Der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer gehört künftig zum Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer. Die Entscheidung kam drei Tage später als erwartet.

Hamburg/Paris. Die Hamburger Umweltbehörde kann aufatmen: Nachdem die Unesco ihre Entscheidung am Wochenende zweimal vertagt hatte, steht nun endlich fest, dass der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer künftig zum Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer gehören wird. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur stimmte am Montag in Paris einem entsprechenden Antrag der Hansestadt zu. Das bestätigten Diplomaten in Paris.

Das 137 Quadratkilometer großes Areal an der Elbmündung ergänzt das bereits bestehende Welterbe mit den Watt-Regionen vor Schleswig-Holstein, Niedersachsen und den Niederlanden. Diese stehen bereits seit 2009 unter besonderem Schutz. Die Hansestadt war 2008 aus den gemeinsamen Welterbe-Planungen mit den anderen Anrainern ausgestiegen, weil sie Nachteile bei der geplanten Elbvertiefung befürchtet hatte.

Ursprünglich hatte die Unesco bereits am Freitag das Hamburgische Wattenmeer zum Weltnaturerbe bestimmen wollen. Eine extra für den Welterbe-Titel des Hamburgischen Wattenmeers angesetzte Pressekonferenz musste am Freitag in Hamburg abgesagt werden. Am Sonnabend hatte die Unesco dann nur über die deutschen Buchenwälder abgestimmt. Fünf Wälder wurden zum universellen Erbe der Menschheit erklärt. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur stimmte einem entsprechenden Antrag der Bundesrepublik zu. Er umfasste fünf Wälder in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen und Hessen. Als Unesco-Weltnaturerbe stehen die Gebiete nun unter besonderem Schutz und auf einer Stufe mit so bekannten Naturwundern wie dem Grand Canyon oder den Galápagos-Inseln.

Zu den zum Welterbe erklärten Naturdenkmälern zählen der Buchenwald Grumsin in Brandenburg, der Nationalpark Hainich in Thüringen sowie der Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen. Aus Mecklenburg-Vorpommern sind der Nationalpark Jasmund auf Rügen und der Serrahner Buchenwald im Müritz-Nationalpark mit dabei. Alle ergänzen künftig das bereits bestehende Weltnaturerbe "Buchenurwälder der Karpaten“ in der Slowakei und der Ukraine. Dieses war bereits 2007 eingeschrieben worden.

Auf der Weltnaturerbeliste der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur war aus Deutschland lange Zeit nur die Fossillagerstätte Grube Messel in Hessen eingeschrieben. Erst 2009 kam das Wattenmeer hinzu.

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Es ist so weit: Hamburg bekommt sein erstes Welterbe. In seiner 35. Sitzung wird das Unesco-Welterbekomitee den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer einschließlich seiner Inseln Neuwerk, Scharhörn und Nigehörn zum Weltnaturerbe erklären und in die Listen der Welterbestätten der Menschheit einschreiben. Der Beschluss ist also noch nicht gefasst, dem Senat wurde aber avisiert, dass dies reine Formsache sei. Damit ist der deutsche Anteil des grenzüberschreitenden Welterbegebiets Wattenmeer komplett. Niedersachsen und Schleswig-Holstein dürfen ihre Küstengebiete gemeinsam mit dem Niederländischen Wattenmeer bereits seit 2008 Weltnaturerbe nennen. Hamburg hatte damals seine Bewerbung kurzfristig zurückgezogen.

Mit der Aufnahme in die Liste der Welterbestätten steht das Hamburgische Wattenmeer in seiner Bedeutung von "außergewöhnlichem universellen Wert" nun auf gleicher Augenhöhe mit dem Great Barrier Reef in Australien, dem Grand Canyon in den USA, dem Serengeti-Nationalpark, aber auch mit Kulturstätten wie den Pyramiden von Gizeh, den Tempeln von Abu Simbel, dem Taj Mahal in Indien, dem Kölner Dom und der Altstadt von Quedlinburg.

Als letztes Bundesland in Deutschland erhält Hamburg nun eine Welterbe-Auszeichnung. Das hätte Hamburg allerdings viel früher haben können.

Rückblick: Ursprünglich hatten Niedersachsen, Schleswig-Holstein, die Niederlande und Hamburg die Anmeldung zum Weltnaturerbe im Jahr 2006 vorbereitet. Ein gemeinsames Dossier wurde Ende 2007 beschlossen und sollte zum 1. Februar 2008 bei der Unesco eingereicht werden. Am 15. Januar - also nur zwei Wochen vor der geplanten Einreichung - zog Hamburg seine Bewerbung aber zurück. Die damals regierende CDU fürchtete durch den Welterbestatus Probleme bei der geplanten Elbvertiefung. Und so bekam am 26. Juni 2009 das Wattenmeer ohne den Hamburger Teil den begehrten Status.

Das Umdenken begann zwei Jahre später: Am 23. Februar 2010 beschloss der mittlerweile schwarz-grüne Senat, das Hamburger Wattenmeer nun doch bei der Unesco nachzumelden - die hatte versichert, dass die Elbvertiefung damit keineswegs ausgeschlossen werde. Das entsprechende Bewerbungsdossier unterschrieb der damalige Bürgermeister Christoph Ahlhaus am 20. Dezember 2010. Heute bekommt Hamburg nun endlich den gewünschten Titel.

"Ich freue mich sehr, dass Hamburg diese weltweit höchste Auszeichnung erhalten hat", sagte Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD). Mit dem Titel verpflichte sich die Stadt, "diesen Naturschatz von Weltrang für kommende Generationen zu bewahren".

Etwa 10 000 Tier- und Pflanzenarten leben im Wattenmeer, darunter Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale. Kein anderes Gebiet der Erde hat eine größere zusammenhängende Sand- und Schlickfläche. Und jeder, der mal da war, weiß, wie schön das ist.