Hamburg. Haus der Erde an der Uni Hamburg soll bis zu 425 Millionen Euro kosten. Opposition: Parallelen zum Konzerthaus immer auffälliger.

Die Kosten des öffentlichen Bauens in Hamburg laufen offenbar aus dem Ruder. Gab es zuletzt einen buchstäblichen Schock für Senat und Hochbahn, weil die Aufwendungen allein für den ersten kurzen Abschnitt der geplanten U-Bahn-Linie 5von 1,75 auf 2,86 Milliarden Euro stiegen, so brechen beim Bau des prestigeträchtigen Hauses der Erde für die Klimaforscher der Universität alle Dämme.

Wie berichtet, soll allein dieses Projekt, das im Rahmen der Exzellenzstrategie der größten Hamburger Hochschule eine wesentliche Rolle spielt, jetzt bis zu 425 Millionen Euro kosten. Ursprünglich waren 177 Millionen vorgesehen.

Nun heißt es, fehlende Elektroinstallation, die aufwendige Laborausstattung und Planungsmängel hätten zu weiteren Verzögerungen und Kostensteigerungen geführt. Da das Vorzeigeprojekt jedoch schon 2019 fertig sein sollte, kann man kaum die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg als Begründung heranziehen. Beides wirkt sich erst in der Verzögerung und wegen schlampigen Bau-Managements aus. Der Senat hatte bereits eine Klage gegen einen früheren Planer gewonnen.

Uni Hamburg: Haus der Erde hat Bauzeit wie Elbphilharmonie

Die Opposition in der Bürgerschaft schäumt. Von einem „massiven Kostendesaster zulasten der Hamburger Steuerzahler“ spricht der CDU-Abgeordnete Thilo Kleibauer. Die zusätzlichen Mehrkosten in der Endphase des Vorhabens seien „nicht nachvollziehbar und ein Totalversagen des Senats in der Steuerung großer Bauprojekte“, sagt er. „Im Bau-Monitoring vor einigen Monaten war die Kostenampel bei diesem Neubau noch auf Grün gesetzt. Dass der Finanzsenator nun kurz danach Kostensteigerungen in dieser Größe beiläufig als Randnotiz schönreden will, ist unfassbar.“

Norbert Hackbusch von der Linken-Fraktion sagte, in der Diskussion um Kostenerhöhungen für das Haus der Erde schon 2020 sei den Bürgerschaftsabgeordneten ein sorgfältiger Planungsprozess und vorausschauendes Handeln versprochen worden. „Jetzt ist klar: Das waren beides nur hohle Sprechblasen.“

Das Haus der Erde der Universität Hamburg soll nun Ende 2024 übergeben und 2025 in Betrieb genommen werden.
Das Haus der Erde der Universität Hamburg soll nun Ende 2024 übergeben und 2025 in Betrieb genommen werden. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Finanzsenator Andreas Dressel und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank müssten Rechenschaft ablegen. „Denn schon damals wurde deutlich, dass es wesentliche Planungsfehler in der Wissenschaftsbehörde gegeben hat, die der Finanzsenator durch entsprechende Planungskapazitäten in der GMH ausgleichen wollte“, sagt Hackbusch. Das sei offensichtlich nicht passiert.

Kostenschock auch bei CCH, Köhlbrandtunnel und U5

Dressel und Fegebank erklärten, die Baubranche leide infolge des Ukraine-Krieges unter erheblichen Preissteigerungen. Die beim Haus der Erde zusätzlich eingebauten „Finanzierungspuffer“ könnten das nicht abdecken. „Das ist bitter, aber leider nicht vermeidbar. Wir werden jetzt, wie im Vertrag vorgesehen, zwischen den Projektbeteiligten einen einvernehmlichen Weg der Kostentragung ausloten.“

Der AfD-Abgeordnete Alexander Wolf erklärte, mangelhafte Planung habe zu den Mehrkosten beim Haus der Erde geführt. „Und als Ausrede muss dann einmal mehr der Ukraine-Krieg herhalten. Grün-Rot kann es einfach nicht.“

Vom sogenannten kostenstabilen Bauen spreche Rot-Grün seit Jahren, sagte die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein. Aber: „Die traurige Realität prägt das Gegenteil: Vom Köhlbrandtunnel über das CCH bis jetzt zum Haus der Erde explodieren immer wieder die Kosten, werden Planungs- und Bau-Zeitpläne gerissen.“ Es sei eine Ausrede, dies auf allgemein gestiegene Baukosten und schwer verfügbare Fachkräfte zu schieben.

Haus der Erde an der Uni Hamburg: „Steuerzahler zahlt Zeche für Planungspannen“

Für den Bund der Steuerzahler erklärte die Landesvorsitzende Petra Ackmann: „Mit den steigenden Preisen kämpfen auch private Investoren. Der Unterschied ist nur, dass hier der Steuerzahler die Zeche für die Planungspannen zahlt. Aber: Wenn das Haus der Erde wie geplant 2019 fertiggestellt gewesen wäre, hätten weder die Corona-Pandemie noch der Ukraine-Krieg eine Rolle gespielt.“

Der Senat sei bei Großprojekten überfordert. Das sehe man auch beim CCH und der U5. „Inzwischen beträgt die Bauzeit des Hauses der Erde die der Elbphilharmonie. Schon das allein klingt nach einem schlechten Witz.“

Wie sehr Klimaexperten, Hamburger Großprojekte und Kosten zusammenhängen, wurde für den Senat zuletzt auf unangenehme Art deutlich: Der eigens eingerichtete und prominent besetzte Klimabeirat kritisierte die geplante U5 als zu teuer und zu spät, um überhaupt einen positiven Einfluss auf die Klimaziele zu bringen.