Die Polizeipräsenz bei der “revolutionären“ 1.Mai-Demonstration zeigte Wirkung. Die Polizei nahm mindestens 42 Demonstranten fest.
Hamburg. Die Polizeipräsenz zeigt offensichtlich Wirkung. Denn auch am zweiten Abend halten sich die Randalen und Ausschreitungen vorerst in Grenzen. Wie ein Polizeisprecher sagte, habe es vereinzelnd Zwischenfälle gegeben, bei denen die Polizei Wasserwerfer einsetzte, um die Demonstranten daran zu hindern, weiter Flaschen auf die Beamten zu werfen. Am späten Abend wurden nocheinmal Wasserwerfer vor dem S-Bahnhof Sternschanze eingesetzt. Zuvor war es auf der Altonaer Straße zu einem Zwischenfall gekommen, wo die Polizei Schlagstöcke und Pefferspray gegen Randalierer einsetzte. Die Polizei registrierte im Laufe des Protestzuges viele Abwanderer. Am Zielort waren von den vormals 2100 Demonstranten nur noch knapp 1000 zugegen. Gegen Mitternacht wurde der Verkehr am Schulterblatt zunächst wieder freigegeben. Die Polizei blieb aber weiter mit einer großen Anzahl von Beamten am Einsatzort, falls es doch noch zu Ausschreitungen kommt.
Die Polizei sprach von noch ruhigeren Verhältnissen als vergangene Nacht. Doch von den 1000 verbliebenen sollen nach Polizeieinschätzungen rund 500 gewaltbereite Junge Leute noch am Einsatzort sein. Die Einsatzkräfte schlossen deshalb am späten Abend nicht aus, dass es in der Nacht erneut zu Auseinandersetzungen mit Randalierern kommt. Zwei Polizisten wurden durch Flaschen- beziehungsweise Böllerwürfe leicht verletzt. 42 Menschen nahm die Polizei fest, 28 in Gewahrsam und 100 Aufenthaltsverbote für den Bereich des Schanzenviertels wurden registriert.
+++So verlief der 1. Mai in Berlin: Mit Tränengas gegen Randalierer+++
Die Polizei setzte bei dem ersten Zwischenfall Schlagstöcke und Pfefferspray gegen die Demonstranten ein. Einige Teilnehmer der "revolutionären" Demo antwortete mit Flaschen- und Böllerwürfen auf die Sicherheitsbeamten. Nach den Kundgebungen ist der Aufzug um 21.30 Uhr beendet worden. Es bleibt abzuwarten, ob es zu den befürchteten Ausschreitungen kommt. Im Zuge des Protestzuges ist am S-Bahnhof Sternschanze ein Müllcontainer angezündet worden. Bis um 21.00 Uhr registrierten die Beamten 20 Festnahmen, 20 . Mindestens eine Polizistin sei verletzt worden, hieß es weiter.
+++ Immer wieder Ausschreitungen im Hamburger Schanzenviertel +++
Zuvor hatte der Protestzug sein Ziel erreicht. Doch die Schanze war von der Polizei konsequent abgeriegelt worden. Mit zwei Wasserwerfern und einer langen Polizeikette verhinderten die Beamten, dass die Demonstranten auf die Schanze gelangten. Die Kundgebungen der "revolutionären" 1.-Mai-Demonstration fanden auf dem Schulterblatt statt. Nach wie vor gabt es keine größeren Zwischenfälle oder Randalen. Dennoch lag Spannung in der Luft.
Kurz nach dem Start des Protestzuges vom Bahnhof Altona stoppte die Hamburger Polizei den Zug einer "revolutionären“ 1.-Mai-Demonstration gleich zwei Mal. Grund dafür seien umherfliegende Böller, sagte Polizeisprecher Mirko Streiber. Außerdem waren einige Teilnehmer vermummt und wurden von der Polizei aufgefordert, die Maskierung abzulegen. Daraufhin kam es vereinzelnd zu Rangeleien. Die rund 2100 Demonstranten zogen dicht flankiert von Polizisten in Richtung Schanzenviertel. Insgesamt blieb es zunächst weitgehend friedlich, doch die Atmosphäre war angespannt. Mehr als 2000 Polizisten waren im Einsatz.
Kurz nach 19 Uhr machte sich der Protestzug auf den Weg, die Max-Brauer-Allee hinunter. Wie die Polizei sagte, beteiligen sich rund 2100 Menschen bei den Demonstrationen. Zuvor war die Polizei mit einem Großaufgebot an die Max-Brauer-Allee angerückt. Dort fanden Kundgebungen der Demonstranten statt. Der Protestzug zieht unter dem Motto "Heraus zum revolutionären 1. Mai" durch Altona. Vorne weg zog ein sogenannter schwarzer Block aus Mitgliedern der linksautonomen Szene. Den Demonstranten stehen rund 2000 Polizisten gegenüber. Zu Ausschreitungen kam es bisher nicht.
+++ Abendblatt-TV: Videoclips aus der Mainacht in der Schanze +++
Am Nachmittag war die Polizei bereits mit einem Großaufgebot in das eingerichtete Gefahrengebiet auf der Schanze zurückgekehrt. Die Beamten rüsten sich erneut für Ausschreitungen der linken Demonstranten vor der "Roten Flora". Die Nacht zum 1. Mai auf der Schanze in Hamburg verlief ruhiger als zunächst erwartet. Trotz einiger Festnahmen und Gewalttätigkeiten zog die Polizei wie auch in Berlin eine vorläufig positive Bilanz ihres Einsatzes. Dennoch kam es immer wieder zu Zwischenfällen und Randalen rund um die Demo für den Erhalt der Roten Flora. Die Polizei war mit 2300 Einsatzkräften vertreten und setzte mehrfach den Wasserwerfer ein, um die Situation zu beruhigen. Einige der rund 4.000 linken Demonstranten bewarfen die Einsatzkräfte mit Flaschen, Feuerwerkskörpern und Steinen. Mindestens elf Sicherheitskräfte wurden dabei verletzt, ein Beamter musste mit einem Hörschaden in einem Krankenhaus behandelt werden. Die Polizei nahm 17 Randalierer vorläufig fest und 50 in Gewahrsam. Rund 300 Personen erhielten ein Aufenthaltsverbot für das Gefahrengebiet.
Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) zog eine positive Bilanz des Polizeieinsatzes bei einer Demonstration für den Erhalt des linksautonomen Zentrums "Rote Flora“. "Die Polizei hat durch entschlossenes Eingreifen Schlimmeres verhindert“, erklärte Neumann am Sonntag. Bei vereinzelten Auseinandersetzungen am Sonnabendabend zwischen Demonstranten und Einsatzkräften waren elf Polizisten verletzt worden, einer von ihnen musste mit einem Hörschaden im Krankenhaus behandelt werden.
Am Sonntag rüstet sich die Polizei nun erneut mit einem Großaufgebot für mögliche Krawalle nach einer für den Abend geplanten "revolutionären“ Mai-Demonstration. Die Beamten seien in ähnlicher Stärke wie am Sonnabend im Einsatz, sagte Polizeisprecher Holger Vehren. Da waren 2300 bis 2500 Polizisten angerückt. Außerdem richtete die Polizei am Sonntag erneut ein Gefahrengebiet im Schanzenviertel ein, in dem die Beamten ohne konkreten Verdacht Menschen durchsuchen oder in Gewahrsam nehmen sowie Platzverweise erteilen können. Von den erwarteten rund 1000 Demonstranten aus dem linken bis linksextremen Spektrum stufte die Polizei etwa drei Viertel als potenziell gewaltbereit ein.
Die Einsatztaktik der Polizei am Sonnabend sei vollständig aufgegangen, sagte Innensenator Neumann. Gleichzeitig verurteilte er die Gewalttätigkeiten. "Es ist durch nichts zu rechtfertigen, dass es rund um den 1. Mai auch in diesem Jahr wieder zu gewalttätigen Aktionen in der Stadt gekommen ist.“ Im Hinblick auf die am Sonntag anstehende "revolutionäre“ Mai-Demonstration sagte er: "Lautstarke Kundgebungen sind völlig in Ordnung, Krawalle dagegen nicht zu tolerieren. Demonstrationen gehören zur Demokratie, Gewalt ausdrücklich nicht!“
Die Beamten hatten am Sonnabend 17 der rund 4000 Demonstranten vorläufig fest und 50 in Gewahrsam genommen. Vor der "Roten Flora“ wurden immer wieder Feuerwerkskörper auf Polizeiautos geworfen. Die Polizisten setzten mehrfach Wasserwerfer ein. Ein Fahrzeug der Bundeswehr ging in Flammen auf, mehrere wurden beschädigt. Zudem warfen einige Demonstranten nach Polizeiangaben Steine und Glasflaschen auf ein Hotel. Gewalttäter setzten mehrere Papierkörbe und Müllcontainer in Brand.
In Altona wurde der Zaun einer Baustelle teilweise niedergerissen. Die Polizei verhinderte die Erstürmung des Geländes eines Möbelhauses mit dem Einsatz von Wasserwerfern. Bereits zuvor waren während der Demonstration Feuerwerkskörper gezündet worden.
Auch aus Sicht der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG Hamburg) war die Einsatzstrategie erfolgreich. "Die Anzahl von etwa 1200 gewaltbereiten, teilweise vermummten Autonomen im Demonstrationsaufzug, zeigt einmal mehr, dass es vielen nur um Randale und Krawall geht“, sagte der Landesvorsitzende Joachim Lenders. Er forderte eine schnelle und harte Verurteilung der Straftäter, betonte aber: "Wir benötigen für die Verurteilung dieser Straftäter weder schärfere, noch neue Gesetze, sondern lediglich die konsequente Ausschöpfung des vorhandenen Strafrahmens durch die Justiz.“
Die CDU-Bürgerschaftsfraktion verlangte dagegen auch Gesetzesänderungen. "Die erneut hohe Anzahl von gewaltbereiten Jugendlichen muss uns veranlassen, über weitere gesetzliche Konsequenzen nachzudenken“, hieß es in einer Mitteilung des innenpolitischen Sprechers der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Kai Voet van Vormizeele. (abendblatt.de/dpa)
Lesen Sie dazu auch den Liveticker zur Nacht zum 1. Mai:
1.36 Uhr: Auf der Schanze ist es nach wie vor ruhig. Die Polizei sieht die von ihr eingesetzten Mittel als Grund für die ruhige Lage. Die zahlreichen Einsatzfahrzeuge und Wasserwerfer stehen dennoch weiter bereit, sollte es doch noch zu den befürchteten Ausschreitungen kommen.
0.27 Uhr: Bei den Zusammenstößen zwischen linksgerichteten Demonstranten und der Polizei in Hamburg sind bisher zehn Polizisten verletzt worden. Steine und Farbbomben wurden von den Demonstranten auf die Sicherheitskräfte geworfen, sagte ein Sprecher der Hamburger Polizei.
23.22 Uhr: Nach ersten Auseinandersetzungen zwischen jugendlichen Randalierern und der Polizei herrschte bis in den späten Abend angespannte Ruhe im Hamburger Schanzenviertel. Vereinzelt wurden Beamte aus einem Park im Umfeld des Autonomenzentrums "Rote Flora“ mit Böllern, Steinen und Flaschen beworfen. Die Polizei war nach Angaben eines Sprechers mit 2.300 Beamten im Schanzenviertel im Einsatz. Rund um die "Rote Flora“ waren zahlreiche Mannschaftswagen und Wasserwerfer aufgefahren und hielten das Terrain um das Autonomenzentrum in Schach.
Immer wieder warnte die Polizei die Angreifer vor weiteren Attacken und Schaulustige, dass sie von Wasserwerfereinsätzen betroffen sein könnten. Restaurants im Viertel räumten zu fortgeschrittener Stunde vorsichtshalber Tische, Stühle und Bänke von der Straße. Gegen 22.20 Uhr rückten eine Fahrzeugkolonne des sogenannten Bearbeitungstrupps zur Aufnahme von Personalien sowie Arrestwagen an.
22.28 Uhr: Die Situation auf der Schanze scheint sich vorerst wieder zu entspannen.
22:10 Uhr: Die ersten Böller fliegen auf der Schanze. Die Polizei setzt Wasserwerfer ein.
21.30 Uhr: Die Polizei hat die ersten Wasserwerfer vor die Rote Flora gefahren.
21.20 Uhr: Mehrere Randalierer haben in der Bernhard-Nocht-Straße Steine auf das Tropeninstitut und an den Astra-Turm geworfen. Zuvor war von Vermummten ein Opel Astra von der Bundeswehr angezündet worden. Bei den Randalen vor der Ikea-Baustelle sind sechs Beamte der Polizei verletzt worden. Mehrere Demonstranten haben Flaschen, Steine und Böller auf die Polizei geworfen. Eine Abschlusskundgebung gab es nicht. Die Menge teilte sich in kleine Gruppen und zog durch Altona und Ottensen. Dabei zündeten Vermummte Papiercontainer an und beschädigten Fahrzeuge. Auch die Frontscheibe eines Polizeifahrzeugs wurde zerstört.
19.43 Uhr: Mehrere Vermummte haben den Zaun der Ikea-Baustelle in Altona über 30 Meter eingerissen. Die Polizei hat mehrere Randalierer in Gewahrsam genommen. Die Polizei setzte zudem Wasserwerfer ein, um die Situation zu beruhigen.
Entlang der Straßen haben sich viele Schaulustige versammelt, die teils belustigt, teils erschrocken und verängstigt auf den Demonstrationszug blicken. Eine japanische Reisegruppe am Straßenrand blickte ungläubig auf die vorbeiziehende Menge. Eine junge Frau raunte ihrem Freund zu, "das ist ja echt martialisch hier.“ Ein Supermarkt entlang der Route schloss vorübergehend seine Türen. Auch die Geschäfte im Schanzenviertel haben sich auf eine krawallreiche Nacht eingestellt. Die Scheiben zweier Bankfilialen sind mit Rollläden gesichert.
Genervt von der Demonstration und möglichen Ausschreitungen in ihrem Stadtteil sind vor allem die Bewohner des Schanzenviertels. "Ich hasse diese Krawalltouristen“, sagt einer der Anwohner. "Das stört mich tierisch, die machen unser ganzes Viertel kaputt.“ Vereinzelt gibt es aber auch Verständnis. "Das gehört einfach dazu, sonst wäre es für mich nicht das Schanzenviertel“, meint Daniel Goncalves, Besitzer eines portugiesischen Restaurants.
19.13 Uhr: Erste Zwischenfälle bei der Demo: Wie die Polizei mitteilt, haben Vermummte ein Auto der Bundeswehr in Brand gesetzt. Zudem flogen Steine und Flaschen auf die Glasfassade eines Hotels.
18:13 Uhr: Polizei geht von 1000 gewaltbereiten Demonstranten aus.
18.02 Uhr: Der Protestzug zieht weiter. Mit Plakaten und Spruchbändern ausgerüstet geht es weiter. Unterwegs explodieren immer wieder Feuerwerkskörper, ansonsten bleibt es aber zunächst ruhig. "Was schafft ihr als nächstes ab?“ oder "Rote Flora bleibt“ ist auf den Plakaten der überwiegend schwarz gekleideten Demonstranten zu lesen.
17.50 Uhr: Die Polizei hat den Demonstrationszug für den Erhalt des alternativen Kulturzentrums "Rote Flora“ in Hamburg kurz nach dem Start gestoppt. Die Beamte forderten mehrere Teilnehmer auf, ihre Vermummung abzulegen. Nach Polizeiangaben hatten sich rund 4000 Teilnehmer vor dem Zentrum im Schanzenviertel versammelt, um in Richtung Altona zu marschieren.
17.20 Uhr: Die 2500 Demonstranten ziehen los. Zuvor hatten sich die Demonstranten vor der Roten Flora versammelt. Nun befindet sich die Menschenmenge auf dem Weg zur Ikea-Baustelle in Altona. Dort soll es dann gegen 19 Uhr eine Kundgebung geben.