Die Bedenken sind ausgeräumt: Geplante Elbvertiefung steht einer Anerkennung nicht im Wege. Entscheidung fällt im Jahr 2012.
Nun also doch: Hamburg wird den Nationalpark "Hamburgisches Wattenmeer" zum nächstmöglichen Zeitpunkt bei der Unesco als Teil des "Weltnaturerbes Wattennmeer" nachmelden. Darauf hat sich der Senat nach monatelangen Diskussionen zwischen Umwelt- und Wirtschaftsbehörde verständigt.
Bisher besteht das "Weltnaturerbe Wattenmeer" nur aus den Teilen des Niedersächsischen, Schleswig-Holsteinischen und Niederländischen Wattenmeeres, weil sich Hamburg auf Drängen der CDU aus der ursprünglich gemeinsamen Bewerbung kurzfristig zurückgezogen hatte. Zu groß war die Sorge der CDU, dass der Weltnaturerbe-Status Auswirkungen auf das Planfeststellungsverfahren zur Elbvertiefung haben würde.
Diese Bedenken seien nun ausgeräumt, sagte Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL). Ein Erfolg, den sich wohl vor allem die Umweltbehörde (BSU) ans Revers heften darf. Mit außergewöhnlicher Hartnäckigkeit haben die BSU-Mitarbeiter immer wieder in Gesprächen versucht, die Bedenken der Wirtschaftsbehörde (BWA) auszuräumen. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Zustimmung der CDU-geführten BWA sei die Anerkennung des restlichen deutschen und niederländischen Wattemeeres als Weltnaturerbe gewesen. Dabei hatte die Unesco festgeschrieben, dass Maßnahmen zur Fahrrinnenanpassung in der Flussmündung durch den Welterbe-Status nicht eingeschränkt würden. Damit war die Sorge ausgeräumt, die Anerkennung könnte zulasten des Hafens gehen.
Zudem hatte sich die BSU um eine Stellungnahme der neuen Bundesregierung bemüht. In einem Brief habe Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) "Unbedenklichkeit" für eine Nachmeldung bescheinigt, so Hajduk. All dies zusammen habe die Zweifel der Wirtschaftsbehörde nun ausgeräumt und zu dem gemeinsamen Beschluss des Senats geführt. Ein erneutes Zurückziehen Hamburgs schloss Hajduk aus.
Nun muss nur noch die Art und Weise der Nachmeldung geklärt werden. Hamburg kann seinen Nationalpark frühestens zum1. Februar 2011 als Teil des bestehenden Weltnaturerbes bei der Unesco nachmelden. Die Entscheidung darüber fällt, gemäß dem strengen Reglement der Unesco, rund eineinhalb Jahre später, also frühestens im Sommer 2012. Dabei würde Hamburg einen Antrag auf "geringfügige Änderung der Grenzen" des Weltnaturerbes Wattenmeer stellen. Mit seinen rund 137 Quadratkilometern macht der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer etwa 1,4 Prozent der Welterbeflächen in den Niederlanden, Niedersachsen und Schleswig-Holstein aus.
Denkbar ist auch noch eine umfangreichere Variante. Gemeinsam mit Dänemark und in Kooperation mit den Welterbe-Partnern kann auch ein Antrag auf Anerkennung eines deutlich erweiterten Weltnaturerbes gestellt werden. Ein solches Verfahren läuft aber auf einen vollständig neuen Welterbe-Antrag hinaus. Dabei müssen alle bereits anerkannten Partner bereit sein, dieses Verfahren noch einmal komplett mit Hamburg und Dänemark zu durchlaufen.
Wie Dänemark sich dazu positioniert, ist noch nicht klar. Die Dänen wollen sich laut Behörde bis zur bilateralen Wattenmeerkonferenz am 17. und 18. März auf Sylt äußern.
Der Hamburger Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) begrüßte die "überfällige" Nachmeldung Hamburgs. "Hamburg hat heute das peinliche Possenspiel um die Ausweisung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe doch noch glücklich beendet", sagte BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch. Es sei eine gute Nachricht, dass die "grüne Senatorin" sich durchsetzen konnte und "selbst die Wirtschaftsbehörde nun offenbar hinter dem notwendigen internationalen Schutz dieses einzigartigen Lebensraums" stehe.