Hamburg. Wiener Klassiker: Symphoniker spielten Mozart, Strauß und Schönberg im Großen Saal der Laeiszhalle – leider inkonsequent.
Dass sich hinter dem zuckrig blumigen Konzertmotto „Rosige Klangküsse“ ausgerechnet das vollausgewachsene zwölftonige Klavierkonzert von Arnold Schönberg befindet, muss man als zuversichtlichen Programm-Ausfallschritt würdigen, den die Symphoniker Hamburg in der Musikstadt Hamburg inzwischen sogar ihrer Sonntagvormittag-Stammkundschaft angedeihen lassen.
Deutlich versüßt wurde diese vermeintlich bittere Pille allerdings durch die dicke Ummantelung mit den ewigen Publikumslieblingen Mozart und Strauß – Johann Strauß Sohn, nicht Richard Strauss. Drei Wiener Klassiker im nicht gefüllten Großen Saal der Laeiszhalle also, nur einer harmonisch etwas anders disponiert als die beiden anderen. Drei Volltreffer hätten es werden können, es kam etwas anders.
Konzert Symphoniker Hamburg: Drei Volltreffer? Nicht ganz
Aktivster Aktivposten dieser Konstellation war sehr eindeutig der junge britische Gastdirigent Harry Ogg. Er war es, der im Programmkern das Geschehen im Schönberg buchstäblich zusammenhielt, so gut es ging. Dass es nicht besser ging, lag überhörbar am oft zu dezenten Solisten. Denn der Pianist Shai Wosner ging nicht erhobenen Hauptes ins Wagnis dieses ebenso anspruchsvollen wie selten gespielten Stücks, er druckste sich mit seiner ersten Tonreihe eher hinein und kam mitunter nicht recht über das Tutti hinweg.
Nicht die beste Methode, um die vielschichtigen Abläufe und Gleichzeitigkeiten dieser Musik transparent und gleichzeitig eindringlich zu vermitteln. Wosner spielte in dieser Matinee womöglich unter seinen Möglichkeiten, auf jeden Fall aber unter den Erfordernissen seines Parts, der durchaus mit dem Nachdruck und dem dunklen Feuer eines Brahms-Klavierkonzerts mithalten kann – sobald man sich konsequent hineinwirft. Und Wosners allzu halbherzige Mittelschönbergigkeit übertrug sich bremsend und vernebelnd auf das Orchester.
Konzert Hamburg: Leicht gestrigem Habe-die-Ehre-Schmäh und Selbstironie
Mit den Konzertwalzern von Strauß zur Begrüßung und als Finale war der Umgang weniger beschwerlich, auch Ogg wirkte und leitete deutlich entspannter. Für „Rosen aus dem Süden“ und den „Kaiserwalzer“ hatte man nach sanften Anlaufschwierigkeiten schnell den passenden Dreiertaktschwung heraus, die Melange aus leicht gestrigem Habe-die-Ehre-Schmäh und a bisserl gepflegter Selbstironie ist nun mal nicht einfach.
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Und nachdem Ogg bei der Begrüßung im smarten Plauderton auf die alle verbindende Klangrede-Rhetorik dieser drei Komponisten verwiesen hatte, belegte er diese These in Mozarts „Haffner“-Sinfonie, die er durchaus kontraststark und knackig geschärft und im Finalsatz saftig auftrumpfend über die Ziellinie brachte.
Nächstes Symphoniker-Konzert mit Musik von Strauß:28.1., 11 Uhr, Laeiszhalle, mit „An der schönen blauen Donau“ und „An der Elbe“, dazu Werke von Schubert und Bach. João Barradas (Akkordeon), Sylvain Cambreling (Dirigent)