Hamburg. Hamburgs großes Literaturfest im Herbst fällt aus. Was Lesungen angeht, gibt es nun gute Nachrichten – die gleichzeitig peinlich sind.
Sage keiner, es würde sich niemand um einen fabelhaften Hamburger Kulturherbst 2024 bemühen, was die literarische Komponente angeht. Die Zeichen standen schlecht nach der Absage des Harbour Front Festivals. Aber: Das Literaturhaus stellt ein wie immer ordentliches Programm auf die Beine. Und auch andernorts will man in die Bresche springen, in diesem Fall: im unermüdlichen Blankenese, wo zwei Buchhändler ein kleines Festival planen. Jetzt gibt es weitere Neuigkeiten aus und für Hamburgs Kulturszene.
Und die haben es in sich. Die Kulturbehörde bestätigte nun Abendblatt-Informationen, nach denen die Lit.Cologne in Hamburg als Literaturveranstalter in Erscheinung treten möchte, sie habe „Interesse signalisiert, 2024 einige große Lesungen in Hamburg zu veranstalten“. Gerüchten zufolge sollen prominente Autoren wie Hape Kerkeling im Herbst unter anderem im Schauspielhaus aufreten, dem Ort also, an dem auch das Harbour Front Festival in den vergangenen Jahren etliche erfolgreiche Abende hatte – mit Autoren wie Sebastian Fitzek oder Robert Seethaler etwa. Es soll auch um die Elbphilharmonie und das Centralkomitee als Veranstaltungsorte gehen.
Lit.Cologne in Hamburg: Die Planungen laufen derzeit
Die Lit.Cologne ist das größte Literaturfestival Europas. Die jährlichen Besucherzahlen belaufen sich auf mehr als 100.000. Es dürfte in mancher Hinsicht auch als Vorbild für Harbour Front gelten. Weshalb man die Kölner Expansion durchaus mit gemischten Gefühlen sehen kann. Macht sich das Hamburger Festival am Ende selbst überflüssig? Verabredet ist, dass die Festivalorganisatoren 2024 mit der Kulturbehörde an einem tragfähigen Konzept für künftige Ausgaben von Harbour Front arbeiten. Von Festivalseite aus hieß es am Mittwoch, man habe von den Plänen der Lit.Cologne gehört. Die eigenen Planungen für kommende Festivalausgaben liefen „sehr gut“; es dauere nicht mehr lange, bis man konkreter werden könne.
So oder so erscheint es in einer stolzen Kulturstadt wie Hamburg zunächst einmal auch ein wenig als Peinlichkeit, wenn die Versorgung des Publikums nun anscheinend von auswärtigen Kräften bewerkstelligt werden muss. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Hamburg bereit ist, sich die literarischen Großveranstaltungen etwas kosten zu lassen. Die Kulturbehörde werde die Veranstaltungen der Lit.Cologne „zum Teil aus den durch die Absage des Harbour Front Literaturfestivals frei werdenden Mitteln einmalig unterstützen, damit auch in diesem Jahr größere Literaturveranstaltungen in Hamburg stattfinden“, heißt es in einem Statement der Kulturbehörde. Über Details sei man derzeit mit der Lit.Cologne im Austausch.
Ebenjener Lit.Cologne, die als privatwirtschaftlich finanziertes Kulturereignis aufgebaut wurde und sich allein mit Sponsorengelden und Ticketverkäufen trägt. Gelder aus der öffentlichen Hand gab es nach dem Pandemie-bedingten Ausfall lediglich 2020.