Hamburg. Das Harbour Front Festival fällt aus. Zwei Buchhändler aus Blankenese wollen nun die Lücke füllen. Unter anderem mit Ulrich Wickert.

Im Herbst klafft ein Loch im Hamburger Kulturkalender. Trotz einer fraglos enorm hohen Dichte von Theater-, Museen-, Klassik- und Popkultur-Veranstaltungen. Was fehlt nämlich diesmal? Die Literatur! Na ja, sicher nicht ganz, es gibt ja noch das Literaturhaus, den überhaupt wichtigsten Player. Aber dass nach 15 Jahren erfolgreicher Großveranstaltungsbespielung das Harbour Front Festival nun erstmals (und hoffentlich tatsächlich einmalig) nicht stattfindet, ist ein gewaltiger Verlust.

Die Lücke muss gefüllt werden, haben sich Florian Wernicke und Pascal Mathéus gedacht. Die Buchhändler haben zuletzt mit einigen Lesungen – unter anderem war Zeruya Shalev im Hamburger Westen zu Gast – das Kulturleben in den Elbvororten angekurbelt. Zwischen dem 5. und 15. September will das literaturunternehmerische Duo nun tatsächlich ein Hafenkanten-Festival in Klein veranstalten: die „Herbstlese Blankenese“. Satte zehn Veranstaltungen Minimum will die von Wernicke und Mathéus geführte Buchhandlung Wassermann anbieten. Die wenigsten von ihnen sollen dabei im Geschäft an der Elbchaussee stattfinden – es ist schlicht zu klein, klar.

Literaturfestival in Blankenese: Ulrich Wickert und Elke Heidenreich haben zugesagt

Es sind bekannte Namen mit Zugkraft, die bereits zugesagt haben: Ulrich Wickert (sein neues Frankreich-Deutschland-Buch „Salut les amis“ erscheint Ende August), Elke Heidenreich, Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider (gerade erschienen: Hammersteins zweiter Fall „Ich lieb‘ dich überhaupt nicht mehr“) und Buchpreis-Finalist Eckhart Nickel, dessen neuer Roman „Punk“ im Spätsommer erscheint. Am Programm der Herbstlese Blankenese wird derzeit noch gearbeitet; dem Vernehmen nach sollen auch internationale Autorinnen und Autoren nach Blankenese kommen, um in der Buchhandlung, im Blankeneser Segelclub, in der Aula des Gymnasiums Blankenese und im Gemeindehaus aufzutreten.

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Bereits fix ist der Literaturgottesdienst in der Blankeneser Kirche am 8. September. Außerdem ist eine Blankeneser Buchmesse mit lokalen Autorinnen und Autoren geplant. Die Verankerung im Elbvorort ist den Veranstaltern also wichtig. Dennoch ist die Herbstlese Blankenese als Literaturfest für die gesamte Stadt gedacht. In Person der in Blankenese lebenden Bestsellerautorin Katharina Hagena bündelt sich dabei jene Strategie. Hagena wird Teil des „Literarischen Wassermann-Quartetts“ sein, das am 9. September Novitäten des Herbsts vorstellen will.

Die Schriftstellerin Katharina Hagena soll Teil des „Literarischen Wassermann-Quartetts“ sein.
Die Schriftstellerin Katharina Hagena soll Teil des „Literarischen Wassermann-Quartetts“ sein. © Roland Magunia/Funke Foto Services | Roland Magunia

Herbstlese Blankenese: „Beitrag zur Belebung des Hamburger Literaturherbstes“

„Natürlich können wir das Harbour Front Festival nicht ersetzen“, teilen die umtriebigen Buchhändler Mathéus und Wernicke mit. Aber man wolle neben den Leserinnen und Lesern auch die Autorinnen und Autoren „nicht im Regen stehen lassen“ – „es ist uns ein Anliegen, einen Beitrag zur Belebung des Hamburger Literaturherbstes zu leisten“.

Elke Heidenreich stellt am 12. September im Gymnasium Blankenese ihr Buch „Altern“ vor.
Elke Heidenreich stellt am 12. September im Gymnasium Blankenese ihr Buch „Altern“ vor. © picture alliance/dpa | Hannes P Albert

Verdienstvoll ist die Blankeneser Initiative auch im Hinblick auf junge Autorinnen und Autoren. Durch die Absage des Harbour Front Festivals fällt aller Voraussicht nach auch der jährlich vergebene Preis für das beste Debüt des Jahres (ehemals Kühne-Preis) weg.

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Die Buchhandlung will nun mit einem einmalig vergebenen Debütpreis einspringen. „Eine Jury, die aus einer von uns getroffenen Vorauswahl das Gewinnerbuch auswählen wird, wird gerade zusammengestellt“, heißt es in der Festival-Ankündigung.