Petra Bahr und Hamburger Pröpstin Kirsten Fehrs wollen Bischöfin der Nordelbischen Kirche werden. Synoden-Präsident lobt beide Kandidatinnen.

Hamburg. Wenige Tage vor der Wahl der Nachfolgerin der zurückgetretenen Hamburger Bischöfin Maria Jepsen haben sich die beiden Kandidatinnen noch einmal der Öffentlichkeit vorgestellt. "Es wird spannend“, ob sich die Synode für die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Oberkirchenrätin Petra Bahr, oder die Hamburger Hauptpastorin und Pröpstin Kirsten Fehrs entscheidet, sagte der Präsident der Synode der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Hans-Peter Strenge, am Mittwoch in Hamburg.

Am 17. Juni sollen die 140 Mitglieder der Nordelbischen Synode abstimmen, wer künftig das Bischofsamt im Sprengel Hamburg und Lübeck übernimmt. Strenge bezeichnete die Bewerberinnen als "starke Frauen“ und die Ausgangslage als "komfortabel“. Bahr warte unter anderem mit einem theologischen Studium und einer journalistischen Ausbildung auf. Pröbstin Fehrs sei stark in Nordelbien verwurzelt und habe Fähigkeiten auf dem Gebiet der Personal- und Gemeindeentwicklung, sagte Synoden-Präsident Strenge.

Unterschiedliche Positionen zu Präimplantationsdiagnostik

Für die 49-jährige Fehrs steht nach eigenen Angaben die Begegnung mit Menschen im Mittelpunkt der bischöflichen Arbeit, um andere Meinungen zu verstehen und in das kirchliche Handeln aufzunehmen. "Und dazu gehört es, genau hinzuschauen und auch genau hinzuhören“, sagte sie. Das gelte insbesondere für ethisch sensible Themen wie zum Beispiel die Präimplantationsdiagnostik (PID). Bei dieser vertrete sie nach einem längeren Entscheidungsprozess die Position, es eingeschränkt zuzulassen.

+++ Kirsten Fehrs im Portrait +++

Die 45-jährige Bahr dagegen sagte, sie sei den umgekehrten Weg gegangen. "Man kommt aus dem Dilemma nicht raus, dass man eine Entscheidung trifft über potenzielles Leben, von dem man nicht weiß, ob es gesund oder krank ist, oder wie auch immer es sich entwickelt“, sagte sie. Diese Anmaßung in der medizinischen Haltung sei problematisch.

+++ Petra Bahr im Portait +++

Fehrs: Gespräch mit Missbrauchsopfern suchen

Bahr möchte "eine Bischöfin für alle sein, also auch für evangelische Kirchenmitglieder, deren Konfession unsichtbar bleibt“, sagte sie. Sie stehe für eine Kirche im Dialog mit der Gesellschaft. Dabei solle Kirche nicht nur Antworten geben, sie solle auch ein Ort des Fragens und des Zögerns sein. "Ohne religiöse Rede, ohne ethische Entwürfe aus den Quellen des christlichen Glaubens wird unsere Gesellschaft ärmer“, sagte sie mit Bezug auf den Philosophen Jürgen Habermas.

Maria Jepsen war am 16. Juli vergangenen Jahres von ihrem Amt als Bischöfin der Sprengel Hamburg und Lübeck zurückgetreten. Auslöser war Kritik am Umgang der Kirche mit Missbrauchsfällen aus den 70er und 80er Jahren in Ahrensburg. Fehrs sagte dazu, die Kirche müsse sich der „eigenen dunklen Seite stellen“ und insbesondere mit den Opfern reden. Das Hässliche dürfe nicht mehr schön geredet werden, "nur weil wir es vermeiden wollen“.