Laut Polizeigewerkschafter sind Hamburger Schanzenkrawalle mit London nicht vergleichbar. “Wir reagieren gelassen“, sagt Lenders.

Hamburg. Nach Einschätzung des Polizeigewerkschafters Joachim Lenders sind die Ausschreitungen in London mit den vergangenen Krawallen im Hamburger Schanzenviertel nicht vergleichbar. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir am 20. August nach dem diesjährigen Schanzenfest keine Londoner Verhältnisse in Hamburg haben werden“, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft im dapd-Interview.

Seit Jahren kommt es rund um den Hamburger Autonomentreff Rote Flora am 1. Mai sowie nach dem stets friedlichen Schanzenfest immer wieder zu teils schweren Krawallen.

In Großbritannien ist Lenders zufolge jedoch eine Welle der Gewalt ausgelöst worden, die in Deutschland derzeit eher unwahrscheinlich ist. Dennoch warnte der Hamburger Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft davor, schwere Ausschreitungen hierzulande völlig auszuschließen. "Wir haben auch in Deutschland soziale Brennpunkte. Das Potenzial ist nicht zu unterschätzen, denn es ist vorhanden.“

Insbesondere in Städten wie Hamburg und Berlin sei eine stark mobilisierende linksautonome Szene zu schweren Ausschreitungen fähig, sagte Lenders. "Aber auch eine linksautonome Szene würde Hamburg nicht in Schutt und Asche legen.“

"Großbritannien hat jetzt schon zu wenig Polizisten“

Als einen Grund dafür nennt der Gewerkschafter das unterschiedliche Vorgehen der britischen und der deutschen Polizei. Die Hamburger Polizei etwa setzt bei Krawallen im Schanzenviertel Wasserwerfer ein. "Wir reagieren mit Professionalität und Gelassenheit, schreiten aber auch bei Straftaten mit größtmöglicher Härte ein“, sagte Lenders. Die in Hamburg stattfindenden Ausschreitungen habe die Polizei im Griff.

Großbritannien habe aber bereits ein Problem bei der aktuellen Personalausstattung, sagte Lenders. Das Land habe jetzt schon zu wenig Polizisten. Weitere Stellenstreichungen seien geplant.

Laut Carl Jarchow, Sprecher für Inneres in der FDP-Bürgerschaftsfraktion, ist die Hamburger Polizei aufgrund ihrer Erfahrungen bei Krawallen im Schanzenviertel oder einst in der Hafenstraße taktisch besser aufgestellt als die britische Polizei.

Nach Einschätzung von Arno Münster, Fachsprecher für Inneres der SPD-Bürgerschaftsfraktion, ist die neue Strategie der Polizei insbesondere bei der diesjährigen Walpurgisnacht aufgegangen - "nämlich Präsenz zeigen“. Er gehe davon aus, dass die Polizei an dieser Strategie festhalte, sagte Münster auf dapd-Anfrage. Eine genaue Einschätzung werde der Lagebericht ergeben.

Unterstützung aus anderen Bundesländern fürs Schanzenfest

Lenders warnte allerdings davor, den Stellenabbau bei der deutschen Polizei fortzusetzen. Stattdessen müsse die Zahl der Einsatzkräfte aufgestockt werden. Aus seiner Sicht brauchen die Hamburger Beamten für das bevorstehende Schanzenfest erneut Unterstützung aus anderen Bundesländern. "Wir haben Hilfe angefordert und werden zwischen acht und zehn Hundertschaften zusätzlich brauchen“, sagte er. Am gleichen Wochenende sind in der Hansestadt die Cyclassics geplant – ein Radrennen, das vom Energiekonzern Vattenfall gesponsert wird. Angesichts der Atomdebatte in Deutschland sind am Rande des Rennens Proteste geplant. (dapd)