Die Polizei richtet das Gefahrengebiet ein, um vorbeugend Straftaten zu verhindern. Angebliche Plakate der Polizei sorgen parallel für Wirbel.

Hamburg. Die Hamburger Polizei hat am Mittwoch für die Nacht nach dem Schanzenfest ein weiträumiges Gefahrengebiet rund um das Schanzenviertel eingerichtet. Dies bezieht sich auf die Zeit von Sonnabend (20. August), 23 Uhr bis Sonntag (21. August), 5 Uhr, so die Polizei. Das Gefahrengebiet wird zur vorbeugenden Bekämpfung von Straftaten eingerichtet. Dort können Polizisten Menschen kontrollieren, Platzverweise erteilen oder Aufenthaltsverbote aussprechen. Traditionell gibt es in der Nacht nach dem Schanzenfest rund um den bundesweit bekannten Autonomentreff Rote Flora Straßenschlachten zwischen Polizei und Randalierern. Im vergangenen Jahr wurden aufgrund von Ausschreitungen 42 Personen festgenommen. Mindestens 14 Menschen wurden verletzt.

Groteske Behauptungen auf angeblichen Polizeiplakaten

Darüber hinaus warnt die Polizei Hamburger Bürger im Vorfeld des Schanzenfestes vor gefälschten Plakaten, die in diesen Tagen in Altona und der City von Unbekannten auf Stromkästen und Plakatwände geklebt wurden. Die Aufmachung der Plakate erweckt den Eindruck, die Polizei sei der Urheber. Inhaltlich bezieht sich der Text auf die angeblich von der Polizei geplanten Maßnahmen rund um das Fest. Wörtlich heißt es auf den Plakaten: "Seien Sie kooperativ und unterlassen Sie Widerworte ebenso wie Bewegungen...".

Außerdem "warnen" die unbekannten Verfasser vor möglichen Platzverweisen für Bewohner des Viertels und raten im Namen der Polizei: "Die Erfahrungen ... haben gezeigt, dass leider viele Anwohner aufgrund der polizeilichen Maßnahmen nicht zu ihren Wohnungen gelassen werden konnten. Bitte kümmern Sie sich deshalb rechtzeitig um Schlafgelegenheiten in anderen Stadtteilen." Angeblich seien die Polizeibeamten bei Nachfragen vor Ort auch angewiesen, sofort "rigoros vorzugehen". Weiter heißt es: Im Fall einer Ingewahrsamnahme hätten die Betroffenen das Recht auf eine richterliche Überprüfung der Maßnahmen - aus zeitlichen Gründen werde diese aber nicht durchgeführt.

Am Ende des Textes werden die Behauptungen immer grotesker: Eine Freiheitsentziehung könne bis zu zwei Wochen dauern. Deswegen sollten die Anwohner unbedingt einen ausreichenden Vorrat an benötigten Medikamenten und Hygieneartikeln ständig bei sich tragen. Zu guter letzt folgt ein angeblicher Gruß der Polizei: "Wir freuen uns auf ein gelungenes Schanzenviertelfest und werden uns wie immer tatkräftig beteiligen." Die Abteilung Staatsschutz des Hamburger Landeskriminalamts hat wegen der Plakate die Ermittlungen nach dem Urheber aufgenommen.

Polizeigewerkschaft für Einsatz der Reiterstaffel beim Schanzenfest

Derweil fordert die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) Hamburg den Einsatz von Reiterstaffeln für ein effektives Mittel zur Verhinderung von möglichen Krawallen nach dem Schanzenfest. „Wo sonst mindestens 60 Beamte für eine Absperrung benötigt werden, reichen 15 Reiter“, sagte der DPolG-Landesvorsitzende Joachim Lenders am Mittwoch. Zudem würden Pferde abschreckend wirken. „600 Kilogramm Lebendgewicht verscheuchen jeden Randalierer“, sagte Lenders.

Das Argument, eine Reiterstaffel wegen des unwägbaren Geländes im Zusammenhang mit dem Schanzenfest nicht einsetzen zu wollen, greife nicht. So seien die Straßen gut ausgeleuchtet, sagte der Landesvorsitzende. Außerdem könnten Pferde schneller zu den Einsatzorten gelangen als Mannschaftsbusse oder Beamte zu Fuß. Laut Lenders werden am Sonnabend knapp 2500 Polizisten im Einsatz sein, darunter Einheiten aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Zudem wird die Hamburger Polizei von Beamten der Bundespolizei unterstützt.