Hamburg. Bartoli, Villazon, Thielemann, Mäkelä, Levit und die großen Orchester aus aller Welt: die ProArte-Konzertsaison 2024/25.

Noch sind nicht alle Konzerte der laufenden ProArte-Reihen in der Elbphilharmonie und der Laeiszhalle abgespielt, da kommt bereits der nächste Schwung größtenteils großer Namen und vorwiegend bekannter Stücke in Sicht. Diese Ähnlichkeiten mit gerade erst gehörten Personen und Programmpunkten sind kein Zufall, sondern Absicht. Markenkern. Verkaufsargument. Konzept.

Elbphilharmonie und Co: Diese Klassik-Weltstars kommen nach Hamburg

„Wichtig ist die Schlüssigkeit“, so fasste ProArte-Geschäftsführer Burkhard Glashoff dann auch das Prinzip ProArte bei der Vorstellung der Saison 2024/25 zusammen. Soll meinen: Geliefert wird vor allem, was ohnehin läuft und ohnehin gern gespielt wird, insbesondere in Tournee-Programmen, die man mit zunehmender Prominenz zwar intensiv diskutieren, aber immer weniger beeinflussen kann. Dabei sind ab Herbst 2024 mehrere Schwerpunkte gesetzt: Bei „Gustav Mahlers Klangwelten“ kommt man schon mal auf zwei Drittel der neun Sinfonien plus Artverwandtem, womöglich füllt die Elbphilharmonie-Planung, die offiziell in zwei Wochen verkündet wird, hier weiter auf. Herausragend dort: Der finnische Senkrecht-Maestro Klaus Mäkelä wird in der nächsten Saison die Wiener Philharmoniker und die Sechste Mahler dirigieren, nachdem er in diesem Februar mit seinem Noch-Orchester Oslo Philharmonic die Vierte in der Elbphilharmonie zur Begutachtung vorgelegt hat. Und er wird auch mit seinem anderen Noch-Orchester aus Paris nach Hamburg kommen, dann mit einigen Stücken aus der Programmlinie zum 150. Geburtstag von Maurice Ravel.

Elbphilharmonie und Co: Was und wen die nächste Klassik-Saison nach Hamburg bringt

Ausgerechnet Klaus Mäkeläs gerade frisch dazugekommenes Orchester, Chicago (zu Erinnerung: Elbphilharmonie-Eröffnungstage 2017, Riccardo Muti am Pult und dessen demonstratives „Basta! Hierher komme ich nicht im Leben nicht mehr!“ danach), leitet allerdings noch Jaap van Zweden, bei Mahlers Siebenter. Wer die Wiener mit Mäkelä verpasst, hat eine zweite Gelegenheit, wenn Christian Thielemann sie leitet – dann mit Mendelssohns „Schottischer“ und Strauss‘ „Heldenleben“.

Einiges Schönes verspricht auch der Mozart-Akzent (u. a. ein Violinkonzert mit Lisa Batiashvili, dem LSO und Antonio Pappano), der, so Glashoff, ebenfalls von den hauseigenen Elbphilharmonie-Angeboten erweitert werden dürfte. „Le nozze di Figaro“, halbszenisch und von Giovanni Antonini dirigiert, sorgt für eine kleine Preisanhebung in der „Große Stimmen“-Reihe, andererseits komme die „Faszination Klassik“-Reihe etwas günstiger, so Glashoff. Cecilia Bartoli bringt ihre Salzburger Version von Glucks „Orfeo ed Euridice“, Fatma Said kombiniert Lieder und Songs diverser Stilrichtungen und Epochen, Rolando Villazon will sich mit Monteverdi auseinandersetzen.

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In der Klavier-Abteilung hat sich eine gewisse Beethoven-Betonung ergeben, unter anderem durch Igor Levit: An zwei Abenden hintereinander je eine Lisztsche Klavierfassung von Sinfonien – die Dritte in der Laeizhalle, die Siebente in der Elbphilharmonie. Sowohl Alice Sara Ott als auch Fabian Müller spielen diverse Sonaten. ProArte-Stammpianist Jan Lisiecki belässt es nicht bei den fünf Klavierkonzerten, sondern gibt noch das Tripelkonzert hinzu.

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Was Grigory Sokolov bei seinem Recital spielt, behält er wie immer bis kurz vor Konzertbeginn für sich. Daniil Trifonov wiederum kombiniert solo Tschaikowsky, Chopin und Barber, orchesterbegleitet (Montréal) wird er mit dem Schumann-Klavieronzert zu hören sein.

Andris Nelsons kommt mit dem Leipziger Gewandhausorchester nach Hamburg.
Andris Nelsons kommt mit dem Leipziger Gewandhausorchester nach Hamburg. © picture alliance / Li Lewei/Imag | dpa Picture-Alliance / Li Lewei

Das großflächige Orchester-Sortiment bringt unter anderem Anne-Sophie Mutter zurück nach Hamburg, diesmal mit Pittsburgh und dem Mendelssohn-Violinkonzert. Andris Nelsons und das Leipziger Gewandhaus, das eine seiner zwei Orchester? Diesmal unter anderem ein Mendelssohn-Konzert für zwei Klaviere mit den Jussen-Brüdern.

Zum Abklingen nach seinem globalen Marathon mit Bachs Goldberg-Variationen ist auch Víkingur Ólafsson mehrfach zugegen: Mit dem London Philharmonic spielt er (wie auch Hélène Grimaud mit der Camerata Salzburg) das 1. Klavierkonzert von Brahms, Nummer zwei allerdings mit dem Tonhall-Orchester aus Zürich und dessen Chef Paavo Järvi – und mit der charakterlich konträren Kollegin Yuja Wang einen sicher kontraststarken Duo-Abend, bei dem die Bandbreite Musik von Schubert, John Adams, Rachmaninow, Pärt und Dave Brubeck abdecken soll.

Yuja Wang spielt einen Duo-Abend mit Víkingur Ólafsson.
Yuja Wang spielt einen Duo-Abend mit Víkingur Ólafsson. © Peter Adamik/DG | Peter Adamik/DG

Ähnlich ungewöhnlich ist auch die Kombination von Beethovens 9. Mit Eislers „Gegen den Krieg“, mit Philippe Herreweghe und seinen Ensembles. Ein nicht ganz kleiner skandinavischer Leckerbissen: „Das Unauslöschliche“, die 4. Sinfonie des Dänen Carl Nielsen, nationalstolzgemäß mit dem DR-Orchester aus Kopenhagen.

Und Chorwerk-Fans sollten sich dringend vormerken, dass Jörg Endebrock dort die „Glagolitische Messe“ von Janácek dirigiert.