Shirt an einem Stones-Gast
Ein mutmaßlich ironisch gemeintes Shirt an einem Stones-Gast © HA | Marcelo Hernandez
Lastwagen blockieren die Straße: Eine Sicherheitsmaßnahme
Lastwagen blockieren die Straße: Eine Sicherheitsmaßnahme © HA | Marcelo Hernandez
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark.
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark. © Marcelo Hernandez
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark.
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark. © Marcelo Hernandez
Manche Besucher rocken gleich selbst, so wie dieser Stones-Fan.
Manche Besucher rocken gleich selbst, so wie dieser Stones-Fan. © Marcelo Hernandez
Noch gibt es die ein oder andere Karte vor dem Gelände.
Noch gibt es die ein oder andere Karte vor dem Gelände. © Marcelo Hernandez
Auch für dringende Bedürfnisse ist im Stadtpark gesorgt.
Auch für dringende Bedürfnisse ist im Stadtpark gesorgt. © Marcelo Hernandez
Die Sicherheitskräfte sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Die Bestimmungen werden penibel eingehalten.
Die Sicherheitskräfte sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Die Bestimmungen werden penibel eingehalten. © Marcelo Hernandez
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark.
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark. © Marcelo Hernandez
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark.
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark. © Marcelo Hernandez
Das passende Outfit darf bei vielen Fans in Arena im Stadtpark nicht fehlen.
Das passende Outfit darf bei vielen Fans in Arena im Stadtpark nicht fehlen. © Marcelo Hernandez
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark.
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark. © Marcelo Hernandez
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark.
Die Fans der Stones auf dem Weg zur Arena im Stadtpark. © Marcelo Hernandez
Auf dem Gelände wird es langsam voller.
Auf dem Gelände wird es langsam voller. © Alexander Schuller
Trotz des schlechten Wetters ist die Stimmung gut..
Trotz des schlechten Wetters ist die Stimmung gut.. © Alexander Schuller
Die Rückansicht der Bühne.
Die Rückansicht der Bühne. © HA | Genevieve Wood
Vom Café aus gibt es zumindest ein Stück der Stones zu sehen.
Vom Café aus gibt es zumindest ein Stück der Stones zu sehen. © HA | Genevieve Wood
Lange Schlangen haben sich an den Cateringständen gebildet
Lange Schlangen haben sich an den Cateringständen gebildet © HA | Alexander Schuller
Lange Schlangen haben sich an den Cateringständen gebildet
Lange Schlangen haben sich an den Cateringständen gebildet © HA | Alexander Schuller
Gute Stimmung auch im Biergarten hinter der Bühne
Gute Stimmung auch im Biergarten hinter der Bühne © HA | Genevieve Wood
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Dank gigantischer Monitorwände lässt sich das Bühnengeschehen auch noch im hintersten Winkel des Areals in HD-Qualität verfolgen, der Sound ist brillant, die Party kann beginnen. „It’s Only Rock ’n’ Roll (But I Like It)“, singt Jagger, aber was heißt hier only? In diesen Stunden zählt ja überhaupt nichts anderes als der Rock ’n’ Roll. Auch auf den Sitzplatztribünen stehen alle, tanzen, singen mit, erste Fans besteigen die Klohäuschen, um einen noch besseren Blick zu haben.

Mick Jaggers Energie lässt Staunen

„Out Of Control“, der vierte Song der Show, gerät der Abend aber nie. Im Gegenteil: Vor allem Mick Jagger hat die volle Kontrolle und auch mit inzwischen 74 Jahren eine Körperspannung und Energie, die staunen lässt. Wenn er über die Bühne stolziert, zieht er die Blicke magisch an, ob in silberner Glitzerjacke oder langärmligem Band-T-Shirt. Ein Menschenfänger wie eh und je, da mag sein Gesicht auch noch so zerfurcht sein.

Mit Keith Richards, diesem immer leicht weggetreten wirkenden Stoiker, an der Gitarre und dem tendenziell hyperaktiven Ron Wood an Gitarre Nummer zwei stehen weitere Rock-Unikate auf der Bühne. Und dann ist da ja auch noch Schlagzeuger Charlie Watts, im weißen Hemd und mit verbindlichem Lächeln so etwas wie der akkurate Gegenpol zum sonst regierenden Rock-’n’-Roll-Wahnsinn, das gentlemanlike Rückgrat der Band.

Ein bisschen Hilfe brauchen aber auch die Stones, weshalb sie schon lange mit einer exzellenten Backing-Band inklusive Bläsergruppe und Sängern auf Tour gehen. Alle werden sie von Jagger vorgestellt, zwei von ihnen bekommen einen besonderen Moment im Rampenlicht: Bassist Darryl Jones mit einem funky Solo bei „Miss You“, das auch Ron Wood beklatscht, Sängerin Sasha Allen im dramatischen Duett mit Jagger bei „Gimme Shelter“.

Rolling Stones begeistern mit Setlist

Natürlich könnten die Rolling Stones schlicht zwei Dutzend Hits aneinanderreihen, doch der Abend folgt einer anderen Dramaturgie. Im ersten Teil gibt es nicht nur ein Blues-Doppelpack („Just Your Fool“ und „Ride ’Em On Down“), sondern auch zwei echte Raritäten: das seit Februar 1990 nicht mehr live gespielte „Play With Fire“ und „Dancing With Mr. D.“, das seit Oktober 1973 auf keiner Setlist stand. Ein Traum für Hardcore-Fans. Auch für die, die in Internetforen und über Social-Media-Kanäle in aller Welt dem Hamburger Geschehen per Liveticker folgen. Wer später in Zürich, Barcelona, Kopen­hagen oder Paris dabei ist, ist einfach neugierig, was da in ein paar Wochen auf ihn zurollt.

Zum Leitartikel: Rolling Stones – ein Glücksfall für Hamburg

Garantiert auch eine Klassiker-Vollbedienung, zu der im Stadtpark „Under My Thumb“, „Paint It Black“, „Honky Tonk Women“, „Street Fighting Man“, „Start Me Up“ und „Brown Sugar“ gehören. Besonders spektakulär: eine ekstatische Version von „Midnight Rambler“, die trotz Überlänge viel zu schnell endet. Und dann muss natürlich der Song mit den wahrscheinlich legendärsten Riffs der Rockgeschichte kommen: „Satisfaction“. Für viele im Publikum dürfte das der Sound der eigenen Jugend sein, der in seligen Erinnerungen schwelgen lässt, doch die Stones funktionieren auch generationenübergreifend, wie die gemeinsam angereisten Familienverbände zeigen, die sich an einem der zahlreichen Merchandise-Stände mit einigermaßen kostspieligen Erinnerungs-T-Shirts (ab 35 Euro) oder Tour-Caps (30 Euro) eindecken.

Als um 22.50 Uhr die letzte Zugabe „Jumpin’ Jack Flash“ verklungen ist und die Band sich Arm in Arm von den 82.000 verabschiedet, gibt es noch ein kleines Abschiedsfeuerwerk. Dass es sehr klein ausfällt, stört aber vermutlich niemanden. Das ganz große Feuerwerk haben ja alle bereits in den vergangenen zwei Stunden und 20 Minuten erlebt.

Ein denkwürdiger Abend.