Hamburg. Lesungen der Lit.Cologne in Hamburg mit Mitteln der Kulturbehörde? Rainer Moritz kritisiert das scharf – es sei „nicht zu erklären“.
Im Herbst soll es mehrere Literatur-Großveranstaltungen in Hamburg geben. Veranstalter wird nicht wie sonst das – in diesem Jahr ausfallende – Harbour Front Festival sein, sondern die Lit.Cologne. Für die Lesungen in Schauspielhaus und Elbphilharmonie soll es finanzielle Unterstützung durch die Stadt Hamburg geben. Ein Umstand, der Rainer Moritz übel aufstößt.
„Es ist nicht zu erklären, warum ein Kölner Veranstalter bei sich mühelos selbst tragenden Abenden mit vielleicht Hape Kerkeling oder Herbert Grönemeyer Subventionen der Stadt Hamburg erhalten soll“, sagte der Leiter des Hamburger Literaturhauses dem Abendblatt auf Anfrage. Die Nachricht, dass die Kulturbehörde beabsichtige, Großveranstaltungen der Lit.Cologne in diesem Herbst in Hamburg finanziell zu unterstützen, stoße im Literaturhaus auf große Verwunderung und Unverständnis, führte Moritz weiter aus.
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Dazu muss man wissen, dass das Literaturhaus selbst mit Mitteln der Stadt finanziert wird. Das Literaturhaus darf als der wichtigste Faktor im literarischen Leben Hamburgs gelten. Sein Programm erfährt nicht allein beim Publikum, sondern auch, soweit bekannt, in der Kulturbehörde viel Wertschätzung.
Der Gedanke, das Literaturhaus im Herbst nach dem Harbour-Front-Ausfall selbst in Planungen einzubinden, was Ersatzveranstaltungen angeht, läge also zunächst nicht ganz fern – wobei eine stattliche Anzahl von größeren Veranstaltungen ganz sicher für die Institution vom Schwanenwik eine Herausforderung wäre. Zum Profil der Lit.Cologne passen zumindest Lesungen mit sehr prominenten Autorinnen und Autoren, die sich nicht zuallererst mit Büchern einen Namen gemacht haben, insgesamt sicherlich besser.
Harbour Front Festival fällt aus: Neuauflage 2025 in Gefahr?
Es sei verständlich, dass die Behörde „die Lücke, die durch den bedauerlichen Ausfall des Harbour Front Festivals entstanden ist, schließen möchte“, so Moritz. „Rätselhaft“ wiederum sei es, dass „kein Versuch unternommen wurde, Hamburger Veranstalter wie das Literaturhaus und ausgewählte Buchhandlungen zu bitten, Großveranstaltungen im Herbst auf die Beine zu stellen“.
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Dies wäre ein Leichtes, behauptet Moritz. Sein Zorn zielt durchaus auf eine lokalpatriotische Sichtweise und überdies auf die Zukunft des literarischen Lebens in Hamburg insgesamt. Mit den Lit.Cologne-Planungen überlasse man „ohne Not das Feld einem Nichthamburger Veranstalter“ und mache Hamburger Lesungsveranstaltern das Leben schwer – „man scheint in Kauf zu nehmen, dass es eine Neuauflage des Harbour Front Festivals 2025 nicht geben wird“.