Hamburg. Einer der prägenden Player der Hamburger Konzertlandschaft macht einen mächtigen Karrieresprung. Ein Verlust, der schmerzt.
Es ist ein Paukenschlag: Tobias Rempe, der das Ensemble Resonanz als Geschäftsführer international etabliert hat, geht zur Saison 2025/26 als Intendant ans Konzerthaus Berlin. Mit ihm verliert die Hamburger Klassikszene einen ihrer kreativsten Köpfe.
Tobias Rempe: Hamburg verliert wichtigen Klassik-Kreativen – Berlin freut sich
Rempe ist nicht nur das Gesicht des Ensembles, er ist auch Teil von dessen DNA. Er hat als Geiger seit der Gründung dazugehört, er ist mit ihm nach Hamburg gekommen und war als Vorstand daran beteiligt, es in der Hansestadt zu etablieren. Mit Aufnahme der Konzertreihe „resonanzen“ wurde es Residenzensemble der Laeiszhalle. Seine Programmatik zwischen Uraufführungen und traditionellem Repertoire muss in dem damals doch noch recht harmlos-verschlafenen Musikleben schlicht revolutionär gewirkt haben.
Dass es dem Musikerkollektiv gelungen ist, sich über die Jahre einen Stamm begeisterter Zuhörerinnen und Zuhörer heranzuziehen, das ist – Qualität, Frische und Eigenwillen der Interpretationen einmal beiseite – auch Rempes Vermittlungsfähigkeiten zu verdanken. Wo er das Wort ergreift, vermag er von der gesellschaftlichen Relevanz dessen zu überzeugen, was das Ensemble tönend tut.
Ein Geniestreich Rempes war die Eröffnung des resonanzraums St. Pauli
Die Zeit bis zur Eröffnung der Elbphilharmonie war für alle lang, für das Ensemble Resonanz aber besonders. Hatte doch Christoph Lieben-Seutter, Generalintendant von Elbphilharmonie und Laeiszhalle, schon sehr bald nach seinem Amtsantritt entschieden, dass die Resonanzler Residenzensemble des neuen Konzerthauses würden.
Rempe sind beim Warten, seit 2007 als Geschäftsführer des Ensembles, allerdings eine Reihe guter Ideen gekommen. Man lud auf die Schanze zu „urban string“, man ging in die Stadtteile und auf die Bevölkerung zu – und ein Geniestreich war die Eröffnung des resonanzraums St. Pauli: ein Raum mit street credibility und Konzertakustik, für dessen Verwirklichung Rempe werbend an Kräften gebündelt hatte, was nur ging.
Das Ensemble hat sich unterdessen international etabliert. Kultursenator Carsten Brosda kündigt an, die „musikalische und künstlerische Galaxie“ zwischen resonanzraum und Elbphilharmonie weiter auszubauen.
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Für die Musiker geht eine Ära zu Ende, und auch Rempe dürfte der Abschied nicht ganz leicht fallen. „Ich bin unendlich dankbar für alles, was wir gemeinsam erlebt und erreicht haben“, sagt er – aber auch, dass er sich auf die Zusammenarbeit mit Joana Mallwitz, der Chefdirigentin des Konzerthausorchesters, freue. Und sie? Freut sich auch, lässt sie mitteilen.