Die Holländer wollen noch weitere Teile des Wattenmeeres schützen. Sie würden davon am meisten profitieren. Die IHK Nord protestiert.

Hamburg. Die Industrie- und Handelskammer Nord warnt davor, die Schutzgebiete des Wattenmeeres zu erweitern. Dies haben die Niederlande vor der 11. trilateralen Regierungskonferenz gefordert. Vom 17. bis 19. März treffen sich auf Sylt die Umweltminister Deutschlands, Dänemarks und der Niederlande, um über den Schutz des Wattenmeeres zu beraten. Ein erster Entwurf der gemeinsamen Ministererklärung sah vor, die Schutzgebiete erheblich auszudehnen. Betroffen wären davon sowohl die Fahrrinnen als auch die Hafenzufahrten in der Nordsee. Diesen Vorschlag lehnt die IHK Nord, der Zusammenschluss der 13 norddeutschen Industrie- und Handelskammern, entschieden ab.

„Die von den Niederlanden vorgeschlagene Erweiterung des Wattenmeer-Schutzgebietes können wir nicht nachvollziehen“, sagte Otto Lamotte, Vorsitzender der IHK Nord und Präses der Handelskammer Bremen. Eine weitere Ausdehnung des Schutzgebietes würde den Schiffsverkehr erheblich erschweren. Es müssten neue oder geänderte Schifffahrtsrouten in der Nordsee eingerichtet werden. Seeschiffe, die deutsche Häfen anlaufen, hätten zusätzlich Umwege zu fahren und erweiterte Lotsenpflichten in Kauf zu nehmen. Das würde die Anlaufkosten für die deutschen Nordseehäfen erheblich verteuern - zum Vorteil der Holländer. Denn er größte niederländische Hafen Rotterdam würde auch nach den neuen Plänen außerhalb der Schutzzone liegen.

„Den deutschen Seehäfen würden damit erhebliche Wettbewerbsnachteile entstehen", sagte Lamotte. "Wir fordern Bundesumweltminister Norbert Röttgen nachdrücklich dazu auf, solche Gedankenspiele von niederländischer Seite deutlich zurückzuweisen."

Auch der deutsche Bundestag hat sich schon mit den Plänen der Niederländer befasst und sich einvernehmlich gegen sie ausgesprochen. "Die Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen unterstützen mit ihrem Bundestagsantrag diese ablehnende Position“, sagte Ingbert Liebing, CDU-Mitglied des Bundestages für Nordfriesland und Dithmarschen Nord. Er gehe davon aus, dass die Ausdehnung des Schutzgebietes kein Thema mehr für die Konferenzbeschlüsse sein werde.

Der Umweltverband WWF unterstützt dagegen die Pläne der Holländer. „Die Schifffahrts- und Umweltministerien müssen endlich miteinander ins Gespräch kommen", fordert Hans-Ulrich Rösner, Projektleiter Wattenmeer beim WWF Deutschland. "Wir brauchen ein gemeinsames Konzept zur Vorbeugung gegen Schiffsunfälle, um das Wattenmeer vor den Folgen von Öl- und Chemikalienaustrittten schützen zu können."

Das Wattenmeer erhielt im Jahr 2002 auf gemeinsamen Vorschlag Dänemarks, Deutschlands sowie der Niederlande den Status als „Particularly Sensitive Sea Area“ (PSSA). Bei den PSSA-Gebieten handelt es sich um Meeresgebiete, die aufgrund ihrer ökologischen, sozioökonomischen oder wissenschaftlichen Bedeutung besonderen Schutz erfordern. Die Schiffahrtsrouten sind bislang ausgenommen.