Hamburg. Das Kongresszentrum wurde renoviert und modernisiert. Was sich verändert hat und für welche Aufführungen Vorverkauf gestartet ist.

Als Udo Jürgens irgendwann nicht mehr in das CCH kam, sondern in der großen Barclays Arena auftrat, war auch die eigens für ihn eingebaute Badewanne in seiner Stammgarderobe Nr. 211 obsolet geworden. So wie der gesamte Komplex des „Congress Centrums Hamburg“, an dem trotz Vollauslastung schon in den Nuller-Jahren der Zahn der Zeit nagte. Von Januar 2017 an wurde das CCH geschlossen, entkernt und aufwendig saniert und umgebaut. Aber jetzt ist es wieder da, und im Frühjahr 2024 sind dort auch wieder Shows und Konzerte zu erleben.

ABBA und Bruce Springsteen, Queen, Maria Callas, Eric Clapton, Amy Winehouse (nicht mehr ganz nüchtern) und ungezählte weitere Musik-Legenden traten bis zum Finale mit Ludovico Einaudi im November 2016 im CCH auf, entweder im großen Saal 1 mit hölzern-plüschigen Stuhlreihen oder unter der stylischen Lichtorgel im Saal 3, unter der 2005 sogar Motörhead die Ohren bluten ließ. Nicht selten gleichzeitig diente das CCH aber seiner eigentlichen Bestimmung: Kongress- und Versammlungszentrum für Messen, Parteitage, Produktvorstellungen, Betriebsversammlungen, Gewerkschaftstreffen, Vereinstermine. Konzerte wie der traditionsreiche Hamburger Jazz Marathon, Shows und TV-Gala-Aufzeichnungen rundeten den vollen Kalender ab. Etwaige Lücken füllte im Prinzip Dauergast Udo Jürgens.

Weg ist die Waschbeton-Fassade im Blumenkübel-Look: Das CCH nach dem Umbau, der von 2017 bis 2022 dauerte.
Weg ist die Waschbeton-Fassade im Blumenkübel-Look: Das CCH nach dem Umbau, der von 2017 bis 2022 dauerte. © HA | Andreas Laible

CCH: Hamburger Veranstaltungsort war mal größtes Kongresszentrum Europas

Bei der Eröffnung 1973 war das CCH das größte und modernste seiner Art in Europa. 40 Jahre später wurde es trotz der 2005 begonnen Erweiterungsbauten wie der Halle H und 27 Sälen zu klein, zu eng, und die brutalistische Waschbetonfassade war ebenso wenig einladend wie der farblich an Chili con Carne erinnernde Teppich und die Kaufhaus-Rolltreppen innen. Wer drei Stunden PUR unplugged im Saal 1 absitzen musste, lernte das CCH zu hassen. Jetzt ist es von außen und von innen kaum noch wiederzuerkennen. Dafür nahm die Stadt laut NDR als Mutter der CCH Immobilien GmbH und Bürge für Kredite fast 300 Millionen Euro in die Hand, 100 Millionen mehr als ursprünglich geplant. Von der Öffentlichkeit blieb das weitgehend unbemerkt, das CCH steht auch für Diskretion, viele Veranstaltungen und Kongresse werden nicht angekündigt oder beworben.

Amy Winehouse sang 2007 live im CCH.
Amy Winehouse sang 2007 live im CCH. © ddp | PUBLIC ADDRESS

Der Betrieb wurde bereits im April 2022 wieder aufgenommen, „wir haben viele Veranstaltungen durchgeführt, die wegen der Corona-Pandemie verschoben werden mussten. Diese Kunden hatten unterschriebene Verträge und sind dem CCH und Hamburg treu geblieben. Diese Kongresse wurden natürlich vorrangig durchgeführt“, sagt CCH-Sprecherin Katrin van der Linde. „Ab diesem Quartal haben wir nun auch wieder kulturelle Veranstaltungen im Haus. Man braucht jedoch einen gewissen zeitlichen Vorlauf für die Planung. Vor diesem Hintergrund wird die Zahl an Konzerten und kulturellen Darbietungen im neuen Congress Center Hamburg kontinuierlich zunehmen.“

Der denkmalgeschützte Saal 1 wurde kaum verändert. Ton- und Beleuchtungstechnik, Belüftung und Heizung wurden allerdings modernisiert.
Der denkmalgeschützte Saal 1 wurde kaum verändert. Ton- und Beleuchtungstechnik, Belüftung und Heizung wurden allerdings modernisiert. © Thorsten Ahlf | Thorsten Ahlf

CCH: Saal 1 und Saal 3 wurden auf den ersten Blick kaum umgestaltet

Herzstück für kulturelle Veranstaltungen sind der Saal Z, der zweitgrößte festbestuhlte Saal mit 980 Plätzen und der Saal 1 mit 3000 bestuhlten Plätzen. Wobei auf flexible Gestaltungsmöglichkeiten der jeweiligen Räume beim Umbau Wert gelegt wurde. „Das neue CCH ist ein sehr flexibles Gebäude, in dem die unterschiedlichsten Veranstaltungsformate möglich sind: von klassischen und modernen Konzerten über Musicals bis hin zu Shows oder Preisverleihungen in der Musik- und Kulturbranche“, sagt van der Linde.

Saal 1 und 3 allerdings, den meisten Hamburger Konzertbesucherinnen und -besuchern der letzten 50 Jahre am besten bekannt, erscheinen kaum umgestaltet. „Beide Säle, Saal 1 und Saal 3, stehen unter Denkmalschutz, das heißt die Größe und Raumaufteilung der Säle wurde nicht verändert. Im Saal 3 blieb darüber hinaus die charakteristische ,Lichtorgel‘ erhalten.“ Modernisiert wurden allerdings in den Sälen Beleuchtungs- und Tonanlagen, Belüftung und Heizung, Gebäudetechnik, Parkette und – Gott sei Dank – Teppiche. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat das CCH bereits als erstes deutsches Kongresszentrum mit der höchsten Auszeichnung Gold zertifiziert.

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CCH: Im Februar beginnt das Kultur-Comeback mit „Schwanensee“

Alles ist bereit, „wir freuen uns sehr, dass wir wieder große Konzerte im neuen CCH begrüßen können“, teilen van der Linde und das CCH-Team mit. Bislang im Vorverkauf sind hauptsächlich Filmmusik- und Musical-Soundtrack-Shows mit Orchester der Kieler Agentur Highlight Concerts. Am 9. Februar geht es los mit „Schwanensee“, gefolgt von „Das Phantom der Oper“ (10. und 11. Februar), „Die Hamburger Blues Rock Nacht“ (15. März), „Die Nacht der Musicals“ (16. März), „Best of Ennio Morricone“ (20. und 21. März), „Die Eiskönigin 1&2“ (22. März), „Der Herr der Ringe & Der Hobbit“ (23. und 24. März), „Best of Hans Zimmer“ (23. bis 25. März) und „Andrew Lloyd Webber Musical Gala“ (27. März).

Aber angesichts der üblichen Vorlaufzeiten von einem Jahr und mehr für Konzerte und Show-Produktionen dürfte sich der Kalender bald weiter füllen. Hamburgs Konzertagenturen freuen sich jedenfalls über das Comeback, auch weil Säle mit 3000 Plätzen rar sind abgesehen von speziellen Konfigurationen der Barclays Arena und der Sporthalle. Und weil Elbphilharmonie und Laeiszhalle bereits stark ausgelastet sind.

Ein Klassiker: Die „Lichtorgel“ an der Decke im Saal 3 ist denkmalgeschützt. Das Parkett wurde aber erneutert.
Ein Klassiker: Die „Lichtorgel“ an der Decke im Saal 3 ist denkmalgeschützt. Das Parkett wurde aber erneutert. © Thorsten Ahlf | Thorsten Ahlf

„Das CCH war bereits vor der Schließung zur Sanierung ein gerne genutzter und stark frequentierter Veranstaltungsort für zahlreiche unserer Produktionen. Die zentrale Lage, gute Infrastruktur und besucherfreundliche Bedingungen vor Ort, haben uns immer wieder sehr gerne in den unterschiedlichen Sälen des CCH produzieren lassen und unsere Künstler haben sich ebenfalls immer sehr wohl vor Ort gefühlt“, sagt Timo Hoppen, Hamburger Niederlassungsleiter der Konzertagentur Semmel Concerts auf Abendblatt-Anfrage. „Durch die Schließung des CCH ist in Hamburg für lange Zeit ein wichtiger Veranstaltungsort verloren gegangen und viele Produktionen konnten entweder gar nicht in der Hansestadt stattfinden oder mussten in Häuser ausweichen, die vielleicht nicht allumfassend den richtigen Rahmen geboten haben. Umso mehr freut es uns, dass das CCH nun wieder für Kulturveranstaltungen seine Pforten öffnet, und es stehen bereits zahlreiche Künstler, Konzerte und Produktionen in den Startlöchern.“

Konzertagenturen freuen sich, wieder mit dem CCH planen zu können

Auch die Karsten Jahnke Konzertdirektion freut sich, wieder mit den Bühnen im CCH planen zu können: „Wir haben das CCH in den vergangenen sechs Jahren sehr vermisst, weil es für viele unserer Veranstaltungen logistisch ideal und für den Publikumsverkehr perfekt angeschlossen ist“, sagt Sprecher Frehn Hawel, „wir haben das CCH von Anfang an mit vielen Konzerten begleitet und freuen uns, dass die Musik wieder an diesem besonderen Ort spielt.“ Jahnke verkündet in diesem Zug das bislang erste gebuchte Konzert der Agentur im CCH: Am 24. November 2024 singt Ilse DeLange im Saal 1.

Mit einer Personality-Show war Ute Lemper 1987 zu Gast im CCH in Hamburg.
Mit einer Personality-Show war Ute Lemper 1987 zu Gast im CCH in Hamburg. © imago images/United Archives | IMAGO stock

So kommt die Kultur wieder zurück in das Congress Zentrum Hamburg. Nur Udo Jürgens wird das leider nicht mehr miterleben können und nicht mehr im weißen Bademantel Autogramme geben, der große Entertainer starb 2014. Und seine Badewanne war eine der ersten Einrichtungen des alten CCH, die 2017 auf dem Schutt landete. Was hätte Udo wohl gesungen: „Dann kann es sein, dass ein Mann auch einmal weint.“