Unesco ernennt in Paris zwei norddeutsche Buchenwälder zum Naturerbe. Entscheidung über Hamburgisches Wattenmeer vertagt.
Hamburg/Paris. Die Hamburger Umweltbehörde muss weiter auf die Entscheidung ihres Antrages warten, das Hamburgische Wattenmeer in die Liste der Weltnaturerbe aufzunehmen. Die Unesco stimmte am Sonnabend in Paris zunächst nur über die deutschen Buchenwälder ab. Demnach wurden fünf Wälder zum universellen Erbe der Menschheit erklärt. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur stimmte einem entsprechenden Antrag der Bundesrepublik zu. Er umfasste fünf Wälder in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen und Hessen. Als Unesco-Weltnaturerbe stehen die Gebiete nun unter besonderem Schutz und auf einer Stufe mit so bekannten Naturwundern wie dem Grand Canyon oder den Galápagos-Inseln.
Zu den zum Welterbe erklärten Naturdenkmälern zählen der Buchenwald Grumsin in Brandenburg, der Nationalpark Hainich in Thüringen sowie der Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen. Aus Mecklenburg-Vorpommern sind der Nationalpark Jasmund auf Rügen und der Serrahner Buchenwald im Müritz-Nationalpark mit dabei. Alle ergänzen künftig das bereits bestehende Weltnaturerbe "Buchenurwälder der Karpaten“ in der Slowakei und der Ukraine. Dieses war bereits 2007 eingeschrieben worden.
Auf der Weltnaturerbeliste der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur war aus Deutschland lange Zeit nur die Fossillagerstätte Grube Messel in Hessen eingeschrieben. Erst 2009 kam das Wattenmeer hinzu.
Mit der Entscheidung über Weltkulturerbe-Anträge aus Deutschland wird erst am Montag gerechnet. Deutschland hofft unter anderem auf einen Titel für eine von Walter Gropius entworfene Schuhleistenfabrik im niedersächsischen Alfeld. Als Teil grenzüberschreitenden Weltkulturerbes stehen neben dem Fagus-Werk zwei Häuser in der Stuttgarter Weissenhofsiedlung auf der Kandidatenliste. Sie wurden von dem französisch-schweizerischen Architekten und Stadtplaner Le Corbusier entworfen.
Die Bundesrepublik ist außerdem an der Nominierung prähistorischer Pfahlbauten rund um die Alpen beteiligt. In Baden-Württemberg und Bayern gibt es zahlreiche Relikte dieses Siedlungswesens. Hamburg will 137 Quadratkilometer Watt an der Elbmündung zum bereits bestehenden Weltnaturerbe Wattenmeer hinzufügen lassen.
Ursprünglich hatte die Unesco bereits am Freitag das Hamburgische Wattenmeer zum Weltnaturerbe bestimmen wollen. Eine extra für den Welterbe-Titel des Hamburgischen Wattenmeers angesetzte Pressekonferenz ist am Freitag in Hamburg abgesagt worden. Nach Auskunft der Umweltbehörde habe sich die Unesco zuerst mit anderen Themen beschäftigt. Das Wattenmeer stehe weiter hinter auf der Tagesordnung und werde daher voraussichtlich erst am Montag besprochen.
Die Signale von der Unesco in Paris sind laut Umweltbehörde positiv. Bislang besteht das Weltnaturerbe Wattenmeer seit 2009 aus den Nationalparks Niedersächsisches und Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sowie dem niederländischen Wattenmeer-Schutzgebiet. Hamburg zog erst im Dezember 2010 mit einem eigenen Antrag nach.
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Es ist so weit: Hamburg bekommt sein erstes Welterbe. In seiner 35. Sitzung wird das Unesco-Welterbekomitee den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer einschließlich seiner Inseln Neuwerk, Scharhörn und Nigehörn zum Weltnaturerbe erklären und in die Listen der Welterbestätten der Menschheit einschreiben. Der Beschluss ist also noch nicht gefasst, dem Senat wurde aber avisiert, dass dies reine Formsache sei. Damit ist der deutsche Anteil des grenzüberschreitenden Welterbegebiets Wattenmeer komplett. Niedersachsen und Schleswig-Holstein dürfen ihre Küstengebiete gemeinsam mit dem Niederländischen Wattenmeer bereits seit 2008 Weltnaturerbe nennen. Hamburg hatte damals seine Bewerbung kurzfristig zurückgezogen.
Mit der Aufnahme in die Liste der Welterbestätten steht das Hamburgische Wattenmeer in seiner Bedeutung von "außergewöhnlichem universellen Wert" nun auf gleicher Augenhöhe mit dem Great Barrier Reef in Australien, dem Grand Canyon in den USA, dem Serengeti-Nationalpark, aber auch mit Kulturstätten wie den Pyramiden von Gizeh, den Tempeln von Abu Simbel, dem Taj Mahal in Indien, dem Kölner Dom und der Altstadt von Quedlinburg.
Als letztes Bundesland in Deutschland erhält Hamburg nun eine Welterbe-Auszeichnung. Das hätte Hamburg allerdings viel früher haben können.
Rückblick: Ursprünglich hatten Niedersachsen, Schleswig-Holstein, die Niederlande und Hamburg die Anmeldung zum Weltnaturerbe im Jahr 2006 vorbereitet. Ein gemeinsames Dossier wurde Ende 2007 beschlossen und sollte zum 1. Februar 2008 bei der Unesco eingereicht werden. Am 15. Januar - also nur zwei Wochen vor der geplanten Einreichung - zog Hamburg seine Bewerbung aber zurück. Die damals regierende CDU fürchtete durch den Welterbestatus Probleme bei der geplanten Elbvertiefung. Und so bekam am 26. Juni 2009 das Wattenmeer ohne den Hamburger Teil den begehrten Status.
Das Umdenken begann zwei Jahre später: Am 23. Februar 2010 beschloss der mittlerweile schwarz-grüne Senat, das Hamburger Wattenmeer nun doch bei der Unesco nachzumelden - die hatte versichert, dass die Elbvertiefung damit keineswegs ausgeschlossen werde. Das entsprechende Bewerbungsdossier unterschrieb der damalige Bürgermeister Christoph Ahlhaus am 20. Dezember 2010. Heute bekommt Hamburg nun endlich den gewünschten Titel.
"Ich freue mich sehr, dass Hamburg diese weltweit höchste Auszeichnung erhalten hat", sagte Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD). Mit dem Titel verpflichte sich die Stadt, "diesen Naturschatz von Weltrang für kommende Generationen zu bewahren".
Etwa 10 000 Tier- und Pflanzenarten leben im Wattenmeer, darunter Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale. Kein anderes Gebiet der Erde hat eine größere zusammenhängende Sand- und Schlickfläche. Und jeder, der mal da war, weiß, wie schön das ist.
Mit Material von dpa und dapd