Der Konzern hatte sich auf das Platzen der Immobilienblase vorbereitet und greift nun zu. Es geht um enorme Summen für die Saga.

  • Saga hat Assets in einer Größenordnung von einer Milliarde Euro in der Pipeline
  • Auf Saga-Portalen haben sich 70.000 bis 90.000 Menschen registriert, die eine Wohnung suchen
  • Das städtische Unternehmen hat vergangenes Jahr 1014 Wohnungen fertiggestellt und bei 955 mit dem Bau begonnen

Hamburg. Es gab Zeiten, da war die Saga in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, weil ihre Wohnungen als unattraktiv galten und jede vierte leer stand. Bis in die 90er Jahre galt das – und hat sich seitdem komplett gedreht. Nach zwei Jahrzehnten Zuwanderung nach Hamburg bei gleichzeitigem Ausbau und Sanierung des Bestandes meldet der städtische Wohnungskonzern am Freitag nicht nur erneut einen stattlichen Gewinn, sondern auch „Vollvermietung“. Ganze 0,3 Prozent der gut 138.000 Wohnungen stehen im Schnitt leer.

Die Kehrseite der Medaille: Auf den Saga-Portalen haben sich 70.000 bis 90.000 Menschen registriert, die eine Wohnung suchen. „Daran sehen Sie die Dramatik“, sagte Vorstandssprecher Thomas Krebs bei der Vorstellung der Bilanz für 2022. „Deswegen sind wir fest überzeugt: Das löst man nur über Angebotspolitik.“

Saga will Wohnungen in Hamburg kaufen: „eine Milliarde in der Pipeline“

Konkret bedeutet das: Die Saga will nicht nur weiter rund 1000 neue Wohnungen pro Jahr bauen, sondern sie will auch im großen Stil Wohnungen aufkaufen. „Wir haben Assets in einer Größenordnung von einer Milliarde Euro in der Pipeline, die wir gerade bewerten“, sagte Krebs. Dabei handele es sich um Grundstücke, Projektentwicklungen und Bestandsobjekte.

Er schätze, dass etwa 50 Prozent davon am Ende interessant für das Unternehmen sein werden. Sein Ziel sei es, bei wiederum der Hälfte davon – also im Umfang von rund 250 Millionen Euro – bis Jahresende „in den Ankauf zu kommen“. Infrage kämen Immobilien „immer dann, wenn sich Bestandsobjekte einfügen in unsere Quartiere und wenn sie von der Preisstellung passen“, so Krebs.

2022 wurden 1014 neue Saga-Wohnungen fertig – weniger als geplant

Thomas Krebs ist Sprecher des Vorstands des Hamburger Wohnungskonzerns Saga.
Thomas Krebs ist Sprecher des Vorstands des Hamburger Wohnungskonzerns Saga. © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES

Da das städtische Unternehmen vor allem günstigen oder sogar geförderten Wohnraum anbietet, bei dem die durchschnittliche Kaltmiete bei 7,07 Euro pro Quadratmeter (25 Prozent unter dem Hamburger Mietenspiegel) liegt, dürfte es sich um ähnliche Objekte handeln. Zu der Zahl der Wohnungen, die die Saga im Blick hat, wollte Krebs sich nicht äußern. Angesichts der Größenordnung von einer Milliarde Euro dürfte es sich aber um mehrere Tausend handeln.

Klar ist nur: Das Holsten-Quartier in Altona zählt nicht zu diesen „Assets“. Dennoch bekräftigte Krebs, dass die Saga sich weiterhin gemeinsam mit dem Projektentwickler Quantum um das ehemalige Brauerei-Areal bewerbe. Der aktuelle Investor, der dort längst 1200 Wohnungen hätte bauen sollen, will sich davon trennen.

Bei den Wohnungen und Grundstücken, an denen die Saga jetzt Interesse zeigt, handelt es sich im Wesentlichen um solche, die nach dem Platzen der Immobilienblase auf den Markt kommen. Darauf habe man sich vorbereitet, „damit wir antizyklisch einkaufen können, wenn in der Krise alle anfangen zu verkaufen“, so Krebs. Allerdings habe er selbst nicht mit so einem großen Volumen gerechnet.

Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen, das zu 100 Prozent der Stadt gehört, 1014 Wohnungen fertiggestellt und bei 955 mit dem Bau begonnen. Krebs bezeichnet das angesichts der „historischen Krise der Wohnungswirtschaft“ als ein sehr gutes Ergebnis. Zuletzt hatte die Branche fast im Wochentakt verkündet, dass aufgrund der steigenden Zinsen, hohen Baukosten und der politischen Unsicherheiten (Ukraine-Krieg, Heizungsgesetz, Stopp der staatlichen Förderung) die Neubautätigkeit massiv einbrechen werde. Die bereits zurückgehende Zahl an Bauanträgen und -genehmigungen deuten ebenfalls darauf hin.

Saga Hamburg: Überschuss lag mit 218 Millionen Euro minimal unter den Vorjahren

Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, wollte auch die Saga eigentlich 432 Wohnungen mehr fertigstellen (also 1446) und auch 31 mehr beginnen. Dass diese Ziele verfehlt wurden, sei „im Wesentlichen mit Kapazitäts- und Materialengpässen bei den Bauunternehmen“, Problemen bei Entmietungen sowie Umplanungen während der Bauphase zu begründen, hieß es.

467 Millionen Euro wurden in Bau und Modernisierung investiert – annähernd auf Vorjahresniveau, aber ebenfalls etwas weniger als geplant. Beim Neubau setze man künftig verstärkt auf die eigenen Grundstücke, also auf Verdichtung von Quartieren, so Krebs. Dort habe man bislang Potenzial für 350 Wohnungen identifiziert.

Saga-Mieter tauschen 700 Wohnungen – ein Erfolg

Weitere Daten aus dem Geschäftsjahr 2022: Der Umsatz der Saga stieg um rund 4,5 Prozent auf 1,09 Milliarden Euro, die Zahl der Mitarbeiter von 897 auf 916, die der Wohnungen um 1025 auf 138.656. Der Jahresüberschuss lag mit 218 Millionen Euro nur minimal unter den Vorjahren (jeweils 225 Millionen). 25 Millionen Euro wurden als Dividende an die Stadt ausgeschüttet. Die Mieten, die um gut zwei Prozent gestiegen sind, sollen auch künftig nur moderat steigen. In den kommenden zehn Jahren will die Saga 2,2 Milliarden Euro in die Modernisierung und in die energetische Sanierung ihres Wohnungsbestandes investieren.

Als Erfolg bewerte Krebs das Wohnungstauschprogramm: Rund 700 Wohnungen – das entspricht zehn Prozent der jährlichen Fluktuation – wurden auf diesem Weg innerhalb der Saga-Mieterschaft getauscht. Auch Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD), qua Amt Aufsichtsratsvorsitzende der Saga, setzt große Hoffnungen in solche Tauschbörsen, da vor allem Senioren oft in zu großen und junge Familien in zu kleinen Wohnungen leben, wie sie im Abendblatt-Interview gesagt hatte. In der Realität gelingt es aber bislang nur selten, zwei Mietparteien für solche Wechsel zu gewinnen.