Hamburg. Johanna Sebauer erhält den Debütpreis des Harbour Front Festivals. Komisch, beglückend – sagt die begeisterte Jury über ihr Buch.
Der mit 10.000 Euro dotierte Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals geht in diesem Jahr an die in Hamburg lebende Schriftstellerin Johanna Sebauer. Ausgezeichnet wird sie für ihren Roman „Nincshof“. Der handelt von einem fiktiven österreichischen Grenzort in der Nähe Ungarns, in dem die Bewohnerinnen und Bewohner sich abkoppeln wollen vom Rest der Welt. Nincshof soll vergessen werden; so planen das zumindest drei müde Männer, die von der lauten Gegenwart genug haben. Nincshof soll einfach nicht mehr teilnehmen an den Aufgeregtheiten der Welt. Und bloß keine Touristen anlocken.
Klingt doch ganz vernünftig, totaler Rückzug. Wäre das, so hin und wieder, nicht auch etwas für Hamburg? Wie gern würde man auch hier mal auf die vielen Touristen verzichten. Ruhe am Hafen, alle Fähren leer, herrlich. Die 1988 in Wien geborene Johanna Sebauer hat ihren Roman jedoch in Österreich angesiedelt. Was natürlich auch okay ist, den Österreicher an sich stellt man sich genau so verschroben vor, dass er einen irrsinnigen Plan wie den im Roman skizzierten durchzieht.
Harbour Front Festival: Hamburgerin gewinnt! Preisverleihung ist im Thalia-Theater
In der Jurybegründung ist von einer „meisterhaften Groteske unserer Gegenwart“ die Rede, „voller Fabulierkunst, Gedankenreichtum und sprachlicher Raffinesse“. Weiter heißt es: „Gibt es ein Recht auf Vergessenwerden? Und kann nur wirklich frei sein, wer sich allem entzieht? Johanna Sebauer enthüllt unsere Sehnsucht nach Zeiten, die es eigentlich nie gegeben haben kann, und nutzt ihre große Fantasie, um uns federnd auf den Boden der Tatsachen fallen zu lassen. Ein Höhepunkt der tiefsinnigen Heiterkeit, wie er in der deutschsprachigen Literatur selten vorkommt. Die Jury gratuliert Johanna Sebauer zu diesem unglaublich komischen, beglückenden Debüt.“
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Johanna Sebauer studierte in Wien, Aarhus, Santiago de Chile und Hamburg Politikwissenschaft und Journalismus. In Hamburg ist sie geblieben und arbeitet hier derzeit in der Wissenschaftskommunikation.
Die Preisverleihung ist am Sonntag, 24. September, im Nachtasyl im Thalia-Theater (Beginn 11 Uhr). Der Harbour Front Debütpreis hieß bis zum vergangenen Jahr nach dem Festival-Sponsor noch Klaus-Michael Kühne-Preis. Nach Querelen um die NS-Vergangenheit seines Unternehmens beendete Klaus-Michael Kühne sein Engagement.