Hamburg. Parallel zum Spiel am Millerntor interpretieren die Musikerinnen und Musiker in der Laeiszhalle die Vertonung von Matthew Herbert.
Es ist „The Game“, das Spiel. Für den FC St. Pauli und auch für Matthew Herbert. Seit einem Dutzend Jahren schon denkt der britische Komponist zusammen mit dem hiesigen Reeperbahn Festival darüber nach, ein Fußballspiel live zu vertonen. Jetzt hat er es endlich geschafft, und das an einem außergewöhnlichen Nachmittag. Im Millerntor-Stadion steigt das vorletzte Saisonspiel, es geht gegen den VfL Osnabrück und um den Aufstieg in die Erste Bundesliga. Und in der Laeiszhalle sind parallel Matthew Herbert, seine Band und das Ensemble Resonanz am Start.
Das Ensemble Resonanz musiziert in der Laeiszhalle parallel zum Fußballspiel
Um Punkt 13.30 beginnt die Übertragung des Spiels auf eine große Leinwand. Band und Orchester steigen sofort ein. Die Musiker kommentieren das anfängliche Ballgeschiebe mit einem ruhigen Musikfluss; in Minute sieben ergibt sich die erste Chance, die Fans springen auf, laute Schläge des Schlagzeugs begleiten die Aktion. Immer wieder machen Herberts Band und das Ensemble Resonanz Stimmung, wenn sie Fan-Gesänge zitieren und die Fußball-Anhänger zum Mitklatschen animieren. Dirigentin Friederike Scheuchen hält dafür kleine Kärtchen hoch, die den Musikern signalisieren, in welcher Stimmung und in welcher Intensität der Sound weitergetrieben wird. Vieles ist improvisiert, die Musiker sind bemüht, das Spielfeldgeschehen in Töne umzusetzen. Gerade in der ersten Halbzeit ist die Musik oft spannender als das Gekicke auf dem Rasen.
Für diejenigen, die nicht nur gekommen sind, um ein Spiel auf einer übergroßen Leinwand zu erleben, wird es ein äußerst intensiver Nachmittag, denn ein Spiel zu verfolgen und sich gleichzeitig auf die zum Teil extreme Musik einzulassen, ist anstrengend. Am einfachsten wird es immer dann, wenn gleichförmige Rhythmen ertönen und sich jeder im Parkett davon mitreißen lassen kann. Dann erklingt der „St. Pauli Roar“ auch in der ehrwürdigen Laeiszhalle und übertönt das Spiel der Streicher, Bläser und Perkussionisten.
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Am Millerntor feiern die Fans den 3:1-Sieg mit einem Platzsturm. Auch die Stimmung in der Laeiszhalle ist euphorisch. Die Anhänger des Kiez-Clubs bejubeln den Sieg, auf der Bühne stehen Matthew Herbert, seine Band und die Mitglieder des Ensembles Resonanz und unterstützen das Klatschen und die Fan-Gesänge mit Rasseln.