Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) traf sich am Vormittag bei seiner Dienstreise nach Dänemark zu Gesprächen mit Wirtschaftsführern.
Kopenhagen. Der dänische Brauereikonzern Carlsberg hat sich zum Standort Hamburg bekannt. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sagte am Donnerstag nach einem Gespräch mit dem Unternehmen in Kopenhagen, die aus der Hansestadt kommenden Marken Holsten, Astra und Duckstein werden auch künftig im Norden Deutschlands eine Rolle spielen.
Die Marken seien Teil der Strategie des Konzerns und würden auch weiterhin in Hamburg produziert, sagte Scholz. Er bezeichnete das Treffen als den Beginn einer guten Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Carlsberg. Scholz hatte am Mittwoch und Donnerstag die dänische Hauptstadt besucht.
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Hamburg und Kopenhagen rücken zusammen
Manchmal muss man nur gemeinsame Ziele haben, und es klappt schon mit der Zusammenarbeit. Kopenhagen und Hamburg bekennen sich zur festen Fehmarnbelt-Querung und wollen darauf hinwirken, dass schon vor der geplanten Inbetriebnahme des Tunnels 2020 die Zugverbindungen zwischen beiden Städten deutlich schneller werden. Das haben Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und sein Kopenhagener Amtskollege Frank Jensen gestern in der dänischen Hauptstadt vereinbart.
Überraschend genug: Die "Zusammenarbeitserklärung", die im historischen Rathaus feierlich unterzeichnet wurde, ist das erste Dokument dieser Art zwischen beiden Städten. Kopenhagens Oberbürgermeister räumte freimütig ein, dass seine Stadt sich bislang eher in Richtung Berlin orientiert hat. Das soll sich nun ändern. "Hamburg ist unser nächster Nachbar in Deutschland", sagte Jensen. Und Scholz entfuhr ein für seine Verhältnisse geradezu schwärmerischer Satz: "Die beiden Städte haben sich schon lange sehnsüchtig angeschaut." Nun wollen die beiden Metropolen nicht nur in Sachen Fehmarnbelt-Querung zusammenarbeiten, sondern ihr Gewicht als nordeuropäische Region mit zusammen rund sieben Millionen Einwohnern auf EU-Ebene in Brüssel stärken. "Ich bin überzeugt davon, dass es zu einer dynamischen Entwicklung auf vielen Feldern kommt, wenn Metropolen mit ihrem Umland enger zusammenarbeiten", sagte Scholz am Rande seiner ersten Auslandsreise als Bürgermeister.
Es gebe es eine "gute Chemie" zwischen den Bürgermeistern, wie der Däne Jensen, Sozialdemokrat wie Scholz, es beschrieb. Zudem haben die Kopenhagener lange auf ein klares Ja aus Hamburg zum Bau des Tunnels zwischen Lolland und Fehmarn gewartet. Zu Zeiten des schwarz-grünen Senats gab es auf Drängen der Grünen kein solches Bekenntnis zu dem Projekt. Das hat Scholz nun nachgeholt.
Tatsächlich sind sich beide Städte ähnlich. Beide wachsen, wobei Kopenhagen laut Prognosen bis 2025 mit rund 100.000 auf dann 637.000 Einwohner deutlich stärker zulegen wird - Folge einer steigenden Geburtenrate und dem Trend, wieder in die Stadt zu ziehen. Entsprechend ehrgeizig ist das Ziel, bis 2025 45.000 neue Wohnungen zu bauen. In puncto Mobilität sind die Dänen den Hamburgern weit voraus: 60 Prozent des Verkehrs zum Arbeitsplatz und zurück erfolgt mit dem Fahrrad.
Wie Hamburg mit der HafenCity hat auch Kopenhagen längst damit begonnen, alte Hafenanlagen und Industriebrachen für attraktiven Wohn- und Gewerberaum herzurichten. Bei einer Fahrt mit der Barkasse "Portus" durch den alten Südhafen konnten sich Scholz und die Delegation von dem Ergebnis überzeugen. Viele Wohngebäude in unterschiedlichen Baustilen sind direkt ans Wasser gebaut. Die Planer haben darauf geachtet, dass es an vielen Stellen direkte Zugänge für die Bewohner zum Wasser gibt, wie Ayfer Baykal, Bürgermeisterin für Technik und Umwelt, Scholz erläuterte. Baykal ist die erste Migrantin an der Spitze der Kopenhagener Stadtverwaltung.
Was eine feste Verbindung zwischen zwei Staaten bewirken kann, die durch eine Meeresenge getrennt sind, konnte die Hamburger Delegation bei der Fahrt über die Öresundbrücke zwischen Kopenhagen und Malmö erfahren. Die längste Eisenbahn- und Autobrücke der Welt hat zu einer Vervierfachung des Verkehrs zwischen Malmö und Kopenhagen geführt. Rund 20.000 Pendler fahren täglich zur Arbeit nach Kopenhagen. Beim Besuch der staatlichen Femern A/S, die den Fehmarnbelt-Tunnel realisieren soll, wurden jedoch auch die immensen Schwierigkeiten eines solchen Riesenprojekts deutlich. Projekt-Direktor Claus Dynesen sprach zwar Englisch, aber die Worte "Planfeststellungsverfahren" und "Umweltverträglichkeitsstudie" sagte er nur auf Deutsch.
Im deutschen Planungsrecht sehen die Dänen offensichtlich Risiken für eine termingerechte Fertigstellung des Tunnels. Auf Seiten der Hamburger erntete Dynesen dafür wissendes Lächeln. Scholz muss es förmlich durchzuckt haben, als er hörte, dass die Züge auf deutscher Seite nur höchstens 160 km/h nach dem Streckenausbau fahren sollen, während es in Dänemark Tempo 200 sein soll. Es gibt also noch viel zu tun bei der Intensivierung der neuen Achse Kopenhagen-Hamburg.